Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dann mach ich eben Schluss

Dann mach ich eben Schluss

Titel: Dann mach ich eben Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Fehér
Vom Netzwerk:
Verzweiflungstat, beabsichtigt oder aus einem Affekt heraus, mit seinem voll besetzten Wagen gegen einen Baum zu rasen, beigetragen. Vermeiden wir also, dass Sie ebenfalls …«
    Â»Hören Sie doch auf zu labern«, unterbricht ihn Torben, ein groß gewachsener Junge mit rötlichen kurzen Haaren, Sommersprossen und muskulösem Oberkörper. »Sie sind doch schuld daran, dass Max das gemacht hat. Wenn Sie ihn nicht jedes Mal fertiggemacht hätten, wann immer Sie die Gelegenheit dazu hatten, würde er bestimmt noch leben.«
    Bollschweiler schnappt nach Luft. Er sieht die kräftigen Oberarme des Jungen, das Spiel der Sehnen und Muskeln. Die Augen der anderen auf sich gerichtet, die der Jungen unbewegt, die der Mädchen in einer Mischung aus Verzweiflung und Hass.
    Â»Genau«, sagt Rabea, die neben dem leeren Stuhl von Natalie Rothe sitzt. »Sie haben ihn immer mit Ihren Sprüchen runtergezogen, vorher hatte er viel bessere Zensuren.«
    Â»Darüber möchte ich jetzt nicht diskutieren«, wehrt sich Bollschweiler. »Sie haben nicht in seinem Kurs gesessen, weil Sie der nächstjüngere Jahrgang sind. Also können alle Ihre Behauptungen und Unterstellungen nur auf Gerüchten beruhen.«
    Â»Sie machen es doch mit uns genauso«, beharrt Rabea. »Und Sie wissen, wer von uns Ihretwegen schon alles geheult hat.«
    Â»Max kommt nicht zurück«, fährt Torben fort und beugt sich vor. »Den sind Sie los, Sie sagten ja immer, er würde nicht aufs Gymnasium gehören. Aber wir sind noch da.«
    Zwei Mädchen in den hinteren Reihen schluchzen noch einmal leise auf, dann wird es ganz still.
    Â»Das sehe ich«, meint Bollschweiler kühl. »Und es liegt an Ihnen, Ihr Schicksal in die Hand zu nehmen und im Unterricht Ihr Bestes zu geben. Später im Berufsleben werden Sie noch ganz anderen Gegenwind zu spüren bekommen als ein paar zynische Lehrersprüche, die nicht einmal böse gemeint sind.«
    Â»Nicht böse gemeint?« Torben stützt sich mit den Unterarmen auf seinen Tisch und erhebt sich halb. »Sie haben ihm so zugesetzt, dass er sich in der Schule nichts mehr zugetraut hat. Das nennen Sie nicht böse gemeint ?«
    Â»Ich wollte ihn lediglich wachrütteln.«
    Â»Ist es Ihnen gelungen? Wie wach ist er jetzt?« Torben steht auf. Bollschweiler spürt seinen Mund austrocknen, ein Glas Wasser wäre jetzt gut.
    Â»Meine Freundin Philine haben Sie auch bloßgestellt«, ereifert sich Rabea. »Nur um sie zu schützen, wiederhole ich nicht, was Sie gesagt haben; jedenfalls war es unter der Gürtellinie.«
    Â»Ich kann mich nicht daran erinnern.«
    Ein bitteres Lächeln überzieht die Gesichter derjenigen Schüler, die sich nach der schockierenden Nachricht von Maximilians Tod bereits einigermaßen gefangen haben. Bollschweiler tut so, als bemerke er es nicht, schaltet das Smartboard ein, ruft das Matheprogramm auf.
    Â»Sollte ich mich, was ich nicht glaube, in einer schwierigen Unterrichtssituation tatsächlich einmal im Ton vergriffen haben, so tut es mir leid«, versichert er. »Jedoch wehre ich mich entschieden gegen den Vorwurf, Maximilian Rothe in den Suizid getrieben oder Schülerinnen aufgrund ihres Geschlechts gedemütigt zu haben.«
    Â»Haben Sie aber«, widerspricht Torben erneut. »Sie brauchen sich nicht herauszureden. Wir wissen das nicht nur von Natalie, auch Max’ Freundin Annika hat oft erzählt, wie fertig Max nach jeder Stunde bei Ihnen war.«
    Â»Einseitige Schuldzuweisungen werfen immer ein negatives Licht auf den, der sie ausspricht«, kontert Bollschweiler. »Vielleicht waren Sie Ihrem Mitschüler kein wirklicher Freund? Wir alle haben soeben eine Nachricht erhalten, die uns in einen Ausnahmezustand versetzt hat, deshalb erkläre ichmich bereit, über Ihre ungerechtfertigten Vorwürfe dieses Mal noch hinwegzusehen. Jedoch rate ich Ihnen, von weiteren unsachlichen und vor allem unhaltbaren Vorhaltungen, die jeder Grundlage entbehren, abzusehen.«
    Â»Sie versuchen uns einzuschüchtern«, stellt Torben fest. »Ausgerechnet jetzt. Wie typisch für Sie.«
    Johanna, von der Bollschweiler gehört hat, sie sei mit Max’ Freundin Annika eng befreundet, schnäuzt sich in ein Papiertaschentuch, ehe sie tief durchatmet, sich aufrecht hinsetzt und von ihrem Platz in der ersten Reihe nach hinten blickt.
    Â»Das bringt doch alles

Weitere Kostenlose Bücher