… dann klappt's auch mit der Liebe (German Edition)
presste sich die gebrochene Hand aufs Herz. „Joe …“ Oh nein. Nein! „Joe, hast du … Warst du vor meiner Geburt mit meiner Mom zusammen?“ Plötzlich sah sie alles ganz klar vor sich. Doch Joe runzelte verwirrt die Stirn und sah kopfschüttelnd zu Lori herüber. „Nein, so war es nicht. Ich bin nicht dein Vater, auch wenn ich es gern gewesen wäre. Aber ich habe sie geliebt. Es fällt mir schwer, es zuzugeben, aber ich habe sie geliebt. Nach der Hochzeit und deiner Geburt …“, seine Schultern sanken, „es war so, als hätte sie sich alles von deinem Vater geholt, was sie gewollt hatte, und dann einfach das Interesse verloren. Sie war gelangweilt und hübsch, ich war jung und dumm. Es tut mir so leid.“
Das ist ein Motiv , buchstabierte ihr Gehirn ganz langsam und sorgfältig. Eine klassische Dreiecksbeziehung. Es gab nur ein Problem: dass ihre Mutter dreizehn Jahre vor dem Unfall ihres Vaters weggelaufen war.
Sie lehnte sich nach hinten. „Ich gehe jetzt, Joe.“
Er stand auf. „Nein.“
„Joe“, bettelte sie. „Ich will das alles nicht hören.“
„Aber es quält mich jetzt schon so lange. Das hier ist meine Chance, dir die Wahrheit zu sagen.“
„Nein“, flüsterte sie.
„Sie hat mir geschrieben. Nach mehr als zehn Jahren. Und da war sie plötzlich wieder, einfach so, wie aus dem Nichts, und wollte Geld. Ich habe mich geweigert, ihr zu helfen. Stattdessenhabe ich ihr zurückgeschrieben, was für ein tolles Mädchen du geworden bist und wie viel sie durch ihre Dummheit und ihren Egoismus verpasst hat. Das hat ihr natürlich gar nicht gefallen. Jedenfalls rief sie an und hat versucht, mich zu erpressen. Meinte, dass sie alles deinem Dad erzählen würde.“
Sie war blind vor Tränen. Und ganz egal, wie oft sie sie sich von den Wangen wischte, es kamen immer neue.
Joe ließ den Kopf hängen. „Von da an habe ich die ganze Zeit gewartet, dass alles auffliegt. Ich wusste, dass er mich teeren und federn und aus der Stadt treiben würde, wenn er davon erfuhr. Ich hätte meinen besten Freund verloren – und dich. Ich hatte eine solche Angst, Lori, aber nichts ist passiert. Nichts. Sie hat nie wieder angerufen oder geschrieben. Und da dachte ich, es wäre vorbei.“
Lori wich zurück und stolperte über eine Grassode. Mit ihrem eingegipsten Arm konnte sie sich nicht schnell genug fangen und landete hart auf dem Hintern. Joe eilte ihr zu Hilfe und zog sie fest in seine Arme.
„Es tut mir so leid, Lori“, flüsterte er, und sie begann zu schluchzen. Sie weinte wegen dem, was er gesagt hatte, wegen dem, was es bedeutete. Sie weinte, weil sie Angst vor ihm hatte, und trotzdem barg sie das Gesicht an seiner Brust und ließ sich von ihm festhalten.
„Er wollte mir die Werkstatt verkaufen“, erklärte er. „Seit deine Mutter gegangen war, hatten wir einen Plan. Ich sollte eine Zeit lang für ihn arbeiten, und dann würde ich ihn ausbezahlen. Er würde in Ruhestand gehen, ein Stück Land kaufen und den Rest seines Lebens mit Angeln verbringen. Irgendwann haben wir aufgehört, darüber zu reden, aber irgendwie ist mir das gar nicht richtig aufgefallen.“
Joe rieb ihr beruhigend den Rücken. „Eines Tages habe ich dann mitbekommen, dass er sich ein Grundstück am Fluss gekauft hatte. Aber jedes Mal, wenn ich ihn darauf ansprechen wollte, hat er mich abgewimmelt. Und über die Werkstatt wollte er auch nicht mehr mit mir reden. Zwanzig Jahre meinesLebens hab ich in diesen Laden gesteckt, und ich wollte nicht bis zu meinem Tod als Mechaniker arbeiten, verdammt! Er hatte es mir versprochen, Lori. Und plötzlich tat er so, als wäre nie etwas gewesen.“
Lori atmete tief den rauchigen Geruch seiner Kleidung ein, in dem das metallische Aroma von frischem Fisch mitschwang. Wie oft hatte sie genau diesen Geruch auf den Kleidern ihres Vaters wahrgenommen? „Hast du ihn umgebracht?“, flüsterte sie. „Hast du es getan?“
Seine Atemzüge dröhnten in ihren Ohren. „Ich hatte getrunken, und als ich an dem Parkplatz vorbeifuhr, sah ich sein Auto. Und ich war so wütend auf ihn. Da hab ich gewartet, dass er rauskommt. Er hatte auch getrunken, drum hat es nicht lange gedauert, bis wir uns angeschrien haben. Ich habe ihm vorgeworfen, dass er mich übers Ohr hauen will, dass er sein Versprechen gebrochen hat. Dass er ein verdammter Lügner ist und ein Gierschlund. Und da hat er mich von oben bis unten gemustert, als wäre ich ein Haufen Müll. ‚Joe‘, hat er gesagt, ‚ich wollte nicht darüber
Weitere Kostenlose Bücher