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Dann mach ich eben Schluss

Dann mach ich eben Schluss

Titel: Dann mach ich eben Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Fehér
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dass du mal auftaust.«
    Â»Was ich an ihm mochte?« Matthias dreht sich zu ihr um und stützt seinen Kopf auf die Hand. »Da gab es so vieles, das weißt du doch. Er war ein guter Schüler, der selten Ärger machte, war musikalisch, hilfsbereit. Hübsch war er natürlich, das hatte er von seiner Mutter. Und sportlich. Im Großen und Ganzen natürlich ein Junge, wie man sich keinen besseren wünschen kann. Natürlich habe ich ihn geliebt.«
    Â»Und hast du es ihm gesagt?«
    Â»Er wusste es. Alle Eltern lieben ihre Kinder.«
    Â»Das ist zu pauschal, Matthias. Man muss es sich auch ab und zu sagen oder auf irgendeine andere Art zeigen.«
    Â»Corinna, es ist nicht so, dass ich nichts tue. Auch wenn ich die Kinder nicht wie du rund um die Uhr bediene und verhätschele, sitze ich immerhin den ganzen Tag in der Firma und schaffe das Geld für den Luxus heran, mit dem ihr umgeben seid. Vielleicht denkst du zur Abwechslung mal daran, dass auch dies eine Form ist, euch meine Zuneigung zu bekunden. Max gehörte nicht zu den Menschen, die sich darüber großartige Gedanken machen, ebenso wenig wie Natalie und im Grunde sogar du.«
    Â»Das ist unfair.«
    Â»Ach ja? Dann denk doch zur Abwechslung mal daran, dass ich vielleicht auch gern hier und da mal ein Wort der Dankbarkeit und Anerkennung gehört hätte. Oder dass unsere Kinder sie mir zeigen, indem sie sich so entwickeln, wie es den Möglichkeiten entspricht, die ich ihnen biete. Aber nein, Fräulein Natalie zieht es vor, wie eine von den Punks herumzulaufen, die man leider immer noch am Alexanderplatz antrifft und Maximilian …« er bricht ab.
    Â»Natürlich hätten wir auch dir offener zeigen müssen, wie dankbar wir für alles sind, was du für uns tust. Aber dass Max unter dem Druck gelitten hat, der von dir ausging, kannst du nicht wegreden.«
    Â»Du hast recht«, flüstert er und beugt sich über sie, um sanft ihre Lippen zu küssen, doch Corinna rückt von ihm ab.
    Â»Ich kann das nicht«, sagt sie, selbst überrascht über die plötzliche Härte in ihrer Stimme. »Lass mich.« Danach liegen sie lange so, seit dem Unglück hat noch keiner von beiden Lust auf körperliche Nähe verspürt; viel zu früh erscheint es Corinna, jetzt damit anzufangen. Ich weiß nicht mal, ob ich ihn noch liebe, denkt sie; nach allem, was geschehen ist.
    Â»Warum musste erst so vieles kaputtgehen, damit wir uns diesen Fragen stellen«, murmelt Matthias schließlich. »Ich dachte immer, wir führen ein glückliches Familienleben … gut, meine Schwierigkeiten mit den Kindern in letzter Zeit, daran war ich sicher nicht ganz unschuldig, aber insgesamt gesehen … andere Teenager rebellieren auch. Ohne dass es jedoch dazu kommt, dass einer stirbt.«
    Â»Jugendliche lassen sich nicht gern etwas von den Eltern sagen«, antwortet Corinna. »In dem Alter erzählen sie einem nicht mehr alles; das meiste vertrauen sie doch ihren Freunden an. Natalie könnte mehr wissen, aber ich will sie noch nicht belasten.«
    Â»Das Gleiche gilt für Paul«, seufzt Matthias. »Ihn zu behelligen, wage ich auch noch nicht. Es muss ihn schlimm erwischt haben. Und Annika ebenso. Das auch noch, zu allem anderen Unglück.«
    Â»Aber sie leben.« Corinnas Stimme klingt wieder gepresst. »Ihre Eltern haben kein Kind verloren. Bei den beiden wird alles wieder gut.«
    Â»Nicht auszudenken, wenn sie auch noch draufgegangen wären.« Matthias starrt in der Dunkelheit an die Decke, hält aber immer noch seine Frau im Arm. »Dass Max es überhaupt riskiert hat, sie ebenfalls … es muss noch andere Gründe gegeben haben, warum das passiert ist. Eines Tages werden wir es herausfinden.«
    6.
    Nachdem Natalie entlassen ist, kehrt ein wenig Leben in die Wohnung zurück, aber auch die Trauer wird noch einmal verstärkt, weil Maximilians Fehlen dadurch, dass eines der Kinder wieder da ist, noch deutlicher wird. Natalie ist zurück, Max wird fortbleiben, für immer. Die Tür zu seinem Zimmer steht halb offen, doch er kommt nicht heraus und geht nicht hinein. Wenn Matthias nachts, sobald Corinna eingeschlafen ist, ruhelos durch die Wohnung wandert, bleibt er manchmal im Zimmer seinen Sohnes stehen und starrt auf dessen Bett; warum liegst du nicht hier, denkt er. Wir gehören doch zusammen. Er probiert aus, ob er sich besser fühlt, wenn er

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