… dann klappt's auch mit der Liebe (German Edition)

Valley floss er als breites Band friedlich durch die Landschaft, aber hier oben schoss er schäumend zwischen zerklüfteten Felsen und schmalen Klüften hindurch. Ein bisschen erinnerte er Lori an ihr Leben: langweilig und ruhig, bis unvermittelt völliges Chaos ausbrach.
    Aber wenn ihr Leben in nächster Zeit chaotisch sein sollte, würde sie den Aufruhr wenigstens genießen.
    Gut, dann war Quinn eben nicht der perfekte Kandidat für einen One-Night-Stand. Dafür war er viel zu nett, zu klug und zu vertraut. Aber in einem Punkt hatte er recht gehabt: Er hatte eindeutig mehr Talent für Affären als für Beziehungen. Lori würde nie vergessen, wie sie damals auf der Highschool bei einem Basketballspiel der Schulmannschaft eine hübsche blonde Cheerleaderin auf der Mädchentoilette gefunden hatte, die völlig aufgelöst in ein Taschentuch geschluchzt hatte.
    „Er ruft mich nie an. Nie! Und dabei waren meine Eltern gestern über Nacht nicht zu Hause. Aber er hat sich einfach nicht blicken lassen! Es sollte mein erstes Mal sein, und er hat es einfach vergessen!“
    „So ist Quinn eben“, hatte ihre Freundin gesagt.
    „Nein, er hasst mich.“
    „Ach, Blödsinn. Er ist einfach nur besonders schlau, Rae-Anne. Er muss die ganze Zeit über Sachen wie College und Basket ball nachdenken.“
    Daraufhin hatte die Cheerleaderin noch lauter geheult, und Lori war entsetzt aus der Toilette geflüchtet.
    Lächelnd sprang sie über einen umgefallenen Baumstamm, der quer über dem festgetretenen Lehmpfad lag. Damals hatte das Gespräch in ihren Augen überhaupt keinen Sinn ergeben. Quinn, der liebenswerte, ruhige Quinn, sollte eine Cheerleaderin zum Weinen gebracht haben? Weil er vergessen hatte, mit ihr zu schlafen? Nein, das war einfach undenkbar gewesen.
    Und hier war sie, Lori Love, und wollte selbst mit Quinn schlafen. Na ja, immerhin weinte sie nicht. Trotzdem kam ihr die Episode in der Highschool auf einmal vor wie die erste Stationeiner langen Reise, die genau hierher geführt hatte: zur unausweichlichen Frage, ob Lori Love es mit Quinn Jennings treiben sollte.
    Aber ob unausweichlich oder nicht, vielleicht war das Ganze eine furchtbare Idee. Denn am Ende könnte sie selbst heulend in einer öffentlichen Toilette stehen. Unter Umständen trug sie dabei ja sogar eine Cheerleaderuniform. Ein einsames Häufchen Elend mit viel zu kurzem Rock und verschmierter Wimperntusche, ohne Unterwäsche.
    Sie musste so laut lachen, dass die gegenüberliegende Felswand ihre Stimme als Echo zurückwarf. Es kam ihr fast so vor, als wollten die Berge die Entscheidung bekräftigen, die sie gerade getroffen hatte: Sie würde mit Quinn schlafen, weil es eine gute Idee war. Sogar wenn es böse endete. Denn dann konnte sie nachts durch ihr Haus tappen und ihrem vergesslichen Liebhaber wütende Nachrichten aufs Band sprechen, anstatt sich im Bett herumzuwälzen und sich den Kopf über ihren Vater zu zerbrechen.
    Sie wollte nicht über ihren Vater nachdenken. Über das, was ihm möglicherweise angetan worden war und was ihm und ihr damit genommen worden war. Nein, bis Ben anrief und ihr versicherte, dass sein Verdacht unbegründet gewesen war, zog sie es vor, über Quinn nachzudenken.
    Quinn warf einen Blick auf seine Uhr, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße, die in einer langen, geraden Linie von seiner Wohnung bis zu seinem Büro führte. Ein anstrengender Tag lag vor ihm, aber er fühlte sich so entspannt wie an einem Freitagabend. Denn er hatte endlich vor Augen, wie das neue Zuhause von Brett Wilson aussehen sollte. Das zwei Morgen große Stück Land lag auf halber Höhe von Aspen Mountain und war so flach, dass es sich perfekt für ein großes Haus eignete. Nur dass Brett unbedingt ein Wohnzimmer mit Blick auf seine Lieblings-Skipiste hatte haben wollen. Eine Skipiste, die leider auf der falschen Seite einerriesigen Granitwand lag.
    „Dann wird er sich wohl ein anderes Grundstück kaufen müssen“, hatte Quinn gesagt, als er das Gelände zum ersten Mal begangen hatte. Aber der Bauunternehmer hatte ihm versichert, dass Brett Wilson ein halbes Vermögen bezahlen würde, wenn Quinn eine Lösung einfiel.
    Und dieses Vermögen hatte Quinn sich soeben verdient, auch wenn ihn an dem Projekt eher die Herausforderung gereizt hatte als das Geld. Tagelang hatte er gegrübelt, hatte eine Möglichkeit nach der anderen ausgeschlossen, bis er gerade beim Schwimmen endlich auf die Lösung gekommen war. Wahrscheinlich waren es die