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Dann mach ich eben Schluss

Dann mach ich eben Schluss

Titel: Dann mach ich eben Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Fehér
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Krankenwagen gerufen hat, auch nicht, oder?
    Paul: Daran erinnere ich mich überhaupt nicht mehr. Die Schmerzen habe ich auch erst im Krankenhaus richtig wahrgenommen, bei der Untersuchung. Dann aber umso heftiger; ich hätte schreien können.
    Annika: Bist du sofort operiert worden?
    Paul: Ich denk schon, aber ich hatte überhaupt kein Zeitgefühl mehr. Bin halt irgendwann aufgewacht und wusste erst nicht, was los war. Meine Eltern saßen an meinem Bett, meine Mutter hat geweint.
    Annika: Fast beneide ich dich. Ich war die ganze Zeit bei Bewusstsein. Die Zeit schien überhaupt nicht zu vergehen, erst musste ich stundenlang warten. Von wegen nach einem Unfall kommt man sofort dran in der Notaufnahme! Und die ganze Zeit diese Schmerzen, die Atemnot. Irgendwann dann die Untersuchung, Röntgen und alles. Zuerst haben sie überlegt, ob sie mich ins künstliche Koma versetzen und beatmen, weil mir jeder Atemzug so wehgetan hat. Aber dann habe ich doch nur Beruhigungs- und Schmerzmittel bekommen. Zeitgefühl hatte ich auch nicht, aber irgendwann war es wieder Tag und ich lag im Krankenzimmer und meine Mutter kam auch.
    Paul: Für unsere Eltern muss es auch ein Schock gewesen sein.
    Annika: Ja sicher, aber wir sind am Leben. Denk mal an Max’ Eltern, deren Sohn kommt nie mehr zurück.
    Paul: Ich weiß … wie hast du erfahren, dass er den Unfall nicht überlebt hat?
    Annika: Ich brauchte nur das Gesicht meiner Mutter zu sehen.
    Paul: Mir hat es mein Vater versucht, schonend beizubringen, als ich nach ein paar Tagen etwas wacher war und die schlimmsten Schmerzen überstanden waren.
    Annika: Schonend. Als ob man so etwas schonend vermitteln könnte.
    Paul: In dem Moment hatte ich das Gefühl, die Erde stürzt über mir zusammen.
    Annika: Ich hab nur an die Decke gestarrt und konnte es nicht glauben. Obwohl ich ihn ja auch gesehen hatte. Da war nichts mehr, kein Leben.
    Paul: Puh, tut irgendwie gut, mit dir darüber zu reden.
    Annika: Aber jetzt ist meine Mutter reingekommen, wir essen gleich. Danach will sie mich zu einem kleinen Spaziergang nach draußen lotsen. Ich glaub, das versuch ich mal, heute ist es nicht ganz so heiß wie gestern.
    Paul: Mach das. Schreiben wir nachher wieder?
    Annika: Weiß noch nicht wann. Ist für mich noch anstrengend. BB.
    Paul: Zu mir kommt auch gleich die Physiotherapeutin. Bis dann!
    Den ganzen restlichen Tag jedoch ist Annika nicht mehr online. Paul strengt sich an bei den Übungen, die seine Muskeln während der langen Bettruhe stärken sollen, lange hat er befürchtet, bleibende Schäden zurückzubehalten, doch die Prognosen sind gut, und in den nächsten Tagen kann auch der Blasenkatheter gezogen werden. Solange er den noch trägt, ist Paul dankbar, noch keinen Besuch von Mädchen zu haben, so möchte er nicht gesehen werden, auch nicht von Jungs. Am Nachmittag kommt seine Mutter und versorgt ihn mit frischem Obst, mehr als er essen kann, sie reden nicht viel. Abends verfolgt er im Fernsehen ein Freundschaftsspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Norwegen, eigentlich ist er kein Fußballfan. Immer wieder sieht er am Tablet-PC nach, ob Annika on ist, ihn vielleicht von selbst anschreibt, checkt auch sein Handy nach SMS. Aber nichts geschieht.
    Annika: Paul?
    Paul: Da bist du ja, hab schon gewartet!
    Annika: Haben deine Eltern eigentlich was über Max’ Beerdigung erzählt?
    Paul: Daran muss ich auch die ganze Zeit denken. Dass er schon unter der Erde liegt und wir ihn nie wiedersehen.
    Annika: Jaja, also haben sie?
    Paul: Es sollen sehr viele Menschen da gewesen sein, fast die ganze Schule, zumindest die älteren Jahrgänge. Und sogar Brückner ist hingegangen.
    Paul: Ist er wieder gesund?
    Annika: Ich schätze eher, er hat es für Max getan. Brückner war sein Lieblingslehrer, das hat er sicher gewusst.
    Paul: Ja, erstaunlich. Obwohl er vor Mathe Angst hatte. Find ich super von Brückner, dass er da war.
    Annika: Das war bestimmt auch tröstlich für Max’ Familie. Ich ärgere mich, dass ich nicht dabei sein konnte.
    Paul: Mach dir keinen Kopf. Du warst noch schwer verletzt, das versteht doch jeder.
    Annika: Das meine ich nicht. Es ist wegen Max. Das war sein letzter Weg, und ich habe ihn nicht begleitet. Ich mache mir solche Vorwürfe.
    Paul: V erständlich. Auch wenn es in letzter Zeit nicht mehr wirklich gut zwischen euch lief.
    Annika: Getrennt haben wir

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