Dann fressen sie die Raben
den Arbeitsgemeinschaften soll man zusätzliche Kompetenzen erwerben. Ich frag mich, wozu soll dieser Horoskop- …«, beinahe hätte ich -quatsch gesagt, kann mich aber gerade noch bremsen, » …-kram denn gut sein? Bei den anderen AGs kapiere ich sofort, was der Nutzen dabei ist, aber was lernt man bei euch?«
Dennis bricht in schallendes Gelächter aus. Die anderen fallen ein und Gretchen lacht am lautesten.
»Wir lernen, wie Marktwirtschaft funktioniert.« Dennis legt jetzt seine zweite Hand auf meine Schulter. Gretchen bemerkt es und dreht sich von ihm weg. »Wir lernen, wie man Webseiten programmiert oder wie Geldtransfer übers Netz abläuft. Wenn du mich fragst, ist das hier die beste Arbeitsgruppe. Hier wirst du fit gemacht fürs Leben, alles andere ist doch Pipifax.«
»Und was hat Lina hier getan?«
Gretchen schaut fragend zu Dennis.
»Sie war nur kurz in unserem Klub«, antwortet er dann für sie.
»Aber was genau hat meine Schwester gemacht?«, beharre ich.
»Sie hat das Design für unsere Homepage neu gestaltet, sie war …«
Gretchen starrt Dennis missbilligend an.
Er räuspert sich. »Ich meine, sie ist eine echt tolle Designerin.«
Alle anderen nicken zustimmend. Doch mir kommt irgendetwas daran falsch vor.
»Was mit Lina passiert ist, ist wirklich schrecklich«, Dennis tätschelt tröstend meine Schulter. »Aber wir müssen trotzdem in drei Wochen unseren Auftritt fertig haben. An die Arbeit, Leute, ich muss noch was mit Ruby klären.«
Er nimmt meine Hand und zieht mich vor die Tür. Seine Hand fühlt sich angenehm an, warm und kräftig. Ich bin sehr gespannt, was er diesmal zu mir sagen wird, und zum Glück fällt mir auch ein, was ich ihn fragen kann.
»Verrätst du mir jetzt, warum du mir in der Mensa ans Schienbein getreten hast?«
»Ja, ich wollte nicht, dass es die anderen hören, weil es ein bisschen peinlich ist. Und weil es meinen besten Kumpel Alex betrifft, euren Stiefbruder.« Er zögert merklich, gibt sich dann aber einen Ruck. »Versprich mir, dass du niemandem etwas davon erzählst?«
»Klar«, sage ich, dabei bin ich völlig verwirrt und ich merke, dass ich irgendwie Angst vor dem habe, was mir Dennis gleich eröffnen wird.
»Er und Lina … also, er hat Andeutungen gemacht, dass Lina fürchterlich in ihn verknallt war und er sie ständig abwimmeln musste. Und seitdem ich gehört habe, dass sie versucht hat, sich das Leben zu nehmen, frage ich mich, ob sie sich die Abfuhr von ihm ein bisschen zu sehr zu Herzen genommen hat.« Er zögert wieder. »Vielleicht sprichst du mal mit ihm darüber.« Jetzt hat er wieder dieses Jungenhafte wie vorhin in der Mensa. »Aber von mir hast du das nicht, versprochen?« Er sieht mich verlegen an.
Ich muss die Worte erst einmal sacken lassen. »Du meinst, sie war in Alex verknallt?« In Alex? Das kann ich mir jetzt gar nicht vorstellen. Alex ist immerhin unser Stiefbruder. Andererseits – diese Andeutungen, die er vor ein paar Tagen gemacht hat. Und er hat schon etwas Cooles an sich. Etwas, das Lina reizen könnte. Vielleicht gerade, weil er unser Stiefbruder ist?
»Weißt du das ganz sicher?«
Dennis hebt abwehrend die Hände. »Hey, ich bin wirklich nicht der Typ fürs Tratschen. Ich würde dir raten, mit Alex zu reden. Ich kenne ihn, er nimmt dir das nicht übel.« Er wendet sich zur Tür und schaut mich mitleidig an. »Das wird schon alles mit Lina, ganz bestimmt!«
Wir gehen wieder zu den anderen hinein und ich merke, wie die Gedanken durch mein Hirn rasen.
Alex? Und Lina?
Schweigend setze ich mich zu Gretchen und versuche witzig zu sein, was mir nicht so recht gelingen will, weil ich ständig wieder Linas verzweifelten Blick vor mir sehe. Der böse Schenk. Was ist da nur passiert?
5. Kapitel
Die Schule schleppt sich bis nachmittags um vier hin. Erst danach kann ich Lina besuchen.
Auf dem Weg zu ihr denke ich über die Leute nach, die ich heute kennengelernt habe, und frage mich, ob das, was Dennis erzählt hat, wirklich der Grund für Linas Selbstmordversuch gewesen sein könnte. Eigentlich hätte ich viel eher gedacht, dass ihr Dennis gefällt, er ist noch ein bisschen cooler als Alex. An Merlin hat sie sich auch nur rangemacht, weil er so verdammt cool war. Und weil er eigentlich für sie tabu hätte sein sollen.
Hör auf, Ruby, lass es endlich, das ist Vergangenheit!
Im Krankenhaus sehe ich durch die Glasscheibe von Linas Zimmer, wie Oliver neben meiner Schwester am Bett sitzt und sie betrachtet. Seine blonden
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