Dann muss es Liebe sein
nebenan. Ich müsste deinen Vater jeden Tag sehen.«
»Aber du müsstest nicht mit ihm reden.«
Das funktioniert nicht. Ich werde mich von ihm nicht dazu überreden lassen. Ich beiße mir auf die Lippen und kämpfe gegen den Schmerz in meiner Brust an, als die Freude darüber, dass er mich gebeten hat, bei ihm einzuziehen, an einer Wand aus Bedauern zerschellt. Wo sind hier Liebe und Romantik? Wo sind die Herzen und die Blumen?
Ich packe seine ärmellose wattierte Weste, woraufhin er sich vorbeugt und mich auf die Stirn küsst. »Ich weiß, wir sind noch nicht so lange zusammen, Maz«, sagt er mit rauer Stimme, »aber ich liebe dich, und ich will für immer mit dir zusammenbleiben.«
»Das will ich auch.« Unsere Lippen berühren sich, und mich durchströmt eine Mischung aus Erleichterung, Aufregung und Vorfreude. Wen kümmert’s, dass sein Vater mich nicht ausstehen kann? Wen kümmert’s, dass er unser Baby, sein eigenes Enkelkind, verstoßen hat? Das hier hat nichts mit ihm zu tun. Das geht nur mich und Alex etwas an, und es ist ein weiterer Beweis dafür, wie viel wir einander bedeuten und wie wichtig es uns beiden ist, dass unsere Beziehung funktioniert.
»Ich könnte dich jeden Tag sehen«, schwärmt Alex lächelnd. »Das wäre fantastisch.« Er lässt die Hände über meinen Hintern gleiten und drückt ihn liebevoll. »Und ich könnte dafür sorgen, dass du dich nicht übernimmst – mit dem Baby.«
Schon wieder das Baby. Vor Angst schnürt es mir die Kehle zu. Fragt er mich nur wegen des Babys? Würde er mich auch fragen, wenn ich nicht schwanger wäre?
»Alex, würdest du mich auch bitten, bei dir einzuziehen, wenn wir kein Baby bekämen?«
Alex schaut mich an. Seine Stirn ist gerunzelt, er sieht verletzt aus, und mir wird klar, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich habe ihn falsch eingeschätzt.
»Es tut mir leid«, sage ich. »Ich bin paranoid.« Ich berühre sein Gesicht, lasse meine Finger an seiner Wange entlangstreichen, spüre, wie sich die Muskeln unter der Haut anspannen und wieder lockern. »Wann kann ich einziehen? Das heißt, wenn du noch immer willst …«
17
Geständnisse
»Emma ist heute nicht da, und Shannon kommt erst zur Spätschicht. Warum habe ich Izzy bloß zur Kleideranprobe gehen lassen?«, schimpfe ich vor mich hin, als Drew mit einem kleinen Wheaten Terrier, der am Ende seiner kurzen Leine herumwirbelt, auf die Station kommt. Seine Augen quellen aus den Höhlen, und er scharrt sich hektisch mit den Pfoten durchs Gesicht, um den Segeltuchmaulkorb loszuwerden.
»Weil Sie mich ganz für sich allein haben wollten.« Drew springt zur Seite, weil der Hund auf seinen Knöchel losgeht.
»Sehr witzig«, antworte ich trocken. Ich wünschte, Emma wäre hier – ich kann es kaum erwarten, ihr von meinem Umzug zu erzählen. »Wer ist das?«, frage ich und zwinge mich, an etwas anderes zu denken als an meinen bevorstehenden Einzug bei Alex.
»Das ist Sandy Balls«, sagt Drew.
»Nein!«
»Ernsthaft«, entgegnet er. »Ich wünschte, Frances hätte mich vorgewarnt – ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen.«
»Ich hatte bis jetzt noch nicht das Vergnügen seiner Bekanntschaft«, antworte ich und beäuge den Hund aus sicherer Entfernung.
»Mr Balls bleibt nie lange in der gleichen Praxis. Der Hund ist ihm peinlich. Er hat ihn absolut nicht im Griff.« Drew lächelt traurig. »Ich glaube, er mag ihn nicht mal.«
»Weshalb ist er hier?« Ich rümpfe die Nase, als mir aus Richtung des Hundes ein übler Gestank entgegenschlägt. »Lassen Sie nur, ich weiß schon. Zahnbehandlung.«
»Mr Balls hat es die ganze Zeit vor sich hergeschoben. Als ich ihn gefragt habe, ob er jemals in Sandys Maul geschaut hat, hat er gemeint, das sei wohl ein Witz.«
»Na gut«, lenke ich ein, »dann wollen wir mal.«
Eine halbe Stunde später liegt der Hund schlafend auf der Seite. Sein Kopf ruht in einer Halterung über dem Becken. Drew hat Maske und Handschuhe übergezogen. Er öffnet die Zahnschublade und sucht die passenden Instrumente heraus, während ich die Atmung des Hundes überwache.
»Wussten Sie, dass Shannon ab September einen Platz am College hat?«, frage ich, aber Drew ignoriert mich.
»Nummer eins, Fortsetzung folgt.« Er hält einen blutigen Backenzahn in die Höhe und lässt ihn neben die Nierenschale fallen, die ich eigens zu diesem Zweck hingestellt habe. Er spült das Maul des Hundes aus und überschwemmt dabei den gesamten Tisch.
»Vorsicht, Drew. Sie versauen doch
Weitere Kostenlose Bücher