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Dann mach ich eben Schluss

Dann mach ich eben Schluss

Titel: Dann mach ich eben Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Fehér
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gleich aussortiert, man weiß doch, wie das läuft. Seine Familie scheint es nicht zu begreifen, erst recht nicht, wie gut er es eigentlich meint. Mit seiner Tochter wird ihm auch noch einiges bevorstehen, wenn sie übernächstes Jahr ihr Abi macht. Sie hat bei Jugend musiziert einen der höheren Plätze belegt und ist sicher begabt, aber mit ihrer renitenten Art wird sie es sich nicht leicht machen. Wie soll er dann reagieren? Alles durchgehen lassen und in Kauf nehmen, dass sie abrutscht, so wie Max abgerutscht ist?
    Er stöhnt. Draußen ist es noch nicht einmal dämmrig, er tritt auf den Balkon und stellt fest, dass die Hitze des Tages einem leichten, kühlenden Wind gewichen ist. Joggen gehen, das wäre es jetzt. Unwillkürlich denkt er daran, wie er zum letzten Mal mit Max zusammen gelaufen ist, es war einer der wenigen Tage gewesen, an denen sie sich gut verstanden haben. Später hat er wieder so unerreichbar gewirkt. Trotzdem. Matthias wird eine andere Strecke wählen, aber er muss raus. Im Schlafzimmer zieht er seine Sportsachen an, ruft von der Haustür aus einen Gruß in die Wohnung und läuft los.
    7.
    Â»Was hast du eigentlich mit der Gärtnerei vereinbart?«, fragt Corinna ihren Mann in einer weiteren schlaflosen Nacht. »Ich war heute da und wollte die Kränze und Gestecke von der Beerdigung abnehmen, um Max’ Grab danach neu zu bepflanzen. Aber es war schon alles erledigt, und nicht nur das. Es sieht wunderschön aus und alles war frisch gegossen, als wäre jemand erst wenige Minuten vor mir dort gewesen.«
    Â»Ich? Nichts habe ich vereinbart«, antwortet Matthias. »Du weißt doch, dass mir dieser ganze Blumenkram nicht liegt. Das habe ich doch dir überlassen, erinnerst du dich nicht?«
    Â»Eben«, bestätigt sie. »Deshalb hat es mich auch gewundert, ich hatte keine Erklärung dafür, außer dass du vielleicht noch mal angerufen hast, um zu gewährleisten, dass Max’ Grab wirklich optimal versorgt wird. Du weißt ja, in den ersten Tagen habe ich es noch nicht geschafft, regelmäßig hinzugehen, weil mir die Kraft fehlte und ich so oft bei Natalie war.«
    Â»Ein paar Mal war ich nach der Arbeit bei ihm«, berichtet Matthias. »Das Grab sah immer tipptopp aus. Ich dachte, das wärst du gewesen.«
    Â»Dann ist es vielleicht einfach nur guter Service« vermutet Corinna. »Aber ab jetzt will ich mich selber um das Grab kümmern. Allein schon, um Max nah zu sein.«
    Â»Mach das. Mach alles, was dir hilft und guttut. Irgendwie müssen wir durch diese schwere Zeit kommen.«
    Â»Glaubst du, wir werden jemals wieder froh sein? Ich bezweile es.«
    Â»So wie früher wird es nie mehr werden. Gerade deshalb müssen wir zusammenhalten, alle drei. Es tut mir leid, wenn ich manchmal ungerecht zu euch war.«
    Â»Deine Härte und Selbstdisziplin haben dich erfolgreich gemacht«, erinnert sie ihn. »Deinem Sohn haben sie das Genick gebrochen.«
    Â»Im Moment kann ich meinen Erfolg in den Wind jagen. Ich habe immer gedacht, ich würde alles richtig machen, und jetzt stehe ich vor den Trümmern meines Lebens.«
    Â»Wir müssen für Natalie da sein«, betont Corinna. »Hinter ihrer katzbürstigen Fassade ist sie immer noch ein verletzliches Mädchen. Maximilians Tod zieht ihr den Boden unter den Füßen weg, wenn wir ihr jetzt keinen Rückhalt geben. Sie meint es nicht böse, was sie sagt.«
    Â»Ich doch auch nicht«, gibt er zu. »Ich wünschte doch auch, ich wäre weniger in mir gefangen.«
    Corinna schweigt. Sie weiß, auch ihr Mann sehnt sich nach ein paar tröstenden Worten, nach Absolution, will hören, er sei nicht allein schuld an Max’ Tod. Sie kann es ihm nicht sagen, weil in ihr alles schreit, natürlich ist er schuld, wer sonst, wer hat denn tagtäglich an ihm herumgenörgelt, wer war es, dem Max nie etwas recht machen konnte. »Versuchen wir, ein bisschen zu schlafen«, sagt sie schließlich und dreht sich zur Wand.
    Wenige Tage später fangen sie doch an, in Max’ Zimmer zu räumen.
    Â»Mit seiner Kleidung kann ich wenigstens noch ein gutes Werk tun«, bemerkt Corinna, als sie den Kleiderschrank ihres Sohnes öffnet und zunächst einen Stapel T-Shirts anhebt und herausnimmt. »Es ist ja fast alles gute Markenkleidung. Die Hemden und Jacken könnte ich sogar noch zum Second-Hand-Shop bringen, aber

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