Dann muss es Liebe sein
tapfer, doch ich schrecke davor zurück, sie zu fragen, wie es in der Klinik war. Vor zwei Tagen ist sie nach London gefahren, wo einige Eizellen entnommen, behandelt und mit Bens Sperma verschmolzen wurden. Jetzt wartet sie auf den Anruf, dass sie zurückkommen soll, damit man ihr die Embryos einsetzen kann.
»Sie können sich jederzeit melden.« Emma schaut auf die Uhr.
Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
»Sieht Izzy nicht fantastisch aus?«, setze ich an.
»Ziemlich beeindruckend«, antwortet Ben. »Ich glaube, ich habe sie bis heute nie in etwas anderem als ihrer Arbeitskleidung gesehen.« Wieder entsteht eine verlegene Pause. »Habt ihr die Schafe auf der Torte gesehen?«, erkundigt sich Ben.
»Wir sollten unsere endlich wegwerfen, Ben«, erwidert Emma, und es dauert einen Moment, ehe ich begreife, dass sie von der obersten Etage ihrer eigenen Hochzeitstorte redet, die traditionell aufgehoben wird, um sie bei der Feier anlässlich der Geburt des ersten Kindes zu essen.
»Ich wusste gar nicht, dass wir sie behalten haben.«
»Natürlich wusstest du das«, entgegnet Emma. Ihre Stimme klingt verletzt und vorwurfsvoll. »Sie ist in der Tiefkühltruhe, und der Champagner, den wir vom Empfang aufgehoben haben, liegt unten in deinem blöden Weinschrank.«
»Ja, Schatz«, sagt Ben.
»Erinnere mich daran, dass ich sie wegwerfe, wenn wir nach Hause kommen.«
»Wir haben sie so lange aufbewahrt – da schadet es doch nichts, sie noch ein bisschen länger zu behalten.«
»Ich verstehe nicht, warum dir das auf einmal so wichtig ist, obwohl du nicht einmal mehr wusstest, dass wir sie überhaupt noch haben«, versetzt Emma scharf.
»Lass uns nicht darüber streiten«, sagt Ben matt.
Clive kommt herüber und stellt uns das neue Kätzchen vor, ein flauschiges blaucremefarbenes Fellknäuel mit großen orangefarbenen Augen.
»Wir haben sie Cassandra genannt. Die Gäste durften über den Namen abstimmen, um etwas Geld für den Tierschutzverein zu sammeln.« Cassandra mustert uns mürrisch.
»Ist das tatsächlich ein rosa Halsband? Das hätte ich nicht von Ihnen erwartet, Clive.«
»Ach, das war Edie. Ich habe ihr gesagt, es ist bloß eine Katze, und sie soll sie nicht so verhätscheln, aber sie hört ja nicht auf mich.« Er reibt den Nacken des Kätzchens mit seiner Nasenspitze. »Übrigens, die Hochzeitskutsche ist gerade gekommen.«
Nach dem Essen schmücken Alex, Ben, Emma und ich das Gefährt: einen riesigen, in der Sonne glänzenden Traktor. Emma und ich schreiben »Izzy und Chris« und »Just Married« darauf und zeichnen Herzchen. Alex und Ben binden weiße Schleifen und Luftballons an, ehe sie zum Abschluss eine Schachtel Pralinen und eine Flasche Wein mitsamt Gläsern in die Kabine legen.
»Ich gehe ein Stück die Straße hinunter, um meine Nachrichten abzuhören, der Empfang ist hier nicht besonders.«
»Ich komme mit«, sagt Ben.
»Nein, bleib hier«, erwidert Emma, aber Ben begleitet sie trotzdem, und ich frage mich, wie sehr der Stress der künstlichen Befruchtung ihre Ehe belastet.
Am Montag nach der Hochzeit komme ich in die Praxis und entdecke zu meiner Überraschung, dass Drew Brutus aufgenommen hat.
»Drew operiert ihn«, bestätigt Shannon, als ich sie frage, wieso. »Emma sitzt im Zug nach London.«
»Ach? Davon hat sie mir ja gar nichts gesagt.«
»Sie sagte, es könne nicht warten. Das ist doch eine gute Nachricht, oder? Das heißt bestimmt, dass sie neue Embryos hat.«
»Vermutlich schon.« Ich freue mich für sie, dennoch bin ich überrascht. Schließlich hat Mrs Dyer oft genug gesagt, dass sie Brutus niemandem außer Emma anvertrauen würde. Aber Drew sagt, dass Emma ihr Okay gegeben hat, also hake ich nicht weiter nach.
»Soll ich mich steril machen? Dann könnte ich Ihnen assistieren«, biete ich ihm an.
»Nein, danke, das schaffe ich mit verbundenen Augen«, entgegnet Drew.
»Mir wäre es lieber, wenn Sie Ihre Augen offen hielten«, gebe ich leichthin zurück.
»Sie nehmen immer alles so ernst, Maz. Das ist so … drollig.«
»Danke für das Kompliment.« Ich halte kurz inne. »Sie haben doch die Röntgenaufnahmen, die Emma neulich gemacht hat?«
»Klar, die sind zusammen mit dem Gutachten zurückgekommen.«
»Gut.« Ich weiß noch, dass ich damals gedacht habe, ich muss Emma auf die Röntgenbilder ansprechen, kann mich aber beim besten Willen nicht mehr erinnern, wieso. »Und Sie denken auch daran, den Brustkorb des Hundes zu röntgen, ehe Sie operieren?«
»Ja, Maz.«
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