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"Dann iss halt was!": Meine Magersucht – wie ich gekämpft habe – wie ich überlebe (German Edition)

"Dann iss halt was!": Meine Magersucht – wie ich gekämpft habe – wie ich überlebe (German Edition)

Titel: "Dann iss halt was!": Meine Magersucht – wie ich gekämpft habe – wie ich überlebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frommert , Jens Clasen
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was sie für Kämpfe mit sich austrug, mir teilte sie nichts darüber mit. Da lege ich ihr einen Lebenstraum vor die Füße, sie muss ihn nur aufheben – und sie bleibt unschlüssig darüber stehen. Unfähig sich zu bücken und ihn aufzuheben – und genau so unfähig, davor wegzulaufen. Schließlich wurde sogar Frau Orszulka, meine fleischgewordene Hin- und Rückreiseversicherung, ein klein wenig ungeduldig, vor allem deshalb, weil die Frist ablief, in der dieses wirklich attraktive Angebot galt, und sie wollte alles ihr Mögliche dazu beitragen, dass meine Mutter und ich nicht nur logistisch auf unsere Kosten kommen, sondern auch finanziell. Sie schlug also vor, zunächst einmal die Ticketausstellungsfrist zu verlängern – was allerdings nicht unendlich möglich sein würde. Das taten wir. Und warteten weiter. Aber selbst so eine Ticketausstellungsfrist ist endlich. Sie konnte doch unmöglich eine mehrwöchige, planungsintensive Australien-Reise in den Wind schießen, weil an einem tristen Februartag gut 50 Gedecke auf ein paar Klapptische gestellt werden mussten!
    Wir buchten – besser gesagt: Ich buchte.
    Ich begann in Gedanken schon, Koffer zu packen und mit Hilfe des Internets meine Einkaufsliste zu erstellen. Welchen Süßstoff gibt es in Australien, haben die Magerquark, und was ist mit Vollkorn-Brötchen? Natürlich ging es turbulent zu in meinem Kopf. Was nahm ich mit? Was verpackte ich wie, wo? Wo und wie organisierte ich dort meine Mahlzeiten-Zubereitungsrituale? Was würde mich erwarten? Vorsichtshalber hatte ich schon mal die Botschaft nach Australien gesendet, dass da einer kommt, der ein gesundheitliches Problem hat und deswegen sein eigenes Süppchen kocht. Unsere künftige Gastgeberin verstand das alles nicht, aber sie sagte: »No problem.« Das war also schon mal geklärt. Weiter auf der Checkliste: Was muss ins Handgepäck, was kann in den Koffer? Und Sport? Was ist mit Sport?
    Fragen, die sich andere Menschen vor solchen Reisen stellten, Fragen wie: Welche Klamotten nehme ich mit, welche Papiere? Was macht man in Sydney um diese Jahreszeit? Was bietet man einer gut 80 Jahre alten Frau? Nationalparks, Strand, Meer, Stadt, Land, Fluss. Schließlich sollte sie ja auch etwas erleben, aber es auch überleben. Also nicht so anstrengend, das Ganze. Das kam mir ja auch ganz zupass. Meine Mutter war zwar fast doppelt so alt, aber körperlich mindestens dreimal so fit. Ich stockte mein Bücherregal um ein paar Reiseführer auf. Und je intensiver ich den Aufenthalt organisierte, desto größer wurde die innere Panik. Einerseits. Aber die Aussicht, endlich dieses Land sehen zu können, von dem ich schon so viel geträumt hatte, verlieh mir den Mut dazu, meine Rituale für ein paar Wochen zu Hause zu lassen und in der Ferne neue zu entwickeln, die den alten täuschend ähnlich sein würden. Irgendwann kam sogar so etwas wie Vorfreude auf.
    Dann aber klingelte das Telefon. Ich hasste Telefongebimmel, weil es Druck ausübt. Selbst die Versuche, das Geläut zu ignorieren, müssen erfolglos bleiben, weil einen der Gedanke piesackt: Wer ist es und warum? Nimmt man ab, ist es die unmittelbare Präsenz. Eine Anfrage, eine Bitte, ein Problem – ich bin in einem Alter und in einem Modus, in dem Anrufe nicht mehr »einfach so« ankommen. Fast nie mehr ein »Wollte mal hören, was du so machst«. Und so nimmt man die ersten Begrüßungsfloskeln allenfalls als Vorspiel wahr, als Verpackung dessen, was da gleich kommen wird …
    Ich nahm ab: »Christian Fro…« – »Ja hier auch Frommert …«
    (Oh je.)
    Also, sie hätte da noch einmal nachgedacht.
    (Oh jemineh.)
    Faschtnacht feiern ginge nicht, unmöglich!
    (Aah!)
    Aber …
    (Nee.)
    Sie müsse auf jeden Fall dahin, diese Tische decken. Sie habe jetzt alles organisiert, und sie würde das dann machen und anschließend nach Hause gehen. Am Abend dann wieder hin, um reinen Tisch zu machen. Kurzum: Das gehe nicht anders, und deswegen könne sie nicht fliegen, nicht zu diesem Termin.
    Ich schrie vor Fassungslosigkeit, in der meinem Zustand angemessenen Lautstärke: stumm.
    Ich fasse das für die ungläubig Staunenden noch einmal kurz zusammen: Ich musste einen Flug, eine komplette mehrwöchige Reise inklusive Limousinenservice und Mietwagen zunächst canceln und schließlich umbuchen, weil meine Mutter TISCHE DECKEN musste! Aber was heißt »musste«? Sie wollte es. Sie setzte nicht mehr als ihre Prioritäten.
    Es war zum Verzweifeln.
    Ich war verzweifelt.
    Ich ließ

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