… dann klappt's auch mit der Liebe (German Edition)
Gleich würde es anfangen zu dämmern, an Schlaf war also nicht mehr zu denken. Sie brauchte Bewegung, Bären hin oder her.
In Jogginghose und T-Shirt tapste sie ins Badezimmer, wo sie sich die Zähne putzte und ihr Haar richtete. Ihrer Meinung nach waren ihre Locken das einzig Hübsche und Weibliche an ihr. Ihre Nase war ein bisschen zu rund und niedlich, ihre Augen und ihre Lippen zu gewöhnlich. Aber seit sie gelernt hatte, wie man ihr Haar mit einem zugegebenermaßen ziemlich teuren Spezialprodukt bändigen konnte, sodass es in großen weichen Locken um ihr Gesicht fiel, gab es wenigstens etwas an ihrem Äußeren, das sie mochte. Deswegen verließ sie wirklich niemals das Haus, ohne sich zu frisieren. Wenn sie ihre Locken einfach an der Luft trocknen ließ, sah sie aus wie der alte Besen, wie der sie sich sowieso meistens schon fühlte.
Sobald sie mit ihrer Frisur zufrieden war, zog sie ihre Laufschuhe an und ging zur Haustür. Das blasslilafarbene Licht der aufgehenden Sonne verriet, dass es noch eine ganze Weile dauern würde, bis es warm wurde. Doch Lori war das egal. Die Kälte passte zu ihrer Stimmung.
Vogelgesang durchdrang die morgendliche Stille, nur unterbrochendurch das Knirschen von Loris Schuhen auf dem Kies, der den Vorplatz der Werkstatt bedeckte. Lori flüchtete vor dem verhassten Geräusch in Richtung Main Street, von wo aus es weitergehen sollte zum Fluss. Eigentlich hätte sie auch direkt über ihren Schrottplatz dorthin gelangen können, aber dort gab es keinen Pfad. Und außerdem war ihr nicht nach dem Anblick von alten Reifen und verrostetem Metall.
Mehrere große Pick-ups fuhren an ihr vorbei, die Dieselgestank verbreiteten, sobald die Fahrer abbremsten und träge die Hand hoben, um Lori zu grüßen. Die Leute von hier neigten nicht gerade zu enthusiastischem Winken. Insgesamt waren Gefühlsbekundungen nicht unbedingt der Stil der Einwohner von Tumble Creek. Die Männer in und um die Ortschaft waren stoische, hart arbeitende Leute, die selten lachten und fast genauso selten redeten.
Und ganz sicher waren sie nicht künstlerisch begabt und witzig, so wie beispielsweise Quinn.
Der Gedanke an Quinn brachte sie zum Lächeln. Trotz seiner Drohung hatte er am Montag nicht angerufen. Wäre Quinn nicht Quinn gewesen, hätte sie gedacht, dass er nach Hause gefahren, sein Angebot überdacht und dann entschieden hätte, lieber einen Rückzieher zu machen. Aber Quinn war nun einmal Quinn, und deswegen war es viel wahrscheinlicher, dass er sich in seinem Büro vergraben hatte und wilde Entwürfe kritzelte, ohne in den letzten zwölf Stunden auch nur ein einziges Mal aufgeblickt oder an sein skandalöses Angebot, Lori Loves Liebhaber zu werden, gedacht zu haben.
Irgendwann würde er schon noch in die Realität zurückkehren und anrufen. Und dann würde er sich ausgiebig für seine Vergesslichkeit entschuldigen. Er konnte ja nicht wissen, wie dankbar sie war, weil sie so mehr Zeit zum Nachdenken hatte. Sie hatte nämlich noch immer keine Ahnung, was sie sagen sollte, falls er sein Angebot wiederholte. Nein, vermutlich würde sie Nein sagen. Jedenfalls wenn auch nur ein Funken gesunden Menschenverstands in ihrem Schädel steckte. Quinnwar ganz sicher nicht der richtige Mann, um ihre Fantasien auszuleben. Das wäre viel zu … intim!
Beschämt rümpfte sie die Nase und bog in die steile, mit Schlaglöchern übersäte Straße, die zum Fluss hinabführte. Dabei konzentrierte sie sich so sehr auf ihre Füße und die losen Steine auf dem Weg, dass sie überhaupt nicht bemerkte, dass sie nicht alleine war.
„Hey“, rief jemand plötzlich mit tiefer Stimme.
Lori erschrak so sehr, dass sie den Rest des Wegs fast auf ihrem Hintern zurückgelegt hätte. „Fuck!“, rief sie und ruderte mit den Armen.
„Interessantes Angebot“, erwiderte Aaron Thompson. Dieser Idiot!
„Danke, dass du mir zu Hilfe geeilt bist“, schoss Lori zurück und blieb stehen. „Und dabei hättest du deine Muskelberge endlich mal für was Sinnvolles nutzen können.“
Natürlich kapierte Aaron mal wieder überhaupt nicht, worum es ging, sondern spannte stolz seinen Bizeps an. Trotz der eisigen Temperaturen trug er nichts weiter als einen ärmellosen, hautengen Neoprenanzug und eine rote Rettungsweste – damit auch ja niemandem entging, wie gut er aussah. Lori war sich ziemlich sicher, dass er darunter keine Unterwäsche trug. Im Gegensatz zu der eindeutigen Ausbuchtung zwischen seinen Beinen zeichneten sich nämlich
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