Dann mach ich eben Schluss
der Tod passte nicht in seine Welt, Dario ist meinen Weg nicht mitgegangen. Auch als er von der Reise zurück und ich fast wieder gesund war, wich er meinen Fragen aus, sagte Verabredungen ab und rief nicht an. Bis ich ihn schlieÃlich nach einem Arztbesuch in der Stadt mit einem anderen Mädchen entdeckte, eng umschlungen und in einen Kuss versunken. Da war es für mich vorbei, und als ich es ihm sagte, zuckte er nur mit den Schultern und dreht sich um. Später erfuhr ich, dass er sie schon kennengelernt hatte, als ich noch im Krankenhaus lag, und auch in Marokko hatte er mich bereits betrogen. Ich beneidete das Mädchen nicht um ihn. Dennoch weinte ich tagelang vor Enttäuschung.
Und jetzt ist Max da. Max Rothe, mit dem ich all die Gespräche führe, die mit Dario nie möglich gewesen wären. Ich glaube, er würde mich nie so verletzen wie mein Ex es getan hat, aber ich kenne Max auch noch nicht lange. In seinen Augen sehe ich jedes Mal, wie sehr er es sich wünscht, mit mir zusammenzusein. Er brennt richtig für mich, und das tut mir so gut. Max tut mir gut. Er nimmt mich vorbehaltlos an, so wie ich bin. Kein Gemecker, ich solle mich anders anziehen, mir die Haare wachsen lassen, mich schminken. Kein Schielen nach anderen Mädchen. Er will mich, und das so sehr, so etwas habe ich noch nie erlebt. Ob ich es riskieren sollte? Bin ich überhaupt verliebt in ihn?
22. April
Ich glaube, ich schwebe. Ich bin vollkommen durcheinander, so etwas habe ich noch nie erlebt. Kein Junge hat so etwas je zuvor für mich getan.
Max hat mich gezeichnet. Er hat mir das Bild heute mitgebracht. Wie toll er die Ãhnlichkeit hinbekommen hat! Es ist eine Bleistiftzeichnung, und ich erkenne mich darauf absolut wieder. Max hat all seine Gefühle für mich in das Bild gelegt, aber er hat mich auch gut beobachtet. So wie er meine Augen dargestellt hat, mein Lachen, erkenne ich meinen Lebenshunger darin wieder, der ein Teil von mir geworden ist, seit ich mich von der Blutvergiftung erholt habe. Max und ich haben uns gerade erst kennengelernt, aber er scheint mich besser zu kennen als irgendjemand sonst, besser als Dario jemals, besser als meine Mutter. Ich bin schlicht überwältigt. Das Bild sieht so aus, wie ich mich auch selbst gern sehen würde, aber ich weià genau, dass es nicht nur ein Kompliment ist. Max sieht MICH. Er meint wirklich MICH. Was für ein Junge. Was für ein Freund. Den lasse ich nicht mehr los!
24. April
Ich habâs gewagt. Seit heute bin ich fest mit Max zusammen. Hui, das ging aber schnell, irgendwie bin ich noch ganz wirr im Kopf. Aber so scheint es im Leben zu laufen: Manchmal muss man Entscheidungen schnell treffen, ohne lange zu grübeln, und vielleicht ist das auch ganz gut so.
Eigentlich ist mein Chef daran schuld. Schon lange hat er mitbekommen, dass Max fast jeden Nachmittag da ist und mir hilft, und ich hätte mir denken können, dass er irgendwann nicht mehr nur grinst, sondern nachfragt, wer das eigentlich sei. Heute war es so weit, und weil ich Maxâ Verlegenheit spürte, habe ich ihn kurzerhand als meinen Freund bezeichnet. Max hat so gestrahlt, es fehlte nicht viel und ihm wären die Tränen gekommen.
Als wir später wieder allein im Laden waren, habe ich ihn verführt, und seitdem weià ich, dass ich das Richtige getan habe. Nicht in meinen kühnsten Träumen habe ich geahnt, dass ein Junge so zärtlich, so gefühlvoll sein kann. Max hat alles um sich herum ausgeblendet, es gab nur noch uns beide, er wollte unbedingt, dass es richtig schön für mich ist. Ich bin sicher, gerade der Entschluss, zusammengehören zu wollen, hat die Gefühle füreinander und unsere Erregung erst richtig entfacht, wir konnten nicht genug voneinander bekommen. Trotzdem vergewisserte Max sich hinterher, ob ich mein Bekenntnis vor unserem Chef ernst gemeint habe. So was fragen sonst immer eher die Mädchen, man weià ja, was Jungs ganz gern vor dem Sex alles versprechen. Aber ich glaube, ich konnte ihn beruhigen, und dann haben wir noch lange miteinander über unsere Ãngste, den Tod und das Leben geredet. Dabei hat er mich allerdings ziemlich erschreckt, denn er hat wieder von seiner Todessehnsucht gesprochen. Dabei fangen wir doch gerade erst an zu leben. Miteinander, Max und ich. Aber als ich ihm erzählte, was ich für eine verdammte Angst hatte, als ich dem Tod ins Auge blicken musste, und wie unbedingt ich
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