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"Dann iss halt was!": Meine Magersucht – wie ich gekämpft habe – wie ich überlebe (German Edition)

"Dann iss halt was!": Meine Magersucht – wie ich gekämpft habe – wie ich überlebe (German Edition)

Titel: "Dann iss halt was!": Meine Magersucht – wie ich gekämpft habe – wie ich überlebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Frommert , Jens Clasen
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was sie in mir auslöste, und das nicht nur in Reisezeiten.
    Nun freute ich mich auch. Ich war schlicht erleichtert, ein Monolith, mindestens einer von der Größe des Ayers Rock, fiel mir vom Herzen. Ich hatte Verstärkung. Steffi an meiner Seite zu wissen war vom Gefühl her ungefähr so, wie den Weg aufs Schafott – wenn schon – dann zumindest nicht allein antreten zu müssen. Die Organisation des dritten Fluges war ein Kinderspiel für zwei Logistik-Organisations-Planungsjunkies wie Steffi und mich.
    Während ich Schlachten mit Luft- und Mutterschiffen austrug, saß eine Frau am Rand und beobachtete die Szenerie professionell nachdenklich-amüsiert: meine Therapeutin. Nein, sie lachte natürlich nicht, dazu ist sie viel zu mitfühlend und analytisch. Aber sie fragte schon mit einigem Interesse nach, wie es mir denn bei der ganzen Sache so ging und ob denn meine Gefühle in Bezug auf diese Reise, insbesondere in dieser Begleitung, nicht zumindest wechselhaft ausfielen. Sie hätte mich auch direkt fragen können, ob mir nicht der Arsch auf Grundeis ging. Aber sie ist Französin, und ihr auch darin begründeter Charme und ihre Wortwahl verbieten es ihr ohnehin, derlei tief in die Kiste der Verbalinjurien zu greifen. Ich denke, meiner Therapeutin war lange vor dem Start dieser »Tour d’ Australie« viel klarer als mir, was sie bedeuten würde.
    Es war nur oberflächlich ein Trip nach Down Under.
    Es war eine Reise zum Mittelpunkt.
    Nicht der Erde, sondern zu dem meines Ur-Problems.
    Doch noch waren wir hier, und die wahren Konflikte lagen noch in weiter Ferne. Wir kamen ihnen aber langsam näher. Der Shuttle Service stand bereit. Standesgemäß. Dunkle Limousine, Chauffeur, Chapeau!, Frau Frommert, das hatte etwas. Eigentlich hatte sie gar kein Nutzungsrecht,weil Bürstadt zu weit entfernt war vom Flughafen. Aber Sie wissen ja: Frau Orszulka. Gegen einen winzigen Fahrtkostenzuschuss machte sie auch das möglich. Die Mitarbeiter der von uns verschlissenen Firmen hatten wahrscheinlich mittlerweile eine eigene Selbsthilfegruppe für Frommert-Opfer gegründet. Andererseits: Ich habe meinen Preis für alles gezahlt.
    Meiner Mutter mangelte es an nichts. Mir an Anerkennung dafür. Wir waren genau hier: Emirates, A340, Business Class, ganz vorne links. Ein nachgerade beschämend exzellenter Service, der sogar noch Aufwertung erfuhr, als ich dem Kabinenpersonal erzählte, dass das meine 80 Jahre alte Mutter … und zum ersten Mal so weit … im Flieger und überhaupt …
    »Sehr gerne, danke für die Information. Alles kein Problem.« Aber da war noch etwas, das sie mir verschwiegen. Es stand aber deutlich auf den Stirnen unter ihren adretten Hütchen zu lesen: Ja, nun, Ihre Frau Mutter ist wohl eher nicht das Problem …
    Augen zu und Start.
    Ich hatte seit Jahren keinen Urlaub mehr gemacht. Und es sollte auch dies keiner werden.

Frühstück mit Känguru
    Wie die Sache mit Mutter explodiert
    Australien also.
    Ja, doch, ich freute mich. Zumindest sagte ich das, und irgendwann glaubte ich es mir dann auch selbst. Nach innen hatte ich einen Heidenrespekt vor dieser Tour, durchzuckt von Zweifeln. Die Spannung war enorm. Wie würde es wohl diesmal sein, wenn das Skelett eines seiner Traumziele abklapperte? Immer wieder hatte ich meine Trips gen Vancouver, Kapstadt und Co. vor Augen. Alles eine Qual.
    Würde es wieder ein reines Zeit-hinter-sich-Bringen werden, versüßt nur durch die Aussicht, bald wieder zu Hause sein zu können, um alles so zu machen wie immer: (Nicht-)Essen, Sport, Arbeit? Bald schon wieder die Zugbrücke zu meiner Burg hinter mir hochziehen, wieder auf Pluto landen, um in aller Ruhe meine Zwänge und Rituale hemmungslos und vor allem im Geheimen ausleben zu können?
    Würde es dieses Mal also wieder so sein? Besser? Schlimmer?
    So viele Zweifel nagten an mir und fütterten damit regelrechte Panikattacken: Leben, Australien, Zukunft.
    Ruhe verlieh mir Steffi und ironischerweise das Essen. Nicht dass es wirklich mehr wurde. Die Gemüseration war wohl eher niedriger, dafür hatte ich einen permanenten Heißhunger auf Joghurt mit Obst. Ich konnte schier nicht damit aufhören, ging dann wieder mit einem vom Eiweiß aufgeblähten Bauch ins Bett – und weil das Fett in meiner Nahrung weiterhin gänzlich fehlte, ging in der Nacht alles wieder als Flüssigkeit ab. Ich war immer auf der Flucht – der Bettflucht.
    Aber das immer wiederkehrende Essensritual in seiner konsequenten Regelmäßigkeit gab meinen

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