Dann klappt's auch mit dem Doktor
mir wollen.«
»Meinst du? Warum beschäftigt es dich denn überhaupt, ob ich Interesse an dir habe oder nicht?«, fragt Nils.
»Weil â¦Â« Tetrazepam ist echt ein geiles Zeug. Ich habe gar keine Schmerzen mehr. Ich bin die Königin des Universums. Nils ist der wunderschönste und unglaublichste Mann, den es jemals gab, und die ganze Welt ist herrlich bauschig rosa ⦠und so leicht. »Weil du, wenn du mich nicht gerade missverstehen willst und einen auf Mimose machst, total süà sein kannst und dann der tollste und netteste Typ bist, den ich kenne.«
»SüÃ, nett und toll sind nicht unbedingt die Adjektive, die ein Mann über sich gern hört.«
Mir wird etwas schwummrig vor Augen. »O Nils, was ist, wenn ich doch zu viel von dem Tetrazepam eingenommen habe?«
»Keine Sorge, das hast du nicht. Ich passe auf dich auf.«
»Das ist gut. Ach ja ⦠Mir fallen noch andere Adjektive ein: sexy zum Beispiel. Wenn du nicht gerade so psychologisch kompliziert tust, bist du echt ein sexy Typ ⦠der sexieste Mann, den ich kenne. Und das, obwohl du oft Pullunder trägst.«
Nils nimmt meine Hand. Ich komme gerade so richtig in Fahrt: »Nils, ich muss dir noch was sagen. Ich war nicht immer ganz ehrlich zu dir.«
Er lässt meine Hand wieder los und sieht mich ernst an. Dann holt er tief Luft: »Okay, raus damit.«
Nun greife ich nach Nilsâ Hand: »Bitte sei mir nicht böse, aber es sind die Jelly Beans. Ich mag gar keine Jelly Beans. Ich hasse die Dinger. Ich wollte dich nicht verletzen, deshalb habe ich es dir nicht gesagt, wenn du mir welche mitgebracht hast.«
»Die Jelly Beans?« Nils fängt an zu lachen. »Die Jelly ÂBeans«, er schüttelt den Kopf. »WeiÃt du was? Wenn du nicht gerade so zickig und oberflächlich tust, bist du die liebenswerteste Person, die mein Leben jemals durcheinandergebracht hat.«
Nils nimmt mein Gesicht in seine Hände und sieht mir direkt in die Augen. In meinem Magen breitet sich ein lange nicht mehr da gewesenes Kribbeln aus. Dann beugt er sich vor und küsst mich. Seine weichen warmen Lippen machen mich noch kribbeliger. Ehe ich mich versehe, küsse ich ihn zurück, bis sich mein Verstand einmischt.
»Nils«, unterbreche ich ihn und schiebe ihn von mir weg, »Nils, wir können das nicht tun. Professor Astrup feuert mich, wenn er das rauskriegt.«
»Schsch. Es ist alles in Ordnung«, er küsst mich erneut. Zwei Paar wunderschöner rehbrauner Augen verschwimmen langsam im Dunkeln.
Nilsâ Gesicht tanzt immer noch in doppelter Ausführung durch meine Träume, als ich am nächsten Tag vom Wecker aus einem komatösen Tiefschlaf gerissen werde. Völlig benebelt und mit bleischweren Gliedern versuche ich, mich zu orientieren. O mein Gott! Habe ich wirklich mit Nils geknutscht und ihm meine geheimen Wünsche offenbart, von denen ich bisher selbst nichts gewusst habe? Oder war das alles nur ein Traum? Laut meinem Wecker ist es zehn Uhr. So ein Mist. Ich bin viel zu spät dran. Panisch richte ich mich auf und falle sofort wieder in die Kissen. Mein Körper ist tatsächlich zu schwach, um aufzustehen. Die Kombination aus Schlafmangel, Wodka und dem Beruhigungsmittel hat mir gar nicht gutgetan. Neben dem Wecker liegt ein Zettel:
Guten Morgen, ich hoffe, es geht Dir besser.
Schlaf Dich aus. Ich sage Bescheid, dass Du heute später kommst .
Das ist Nilsâ krakelige Schrift, eindeutig. Das ist ja lieb von ihm. Moment mal. Dass der Zettel hier liegt, heiÃt, er war in meinem Schlafzimmer. Wie bin ich überhaupt in mein Bett gekommen? Ich hebe die Bettdecke an und blicke an mir herÂunter. Bis auf Unterhose und T-Shirt habe ich nichts mehr an. Die Bettdecke und das Kopfkissen auf der anderen Seite meines Doppelbettes sind zerwühlt und auf dem Kissen finde ich kurze braune Haare. Kurze braune Haare, so wie Nils sie hat. Was ist bloà passiert? Wer hat mir wann die Klamotten ausgezogen? Wieso lag Nils in meinem Bett? Immerhin habe ich noch etwas an. Das spricht dagegen, dass wir Sex hatten, hoffe ich. Wäre auch eine Ironie des Schicksals, wenn ich mich an mein erstes Mal seit Monaten nicht mehr erinnern könnte. Bei meinem Glück wäre das aber glatt möglich!
Was für eine blöde Situation: Ich habe einen Blackout, Nils hat offensichtlich in meinem Bett gelegen, ich habe keine Ahnung, ob er mich ausgezogen hat
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