Dann klappts auch mit dem Glueck
reden.“
„Hier gibt es nichts mehr zu reden. Du warst weder an mir noch an Leo je interessiert. Du willst nichts weiter als dieses Grundstück. Na, das ist wirklich edel von dir, nicht wahr?“ Sein Gesichtsausdruck verriet ihr, dass sie ihn tief verletzt hatte. Gut so. Warum sollte sie die Einzige sein, die hier litt? „Ich habe gedacht, mein Mann war eine Ratte, weil er alles, was wir hatten, verspielt hat. Er hat uns unserer Zukunft beraubt. Aber weißt du was? Du bist auch nicht besser. Du hast mir meine Hoffnung geraubt.“ Sie marschierte zur Haustür und riss sie auf. „Raus.“
„Meredith, so kannst du die Sache doch nicht beenden.“
„O doch, das kann ich.“
Jed presste die Lippen fest aufeinander und verließ das Haus. Meredith schloss die Tür hinter ihm – am liebsten hätte sie sie laut zugeschlagen, aber dadurch hätte sie nur Leos Aufmerksamkeit auf sich gelenkt.
Sie drehte sich um. Und sah, dass Leo gar nicht mehr oben im Loft war. Er saß auf der Treppe, und sie brauchte auch nicht zu fragen, wie lange er dort schon saß oder was er alles gehört hatte. Seine entsetzte Miene und die Tränen in seinen Augen sagten alles.
9. KAPITEL
Meredith hätte sich lieber die Zunge herausschneiden lassen, als dass ihr Sohn das anhören musste, was sie gerade gesagt hatte. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?
Die Antwort war einfach: Sie hatte gar nicht nachgedacht. Aber sie hatte ja auch nicht damit gerechnet, dass ihre Unterredung mit Jed so eine unangenehme Wendung nehmen würde. Und jetzt wartete hier das nächste unangenehme Gespräch auf sie.
„Leo“, begann sie.
Er wartete ihre Erklärung nicht ab. Stattdessen rannte er die Treppe hinauf ins Loft.
Sie folgte ihm schweren Herzens. Was sollte sie ihm sagen? Was konnte sie ihm sagen?
Als sie in sein Zimmer kam, saß er mitten auf dem Bett, ein Kissen im Arm, den Rücken zur Tür gewandt. „Geh weg, Mom“, sagte er mit bebender Stimme.
„Schatz, du solltest das gar nicht mitbekommen.“ Eigentlich hätte er Musik auf seinem iPod hören sollen, sonst nichts.
Mit finsterer Miene blickte er über die Schulter zu ihr. „Hat Daddy das wirklich gemacht?“
Sie wünschte, sie könnte ihn anlügen. Doch das ging nicht. Selbst wenn sie es versucht hätte, ihr Gesichtsausdruck hätte sie verraten. Sie nickte. „Ich fürchte ja. Er war spielsüchtig.“
„Hat er sich absichtlich umgebracht?“
Ach herrje, wie kam Leo denn darauf? „Nein! Um Himmels willen, nein. Es war ein Unfall.“ Jedenfalls hatte die Polizei das gesagt, und sie versuchte immer noch, fest daran zu glauben. „Er hätte uns niemals absichtlich verlassen.“
Leo schnaubte verächtlich. „Ja, ja.“
Meredith setzte sich zu ihm aufs Bett.
„Ist das der einzige Grund, warum Jed sich mit uns angefreundet hat? Weil er unser Haus will?“
Ja . Sie verschluckte das Wort. „Es ist nicht der einzige Grund, warum er dein Freund geworden ist.“
Leo wandte das Gesicht ab, doch nicht schnell genug, um die Tränen zu verstecken, die ihm über die Wangen liefen. „Ich will nicht mehr hierbleiben. Ich will wieder nach Seattle.“
Das konnte sie durchaus verstehen. Ein Teil von ihr wäre auch am liebsten davongelaufen. Es wäre keine Schande zurückzugehen. Ihre Eltern würden sie und Leo mit offenen Armen empfangen und ihnen ein Zuhause geben. Vielleicht hätte sie das von Anfang an machen sollen.
Aber ihr gefiel der Job hier in Icicle Falls, ihr gefiel die Stadt. Und es gab keinen Grund wegzulaufen. Sie hatte nichts falsch gemacht. Sie war kein skrupelloser Schurke. Im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten. „Leo, das hier ist jetzt unser Zuhause.“
„Deins vielleicht. Ich hasse es hier!“ Er schniefte und wischte sich ärgerlich über die Wangen. „Du hast mich hierhergeschleppt. Du hast mich nicht mal gefragt.“
„Wo sollten wir denn sonst hingehen?“
„Wir könnten bei Grandma und Grandpa einziehen.“
Es war schwierig, etwas dagegen zu sagen. Sie hatte ja gerade dasselbe gedacht.
„Leo, ich habe hier einen Job.“
„Du kannst auch in Seattle einen Job finden.“
Dann müsste sie nachts oder in Wechselschichten im Krankenhaus arbeiten. Das war für eine Mutter, die ein Kind allein zu erziehen hatte, nicht gerade optimal.
Leo ließ ihr keine Chance, darauf zu antworten. „Dir ist es doch egal, was ich will. Dir ist es völlig egal.“ Er schmiss das Kissen weg und warf sich bäuchlings auf das Bett.
„Leo, das stimmt doch gar nicht. Ich versuche
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