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Dann mach ich eben Schluss

Dann mach ich eben Schluss

Titel: Dann mach ich eben Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Fehér
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zerbrechlich. Wir können Max nicht mehr zurückholen, aber sein Tod sollte in unseren Köpfen wieder zurechtrücken, was im Leben wirklich wichtig ist und was nicht. Der Wert eines Menschen und das Glück lassen sich nicht an der erreichten Punktzahl einer Klausur oder dem Notendurchschnitt auf dem Abschlusszeugnis ablesen.«
    Â»Du kannst gleich nach vorne gehen und die Ansprache halten«, schmunzelt Irina.
    Im nächsten Augenblick jedoch geht eine Bewegung durch die Trauergemeinde. Die Eingangstür zur Kapelle wird geöffnet, der Pfarrer steht im Talar davor und begrüßt mit ruhigen Worten die Eltern Maximilians. Brückner verfolgt die Trauerfeier so gefasst, wie es ihm möglich ist, nickt den Schülern zu, die ihn prompt entdeckt haben. Erleichtert nimmt er zur Kenntnis, dass der Pfarrer nicht auf die Umstände eingeht, die möglicherweise zu Maximilians Tod geführt haben, sondern in warmherzigen, tröstenden und sogar auf eine spezielle Art zuversichtlichen Worten von dessen Leben erzählt, seinen Eigenschaften, dem Sohn, Bruder und Freund, der er gewesen ist. »Er war ein Junge, der sich nicht in der Vordergrund drängte, aber deshalb nicht weniger liebenswert war. Maximilian hat uns gezeigt, dass es sich lohnt, hinter die Fassade eines Menschen zu schauen. Seien wir dankbar für jeden Tag und jede Stunde, die wir mit ihm verbringen durften.«
    Zusammen mit den Schülern und Kollegen tritt Brückner als einer der Letzten an Maximilians Grab, um ihm einen stillen Gruß mitzugeben. Du hättest das nicht tun dürfen, Max, sagt er stumm. Es tut mir leid, dass ich dich allein lassen musste, und es tut mir leid, dass ich dir nicht zu mehr Selbstvertrauen verhelfen konnte. Du warst ein toller Junge, und ich wünschte, mehr Menschen hätten das auch so empfunden und dich mehr unterstützt. Der Tod ist doch keine Lösung, auf jeden Fall wäre es weitergegangen, wenn du es nur gewagt hättest.
    Mit Tränen in den Augen lässt er drei Hände voll Sand in die Gruft rieseln, kann es nicht fassen, dass in dem Sarg dort unten wirklich sein Schüler Maximilian Rothe liegen soll, den er so ins Herz geschlossen hatte. Auf Wiedersehen, Max, denkt er, als er eine Rose hinterher wirft. Danach dreht er sich um und tritt zu Maximilians Eltern, die einige Meter weiter stehen und die Beileidsbekundungen entgegennehmen. Brückner reicht ihnen seine Hand. Der Vater nickt ihm nur kaum wahrnehmbar zu, ohne ihn anzusehen, und rührt sich nicht. Seine Mutter jedoch drückt Brückners Hand lange und ihre Lippen formen ein lautloses »Danke«.
    Â»Du hast Post«, verkündet Marianne Brückner, als sie ihren Mann wenige Wochen darauf in der Rehaklinik besuchen kommt. Er hört nicht richtig hin, Post bringt sie ihm fast jedes Mal mit, wenn sie ihn besucht, das meiste sind Rechnungen. Aber als er mit seiner Frau am Kaffeetisch sitzt, legt sie ihm eine Papprolle auf den Schoß.
    Â»Ich hab sie zu Hause aufgemacht, um sicherzugehen, dass es kein dummes Zeug ist«, erklärt sie. »Solche Rollen bekommt man nicht jeden Tag zugeschickt. Aber ich glaube, es ist eine schöne Überraschung für dich.«
    Werner Brückner blickt auf das Absenderfeld des Etiketts auf der Rolle, und als er den Namen von Maximilians Schwester liest, löst er eilig den Deckel und greift in die Rolle.
    Â»Er hat dich gezeichnet«, sagt Marianne. »Ein sehr schönes Bild. Ich finde, wir sollten es rahmen.«
    Behutsam rollt Brückner das Papier auf. Unwillkürlich denkt er an die Zeichnung, die Maximilian von Herrn Bollschweiler angefertigt hat, seine Beobachtungsgabe darin, den leisen Spott, den Hass. Mich also auch, denkt er und lächelt still in sich hinein; du bist mir schon einer, Max. Hoffentlich komme ich besser davon als der Kollege.
    Dass es so ist, sieht er sofort, als das Bild auf seinen Knien liegt. Max hat den Fokus auf Brückners Augen gelegt, hat sie in Übergröße mit Bleistift dargestellt, die Gesichtszüge drum herum leicht mit dem Finger verwischt, während die Falten um die Augen, die Tränensäcke, die Wimpern und Augenbrauen und auch die Iris scharf und detailliert wiedergegeben sind. Brückner erkennt sich sofort darin wieder, es ist Max gelungen, die Freundlichkeit und Wärme einzufangen und auszudrücken, die der Lehrer tatsächlich für seine Schüler empfindet.
    Â»Auf jeden Fall rahmen

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