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Dann mach ich eben Schluss

Dann mach ich eben Schluss

Titel: Dann mach ich eben Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Fehér
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treffender, als ein Foto es jemals könnte, gerade in der Traurigkeit um seine Mundwinkel, die Leere in seinem Blick, die er zuletzt kaum noch zu überspielen versucht hatte, seine leicht zerzausten Haare, die er Annika zuliebe hatte wachsen lassen, bis sie ihm schräg ins Gesicht hingen und Schatten über seine Augen warfen. Das Bild ist unvollendet, aus irgendeinem Grund hat er es nicht fertig gezeichnet, vielleicht gefiel es ihm nicht und deshalb hat er es zerknüllt, und nun wurde es gefunden, eingescannt und auf Facebook online gestellt, prangt jetzt wie eine Anklage in seinem Profil, von Max selbst zerknüllt, ein Bild wie ein Scherbenhaufen. Paul beugt sich noch dichter über das Display seines Tablets, was fand Max bloß nicht gut daran, denkt er. Es ist genial, schon lange hat er die Zeichnungen seines Freundes nicht mehr bewusst wahrgenommen und beginnt nun, dessen Profil nach weiteren Bildern zu durchsuchen, doch Zeichnungen hat Max zu Lebzeiten offenbar nicht eingestellt, dazu war er zu bescheiden, zu scheu. Lediglich einige wenige Fotos findet Paul, von anderen aus dem Jahrgang im Gedenken an Max hochgeladen, Bilder von Kursfahrten und Schulfesten, auf denen er mit anderen zu sehen ist, nicht ausgeschlossen, nicht abseits, aber immer am Rand, einer unter vielen, mehr als andere verträumt wirkend, selten von Herzen lachend, nicht einmal auf den typischen Feierbildern, wo alle ihre Gläser hochhalten und mit selbstbewussten Posen in die Kamera strahlen. So war Max nicht. Aber verdammt, denkt Paul, verdammt, Kumpel, du hast doch trotzdem immer dazugehört, keiner hat dich gedisst oder ausgeschlossen, du warst doch immer dabei, es muss sich nicht jeder in den Vordergrund drängen, das hätte nicht zu dir gepasst, aber du warst doch dabei, ich war immer an deiner Seite und Annika auch, Johanna, Simon, Marie-Luise und alle. Paul beginnt Max’ Pinnwand zu studieren, doch es gibt keine Neuigkeiten mehr darauf, nur noch Pinnwandeinträge anderer, zumeist von Mitschülern, nicht alle Namen sind Paul bekannt. Viel schreiben sie nicht, Paul scrollt die Seite hinunter und wieder hinauf, sucht nach Hinweisen, ob irgendjemand mehr über die Umstände seines Todes weiß und dort vielleicht vermerkt hat. Vielleicht hat Max etwas angekündigt, irgendeinen noch so belanglosen Satz gesagt, der jetzt im Nachhinein alles aufklärt, irgendeinen Satz, der beweist, dass nicht Paul und Annika diejenigen sind, an denen die Schuld haften bleiben muss. Max könnte es jemandem angedeutet haben, mit dem er sonst eher wenig zu tun hatte, um kein Aufsehen zu erregen. Niemanden alarmieren. Aber Paul findet nichts, nur kurze, traurige Einträge wie »R.I.P. Max«, »Miss U«. Einige schrieben: »Kannte dich nicht so, finde das alles ganz furchtbar … jemand aus meiner Schule, das gibt’s doch gar nicht.« Fassungslose Einträge aus dem gemeinsamen Jahrgang: »Ich hab dir gar nichts angemerkt … hättest du bloß gesagt, wie schlecht es dir ging!« oder »Bist irgendwie nie aufgefallen … aber vielleicht war es genau das, was dich zur Verzweiflung brachte?« Nur die blasse, stille Philine schrieb: »Hoffentlich wissen die Richtigen, was sie dir angetan haben. Ich bin so traurig, Max.« Philine aus dem Mathe-Leistungskurs … Paul stöhnt.
    Annika hat sich noch nicht eingetragen, auch Paul wagt es nicht, aus Angst, die anderen könnten dann über ihn herfallen, ihn virtuell zerfleischen, mit Cybermobbing hat er keine Erfahrung, Paul war immer einer von den Beliebten, genau wie Annika, auch darin passen sie zusammen. Wenn irgendjemand Wind davon bekommen hat, was zwischen Paul und Annika gelaufen ist, kann es ganz schnell vorbei sein mit seiner Beliebtheit, man glaubt nicht, wozu gerade Mädchen fähig sind, Betrug ist das Letzte. Aber niemand scheint es zu wissen.
    Paul weiß nicht, wie lange er über Max’ Profil bei Facebook gehangen hat, als er wieder diesen Schmerz in seiner Hüfte verspürt, der jedes Mal zurückkehrt, wenn er zu lange in einer Position verharrt. Noch immer aufgewühlt, schaltet er sein Tablet aus und versucht sich im Bett zu strecken, danach konzentriert er sich auf die Übungen, die er bei der Physiotherapeutin gelernt hat und bereits allein anwenden kann. In dieser Nacht schläft er besonders schlecht.
    Annika: Paul, hast du auch Post bekommen?
    Paul: Nein, was meinst du? Von wem sollte

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