Dann klappts auch mit dem Glueck
nur, das zu tun, was ich für das Beste für uns halte.“ Sie versuchte, einen Neuanfang zu machen, irgendwo, wo sie nicht ständig von schmerzhaften Erinnerungen heimgesucht wurde.
„Niemand will uns hier haben. Ich hasse es. Ich hasse Jed.“
„Du hasst gar nicht alles.“ In den letzten Wochen hatte er sich ganz gut eingelebt. Er hatte sich neue Freunde gesucht, und er hatte es genossen, in Jed eine neue Vaterfigur gefunden zu haben. Ja, ja, tolle Vaterfigur.
„Tue ich wohl! Und ich hasse Dad und dich auch!“
Natürlich hätte es sie nicht überraschen sollen, dass sie in seiner Hasstirade vorkam. Trotzdem tat es weh. „Ach, Leo.“
Als sie eine Hand auf seine Schulter legte, schüttelte er sie ab. „Geh weg. Lass mich allein!“
Vielleicht war das erst einmal das Beste. Sie hatte gerade eine Bombe platzen lassen, und wahrscheinlich war ihr Sohn wirklich nicht in der Lage, das so schnell zu verarbeiten und darüber zu reden. Also stand sie auf und ging nach unten. Das war alles so bedrückend. Wenn sie doch bloß nicht die Beherrschung verloren hätte! Wenn Leo doch bloß nicht seinen iPod abgenommen hätte. Wenn er doch bloß nicht gelauscht hätte. Wenn, wenn, wenn …
Sie holte sich zwei Aspirintabletten aus dem Erste-Hilfe-Kästchen im Badezimmer und schluckte sie hinunter. All dieses Elend – nur weil sie wieder einmal blindlings einem Mann vertraut hatte. Wann würde sie endlich dazulernen?
Es wurde eine lange Nacht für Meredith. Dank der Geister aus der Vergangenheit bekam sie nicht viel Schlaf. Der erste Besucher, der mit ihr die Straße der Erinnerung entlangging, war der Samenspender, der Mann, der nur auf Spaß aus gewesen war, der nicht genug von ihr bekommen konnte, bis sie schwanger geworden war. Da konnte er dann auf einmal nicht schnell genug verschwinden.
„Hey, ich hab dir doch gesagt, dass ich nichts Festes will“, hatte er behauptet. „Es ist doch nicht mein Fehler, dass du versucht hast, aus der Sache hier was Dauerhaftes zu machen.“
„Habe ich doch gar nicht“, hatte sie widersprochen.
„Ach, nein? Wer hatte denn schon unsere gesamte Zukunft geplant? Ich war gerade mal achtzehn. Da war ich nun echt alles andere als bereit.“
Auch sie war noch nicht wirklich für eine Schwangerschaft bereit gewesen. Aber sie hatte geglaubt, dass dieser Kindskopf sich in einen reifen Erwachsenen verwandeln würde. War das jetzt ihr oder sein Fehler gewesen, dass es dazu nicht gekommen war?
Danach bestimmte George ihre Gedanken. „Ich weiß, ich war alles andere als perfekt, aber ich hatte Geld“, argumentierte er. „Das war doch der eigentliche Grund, weshalb du mich geheiratet hast, oder? Du wolltest Sicherheit.“
„Du hast mir nachgestellt“, widersprach sie. „Du hast mir völlig den Kopf verdreht.“
„Das mag sein, aber es war auch nicht besonders schwierig. Du wolltest den Kopf verdreht bekommen.“
Ja, das stimmte. Sie war es leid gewesen, im Schichtdienst im Krankenhaus zu arbeiten, war es leid gewesen, jeden Cent umdrehen zu müssen und ständig auf die Hilfe ihrer Eltern angewiesen zu sein. George war charmant gewesen und sah gut aus. Und ja, er war ihr wie ein edler Ritter vorgekommen, der angeritten kam, um sie zu retten. Sie hatte ihn geliebt, aber sie hatte auch den Lebensstil geliebt, den er ihr geboten hatte.
Sie kam aus der Vergangenheit zurück in die Gegenwart. Zu Jed. Was hatte sie in ihm zu finden gehofft? Einfach nur Vertrauen. Und Liebe. Ja, Liebe. Sie hatte sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Und genau wie damals, vor all den Jahren, als sie noch jung gewesen war, hatte sie von einem Happy End geträumt. Doch es gab kein Happy End, denn sie war nicht in der Lage, eine vernünftige Beziehung mit einem Mann aufzubauen. Sie hatte sich die ganze Zeit nur etwas vorgemacht.
Worin hatte sie sich noch etwas vorgemacht? Vielleicht war Icicle Falls doch nicht, wie sie gehofft hatte, der richtige Zufluchtsort? Vielleicht sollte sie nach Seattle zurückkehren, wieder Schichtdienst im Virginia-Mason-Krankenhaus schieben. Sie und Leo könnten wieder bei ihren Eltern einziehen, sich den Keller herrichten. Wieder einmal. Wenigstens wäre Leo dann zurück bei seinen Freunden. Und sie wäre fort von Jed Banks. Es war nicht schön, mit diesem Gedanken einzuschlafen. Trotzdem schlief sie ein und versank in einen unruhigen Schlaf, in dem sie von Albträumen heimgesucht wurde.
Nach einer schlaflosen Nacht kam Jed zu einem wichtigen Schluss: Wollte man gute Taten
Weitere Kostenlose Bücher