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Dann klappt's auch mit dem Doktor

Dann klappt's auch mit dem Doktor

Titel: Dann klappt's auch mit dem Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lenz
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dir?«
    Â»Gut«, Connor grinst.
    Â»Hast du noch Schmerzen?«
    Â»Nö.«
    Ach ja. Diese Gespräche mit pubertierenden wortkargen Jungs sind doch immer wieder eine Freude.
    Â»Hältst du noch Diät?« Denner lässt nicht locker. Die Frage hätte er sich aber auch sparen können.
    Â»Meistens. Wir haben ihm jetzt nur sein Lieblingsessen gebracht, weil er krank ist«, mischt die Mutter sich ein.
    Wenn ich mir Connor so ansehe, scheint er sehr oft krank zu sein.
    Â»Hat sich dein Gewicht in den letzten Monaten verändert?«, fragt Denner den jetzt etwas bedröppelt dreinschauenden Connor.
    Â»Ich habe ein wenig zugenommen.«
    Â»Vielleicht sollten wir wieder zu Ihnen in die Ambulanz kommen?«, schlägt seine Mutter vor.
    Â»Gerne. Das geht aber nur, wenn Connor auch vorhat, bei der Therapie mitzuarbeiten«, gibt Denner zu bedenken und wendet sich wieder an Connor: »Vielleicht denkst du noch mal darüber nach. Wenn du es wirklich versuchen möchtest, bist du bei uns jederzeit willkommen.«
    Â»Kommen denn Connors Schmerzen von seinen Rippen?«, fragt der bislang schweigsame Vater.
    Denner dreht sich zu mir um: »Nun, da fragen wir doch am besten die Kollegin.«
    Ich untersuche Connor noch einmal. Als ich auf die Gelenke zwischen der vierten und fünften Rippe links und dem Brustbein drücke, verzieht er schmerzhaft das Gesicht:
    Â»Aua.«
    Ansonsten ist alles in Ordnung.
    Â»Es sind die Rippen. Wie genau das passiert ist, kann ich Ihnen nicht sagen. Vermutlich hat er falsch gelegen oder schief gesessen. Er ist insgesamt zu inaktiv und sollte mehr Sport treiben, um Muskulatur aufzubauen.«
    Â»Vielen Dank, Frau Doktor. Wir sind ja so froh, dass es nicht das Herz ist.«
    Mama-Connor ist sichtlich erleichtert. Seine kleine Schwester, die uns bislang neugierig beobachtet hat, kommt auf Nils zu.
    Â»Na, junge Dame, kann ich etwas für dich tun?« Nils beugt sich zu ihr herunter.
    Â»Du liebst sie, stimmt’s?«, sagt sie und zeigt dabei mit dem Zeigefinger auf mich. Denner ist sprachlos.
    Â»Charlene, du sollst doch nicht mit dem Finger auf andere Leute zeigen.« Die Mutter nimmt sie auf den Arm.
    Â»Entschuldigen Sie, sie ist immer ein wenig vorlaut.«
    Â»Schon gut«, stammele ich und bemerke zu meinem Entsetzen, dass ich puterrot angelaufen bin.
    Mein Gesicht glüht. O nein, nicht schon wieder. Normalerweise habe ich meine vegetativen Reaktionen einigermaßen im Griff, aber in letzter Zeit gelingt mir das nicht mehr so gut. Vermutlich bin ich einfach zu gestresst. Denner und ich verlassen peinlich berührt das Patientenzimmer.
    Â»Gib der Familie bei der Entlassung doch zur Sicherheit noch mal die Nummer unserer Ambulanz mit. Ich denke, das war’s so weit. Bis morgen dann«, verabschiedet Nils sich auf dem Flur.
    Meine Wangen fühlen sich noch immer viel zu warm an.
    Zu Hause finde ich nach diesem langen Arbeitstag Till in einer selbst für ihn äußerst ungewöhnlichen Lebenslage vor: Er liegt nackt auf einer Boxershorts vor meiner Wohnung und schläft tief und fest. Mühsam rüttele ich ihn wach. Er ist total betrunken. Und das um neunzehn Uhr.
    Â»Till, Till, steh auf!« Er schreckt hoch, sieht sich verwirrt um und dann an sich herunter. Schließlich blickt er mich ratlos an, als könnte ich ihm seinen Zustand erklären.
    Â»Till, steh auf! Was machst du denn hier!«
    Ich schließe die Wohnungstür auf, ziehe Till vom Boden hoch und schleppe ihn in die Küche. Dort platziere ich meinen splitterfasernackten Freund möglichst kippsicher auf einem Stuhl und sammele seine Boxershorts ein.
    Â»Hier, zieh dich lieber mal wieder an.«
    Till scheint nicht zu verstehen, was er mit dem Höschen soll. Er hält es mit fragendem Blick in den Händen.
    Â»Anziehen. Du bist nackt. Wo sind denn deine anderen Klamotten?«
    Â»Hmmm?«
    Â»Deine Kleidung? Wo ist das alles?«
    So komme ich mit Till nicht weiter. Ich schalte die Kaffeemaschine an und suche meine Wohnung nach Tills Kleidungsstücken ab. Im Wohnzimmer werde ich fündig. Eine Spur aus Hemd, T-Shirt, Schuhen, Jeans und Socken führt Richtung Sofa. Ich nehme das T-Shirt mit.
    Â»So, am besten ziehst du das auch an.«
    Ich muss Till stützen, da sich das Anziehen der Boxershorts als äußerst wackelige Angelegenheit entpuppt. Dann flöße ich ihm so viel Kaffee und Wasser ein, wie möglich. Ich

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