Dann klappt's auch mit dem Doktor
möchte unbedingt wissen, was hier los ist.
»Wieso liegst du nackt vor meiner Haustür?«
»Hmm?«
»Wo kommst du überhaupt her?«
»Von der Arbeit. Woher denn sonst?«
»Klar, woher denn sonst. Ich liege nach der Arbeit auch manchmal einfach nur so betrunken und nackt in der Gegend rum. Was ist denn passiert?«
»Nix. Wir hatten ein Brainstorming.«
Das erklärt so einiges. Brainstormings in Tills Agentur sehen so aus: Alle setzen sich zusammen an einen Tisch, um nachzudenken. So weit, so gut. Auf dem Tisch stehen jedoch weder Kaffee noch Wasser, sondern literweise Whiskey und Bier. Zur zusätzlichen Förderung des Gedankenflusses gibt es einen Joint nach dem anderen. Bei dem, was die kreativen Köpfe da konsumieren, müssen sie ja nach wenigen Jahren ein Burn-out haben.
»Hast du nur gesoffen oder auch gekifft?«
»Ich kiffe doch nicht!«
Till blickt mich vorwurfsvoll an. So generell kann man das nicht sagen, aber so lange er heute nichts geraucht hat, ist ja schon mal gut. Mann, ist der knülle! Der kann ja kaum reden! Ungeduldig schenke ich ihm noch ein Glas Wasser ein. Till trinkt es brav aus.
»Kannst du mir mal erklären, wieso du nackt vor meiner Wohnung rumliegst â auf deiner Unterhose?«
»Ich habe auf deinem Sofa geschlafen und musste irgendwann auf die Toilette. Ich habe mich einfach in der Tür geirrt«, er zuckt hilflos mit den Schultern, »und da ist die Tür zugefallen, und ich stand drauÃen.«
»Und warum hast du deine Shorts ausgezogen?«
»Na, ich hab auf dich gewartet und saà auf dem kalten Boden. Ich wusste ja nicht, wann du kommst. Weil ich so müde war, hab ich mich hingelegt.«
»Auf den Boden?«
»Genau, aber der war so kalt, dass ich die Hose ausgezogen und mich draufgelegt habe, um mich vor der Kälte zu schützen.«
Das klingt ja nach einem Super-Plan!
»Wie bist du überhaupt hierhergekommen?«
»Taxi.«
»Und warum bist zu hierhergefahren und nicht nach Hause?«
»Theresa.«
»Mann, Till. Geht das auch in ganzen Sätzen? Dieses Gespräch wird echt mühsam.«
»Ich will mich nicht unterhalten.«
»Dann schlaf zu Hause.«
»Geht nicht.«
»Und warum nicht?«
»Ich bin betrunken.«
»Das sehe ich.«
»Stell dir mal vor, Theresa lauert mir auf und ich bin betrunken. Dann verführt sie mich sozusagen gegen meinen Willen, weil ich wehrlos bin und dann â¦Â«
»Und dann? Ist doch alles wie immer.«
Till schüttelt empört den Kopf.
»Ist es nicht. Nachher passiert noch was, und dann kriegt Vera das raus und hasst mich.«
»Ich denke, ihr habt das geklärt?«
Tills Stimme wird weinerlich. »Ich will nicht, dass Vera mich hasst. Die Frau ist einfach toll â¦Â«
»Hast du dich etwa in sie verliebt?«
Till guckt, als hätte er schlimme Zahnschmerzen.
»Ich und verlieben? Niemals! Aber Vera ist einfach ein Kracher. Sie ist schön, schlau, und du hast ja keine Ahnung, was sie mit ihrer Zunge so alles anstellen kann.«
»Okay, stopp, sofort! Keine Details, bitte. GenieÃe und schweig.«
»Stell dich nicht so an. Sex ist was ganz Natürliches.«
»Sex zwischen meinen besten Freunden nicht.«
»Du spinnst. Jeder hat Sex ⦠AuÃer dir.«
Das trifft es leider genau. Ich hatte seit Monaten keinen Sex mehr! Da kann ich die amourösen Eskapaden meines besten Freundes mit meiner besten Freundin gerade nicht ertragen. Bevor ich mehr Klarheit bezüglich der Frage, ob Till sich vielleicht doch ausnahmsweise mal verliebt hat, bekomme, schläft er am Tisch ein. Mit viel Mühe schaffe ich es, ihn zu meinem Sofa zu bugsieren. Da liegt er nun â und schnarcht.
Tja, was mache ich jetzt mit dem angebrochenen Abend? Und was mache ich in Zukunft mit Nils, der völlig den Verstand verloren zu haben scheint? Was ist, wenn Till sich doch in Vera verliebt hat? Fragen über Fragen wirbeln in meinem Kopf durcheinander.
Ich setze mich mit einem Glas Wein in meinen Liegestuhl auf der Terrasse und versuche etwas Klarheit in mein Leben zu bekommen. Kaum habe ich es mir gemütlich gemacht, klingelt es Sturm. Hoffentlich ist das nicht die Beier-Ziege mit neuen Schikanen. Ich öffne die Tür und bin sofort erleichtert. Es ist Vera. Das geht hier ja zu wie im Taubenschlag.
»Was ist passiert? Die Klingel ist fast durchgebrannt«, begrüÃe
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