Dann klappt's auch mit dem Doktor
könnte so etwas auch niemals verzeihen. So wie ich auch einige andere Eigenschaften bei Männern nicht tolerieren kann.«
Wütend massakriere ich mit einem Zahnstocher eine Olive in dem Schälchen, das vor mir steht.
»Tut mir leid, dass deine Reise so ein unschönes Ende genommen hat.«
Dieses Thema ist mir eindeutig zu persönlich.
»Ist halb so wild. Jeder muss halt im Leben so seine Erfahrungen sammeln. Lohnt sich auch nicht, weiter darüber zu reden. Kann ja nicht jeder sofort einen McDreamy treffen«, kanzele ich Nils barsch ab.
Der wühlt in seiner Jackentasche herum und holt schlieÃlich einen zerknitterten Zettel heraus. In seinen Taschen scheintâs zuzugehen wie auf seinem Schreibtisch. Er lässt sich einen Stift geben und kritzelt irgendwas auf den Knitterzettel. Dann schiebt er ihn zu mir rüber. Erst jetzt erkenne ich, dass es ein uraltes abgegriffenes Blankorezept ist. Die wurden doch schon vor Jahren entsorgt. Darauf hat er geschrieben:
Rezept für: Anna Plüm
Verordnung für: einen McDreamy
Unterschrift: Nils Denner.
»So. Da du im Moment anscheinend keine Lust auf ein weiteres Gespräch hast, verschreibe ich dir das jetzt einfach. Vielleicht klapptâs dann ja. Für irgendwas muss diese ganze Studiererei ja gut gewesen sein. Und jetzt komm! Caro hat mich gebeten, dich nach Hause zu bringen. Falls das für dich okay ist.«
Nach Hause klingt nach einer guten Idee. Ich bin fix und fertig. Caro und Ralf mussten schon los, um den Babysitter abzulösen. Ich stopfe das Knitterrezept in meine Tasche. Irgendwie süÃ. Echt kitschig, aber süÃ. Wir verabschieden uns noch von Vera und Till, die sich mal wieder in irgendeine Diskussion verstrickt haben.
»Hast du nicht Lust, mit uns noch ein Haus weiter zu ziehen?« Vera drückt mich fest.
»Immer gerne, aber heute bin ich echt durch. Ein anderes Mal. Schlagt euch nicht die Köpfe ein, wenn ich nicht da bin.«
»Wenn du die Sachen aus deinem Schrankkoffer nicht zwingend brauchst, bringe ich ihn dir morgen vorbei«, bietet Till mir groÃzügig an.
»Das wäre vielleicht ganz gut. Die meisten Kosmetika, Zahnbürste und so habe ich doppelt. Heute Abend brauche ich die Sachen aus dem Koffer nicht. Wann willst du denn vorbeikommen?«
»Na, wenn wir alle ausgeschlafen haben, früher Mittag oder so. Wir könnten dann mal wieder zusammen joggen gehen. Das haben wir ewig nicht gemacht. Jetzt, wo du wieder eifrig mit uns im groÃen Teich der Singlefische schwimmst, solltest du was für dich tun.« Till zwinkert Nils zu und klopft mir auf den Hintern. So eine Unverschämtheit.
»Ich bin topfit.« Nur heute Abend vielleicht nicht mehr. Nils hakt mich unter und führt mich zu seinem Auto. Ich würde ja lieber alleine gehen, aber irgendwie schwankt der Boden ganz schön bedrohlich. Liegt bestimmt an den hohen Absätzen. Nils fährt einen alten Kombi. Passt zu seinen Pullundern. Aber trotz SpieÃerkarre rast er wie ein Irrer. Während der Fahrt muss ich mich arg zusammennehmen, um in den Kurven nicht einer plötzlich aufwallenden Ãbelkeit nachzugeben.
»Alles in Ordnung?«, fragt Nils, als er vor meiner Haustür hält, »du bist etwas blass.«
»Nur müde, und dein Fahrstil ist nicht gerade gut für meinen Magen«, nuschele ich so deutlich wie möglich, »trotzdem danke, dass du dir die Mühe gemacht hast, mich zu fahren.«
»Kein Problem. Ich wohne gleich um die Ecke.«
»Ach was.«
»Wir kaufen im selben Supermarkt ein, falls du dich erinnerst.«
Auweia, ich hatte gehofft, er hätte dieses Zusammentreffen vergessen.
»Hmm, ja. Also, danke noch mal.«
»Soll ich dich noch raufbringen?«
»Auf einen Kaffee, oder was? Danke, mir reichtâs für dieses Wochenende.«
Nils sieht mich beleidigt an: »Wohl eher, damit du heil nach oben kommst.«
»Schon gut. Das schaffe ich alleine. Dann bis Montag.«
Mühsam hieve ich mich aus dem Wagen und versuche erfolglos, den direkten Weg zur Haustür einzuschlagen. Das ist heute Abend aber auch schwierig. Mist! Der Schlüssel ist schon wieder verbogen. Oder hat jemand das Schloss ausgetauscht? Ich werfe einen Blick zur StraÃe. Denner sitzt immer noch im Auto und beobachtet mich. Jetzt schnallt er sich auch noch ab. Nein, danke, ich komme wunderbar alleine zurecht. Zum Glück geht der störrische
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