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Dann gute Nacht Marie

Titel: Dann gute Nacht Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Becker
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Vielleicht war er aber auch der Meinung, dass sie den ersten Schritt tun musste, nachdem das missglückte Ende ihres zunächst recht vielversprechenden Dates eindeutig auf ihr Konto ging. Schließlich hatte er sich die größte Mühe gegeben, mit seinem kleinen, aber feinen Programm den Abend zu einem Erfolg werden zu lassen. Und sie hatte mit ihrer blödsinnigen Plagiatsidee und dem unvermittelten Aufbruch alles kaputt gemacht.
    Nachdem sie ihren Koffer ausgepackt hatte, stellte Marie das mitgebrachte Foto der Eltern auf ihr Nachtkästchen. Das Engelchen wurde liebevoll in das ansonsten recht nüchterne Bücherregal integriert, die bunten Kissen werteten das langweilig braune Sofa sofort enorm auf. Die leeren Dosen nahm sie zunächst mit in die Küche, um sie später noch gründlich zu säubern, bevor sie über ihre weitere Verwendung im Rahmen ihres Nachlasses nachdachte. Zunächst jedoch setzte sie Teewasser auf und sich mit dem Telefonbuch aufs Sofa. SUCHEN …

    Kasimir, der trotz Elmars hervorragender Pflege äußerst froh über die Rückkehr seines Frauchens zu sein schien, rollte sich beruhigt neben ihr auf seinem Sessel zusammen und leckte seine Pfoten. Da im Telefonbuch kein Lutz Maibach zu finden war, holte Marie ihren Laptop ins Wohnzimmer und ließ ihn hochfahren. COMPUTER STARTEN. ENTER. Sie ging ins Internet und gab »Lutz Maibach München« in die Suchmaschine ein. SUCHEN. Und tatsächlich fand sich unter den Ergebnissen eine Homepage, die im Zusammenhang mit Lutz’ Forschungen auf dem Gebiet der Pharmakologie und der Suche nach Versuchspersonen auch seine private Festnetznummer angab. Hoffentlich die aktuelle, denn die Seite war bereits zwei Jahre alt und das Projekt sicher längst abgeschlossen. Mit einem ziemlich mulmigen Gefühl im Magen trug Marie das Telefon aus dem Flur ins Wohnzimmer und stellte es vor sich auf den Tisch. Mindestens zehn Minuten saß sie fast unbeweglich davor und fixierte es mit den Augen, als wollte sie es hypnotisieren. Weil es aber auch nach dieser Zeit nicht klingelte oder ihr auf andere Art die Entscheidung abnahm, hob sie den Hörer ab und wählte.
    Während das monotone Tuten scheinbar quälend lange an ihr Ohr klang, widerstand sie der ständigen Versuchung, sofort wieder aufzulegen. Dann ein Knacken: »Hier ist der automatische Anrufbeantworter von Lutz Maibach. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht.« Piep. Erstaunlich kurz und unkompliziert für den sonst so umständlichen Unidozenten. Marie legte auf. RÜCKGÄNGIG?
    Nach kurzem Überlegen hob sie den Hörer erneut ab und drückte die Wahlwiederholungstaste. Schließlich durfte sie sich von einem Anrufbeantworter nicht ihre
letzte Chance zur Kontaktaufnahme kaputt machen lassen. Das wäre ja noch schöner, nachdem sie sich schweren Herzens durchgerungen hatte, den ersten Schritt zu tun. Immerhin wusste sie jetzt, dass die Nummer noch stimmte. Piep.
    »Hallo, Lutz, hier ist Marie. Du weißt schon … die mit dem Krimi.« So ein Quatsch, natürlich wusste er das. Sie hatte sich ja am vergangenen Wochenende die größte Mühe gegeben, sich bei ihm in dieser Hinsicht unvergesslich zu machen. ABBRECHEN? »Ich wollte mich bei dir wegen meines plötzlichen Aufbruchs entschuldigen. Ich … also … ich war ziemlich durcheinander.« Was für eine Entschuldigung! Nichtssagender hätte sie es kaum machen können. »Vielleicht kannst du mich ja bei Gelegenheit zurückrufen? Meine Telefonnummer steht in der Anmeldung … falls du die nicht sofort entsorgt hast. Danke. Tschüss.«
    Gleich nachdem Marie aufgelegt hatte, kam ihr das, was sie gesagt hatte, ziemlich ungeschickt vor. Lutz musste denken, sie ginge davon aus, dass sich sein Leben in den letzten Tagen nur um sie gedreht hatte.
    Die Anmeldung entsorgt! Ziemlich unwahrscheinlich. Außerdem unterstellte sie ihm damit erstens, ein privates Interesse an ihr gehabt zu haben, was keineswegs erwiesen war. Und zweitens - falls es doch so gewesen sein sollte -, dass er Privates und Berufliches nicht trennen konnte. Die Anmeldung entsorgt! Etwas Dümmeres hätte sie ihm kaum auf den AB sprechen können. RÜCKGÄNGIG? LÖSCHEN?
    Im ersten Moment dachte Marie tatsächlich darüber nach, zu ihm zu fahren, um die gespeicherte Nachricht noch vor seinem Abhören möglichst unbemerkt zu vernichten.
Doch wie hätte sie in die Wohnung kommen sollen? Und wenn er bis zu ihrem Eintreffen heimgekommen oder bereits jetzt zu Hause war, hatte er ihre Worte vermutlich schon abgehört. Es war also

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