… dann klappt's auch mit der Liebe (German Edition)
ist die einfachste Methode, um schmutzige Töpfe und Teller zu vermeiden. Gar nicht erst zu reden von dem ganzen Besteck.“ Sie schnappte sich einen Plastiklöffel, holte eine Packung Eis aus dem Kühlschrank und schlug zu. „Mhhh. Schmeckt noch viel besser von einem Löffel, den man nachher nicht abzuwaschen braucht.“ Sie leckte den Löffel ab, bevor sie ihn wieder in der Eispackung versenkte.
„Na lecker“, schalt Lori sie. „Erinnere mich dran, dass ich nachher nichts vom Schokoeis probiere.“
Molly zeigte ihre Zähne und knurrte. „Alles meins. Bleib weg von meinem Schatz.“
Lachend wandte Lori sich ab, um die Anrichte trocken zu wischen. So oft kochte sie nun auch wieder nicht selbst, aber die letzten drei Tage waren ziemlich schlimm für sie gewesen. Sie fühlte sich unwohl damit, sich im Haus anderer Leute ausbreiten zu müssen und deren Privatsphäre zu stören. Als Wiedergutmachung hatte sie Molly und Ben eben so oft wie möglich bekocht.
Harry Bliss hatte die Stadt verlassen und reagierte nicht auf Bens Anrufe. Ben beharrte darauf, dass Lori erst wieder in ihr Haus zog, wenn Bliss aufgetaucht war. So gerne sie auch Zeitmit Molly verbrachte – sie wollte wieder in ihre eigenen vier Wände zurück. Wenn sie ehrlich war, wollte sie ein paar Tage lang im Bett liegen und einfach nur nachdenken. Und weinen. Und eine ganze Packung Eiscreme nur für sich haben.
„Ich gehe ein bisschen spazieren“, sagte sie und schob sich an Molly vorbei, um ihre Turnschuhe anzuziehen.
„Und wohin? Tut mir leid, aber wenn ich nicht frage, nimmt Ben das als Anlass, mir ordentlich den Hintern zu versohlen.“
Lori stieß einen verächtlichen Laut aus. „Meine Güte, mittlerweile bemühst du dich ja nicht mal mehr, ein Geheimnis daraus zu machen.“
„Entschuldige. Das neue Buch, das ich gerade schreibe, ist echt superversaut, das färbt ab.“
Lori verdrehte die Augen und ging zur Hintertür, aber Molly hielt sie mit einem Räuspern auf. „Okay“, seufzte Lori. „Ich fahre zu dem Grundstück am Fluss. Es beschäftigt mich seit Wochen. Und dabei bin ich den ganzen Sommer noch kein einziges Mal dort gewesen.“
„Okay, aber …“ Mollys Stimme hatte einen warnenden Unterton. „Halte dich einfach fern, falls du auf irgendwelche reichen Bauunternehmer stößt, die mit Netzen bewaffnet in den Büschen lauern. Die jagen nämlich keine Rehe, sondern dich, Süße.“
„Ja, ja.“ Als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, fügte Lori mürrisch hinzu: „Über die Bären mache ich mir größere Sorgen.“ Reiche Bauunternehmer machten sich schließlich nicht gerne ihre italienischen Maßschuhe im Wald schmutzig.
Nachdem sie aus Mollys Ausfahrt abgebogen war, kurbelte sie das Fenster herunter und atmete tief durch. Die Luft war kühl und ein bisschen feucht, was ungewöhnlich war für die Berggegend. Normalerweise war das Klima hier oben knochentrocken, und an Sommernachmittagen knallte die Hitze erbarmungslos auf die Landschaft nieder. Aber heute tupften Wolken den Himmel und dämpften die Kraft der Sonne. Das Wetter erinnerte Lori an die Frühlingstage ihrer Kindheit, wenn sie mitihrem Vater in aller Frühe zum Angeln aufgebrochen war.
In den letzten vierundzwanzig Stunden war Lori langsam, aber sicher klar geworden, dass sie niemals richtig um ihren Dad getrauert hatte. Sein Tod war ein schleichender Prozess gewesen, an den Lori sich einfach angepasst hatte.
Gleich nach dem Unfall war sie schockiert und in tiefer Sorge gewesen. Darauf war ein Wechselbad aus Hoffnung, Angst und Resignation gefolgt – und eine Menge harte Arbeit. Natürlich hatte sie immer wieder auch getrauert, aber nur, wenn es ihr Job zugelassen hatte. Und wenn sie die Gefühle zugelassen hatte.
Jetzt wollte sie eine Möglichkeit finden, den Verlust zu verarbeiten. Und wahrscheinlich würde sie sich ihrem Vater nirgendwo so nahe fühlen wie auf dem Grundstück, das er so geliebt hatte.
Obwohl die Straße uneben und verwachsen war, war die Fahrt entlang des Flussufers seltsam beruhigend und tröstlich für Lori. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, wie es hier aussehen würde, wenn sich ein monatelang unbewohntes Haus ans andere reihte. Nein, sie wollte sich ihren Vater vorstellen, wie er bis zur Hüfte im kalten Flusswasser stand, seine speckige Anglermütze tief in die Stirn gezogen, seine Hände um die Angel gelegt.
Sie konnte ihn fast vor sich sehen. Deswegen wunderte sie sich kaum, als sie seinen uralten Pick-up am Straßenrand
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