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Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
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Krallen aus dem Stoff. »Na, komm schon, Snowy.«
    Drew nimmt ihn zurück, ich hole eine frische Spritze und neues Futter, und wir fangen wieder von vorne an.
    »Wie gefällt es Ihnen bei uns?«, erkundige ich mich. »Ist alles in Ordnung?«
    »Klar, passt schon«, antwortet er auf seine übliche entspannte Art.
    »Was macht das Kätzchen mit der Grünholzfraktur?«
    »Dem geht’s gut«, versichert mir Drew.
    »Gut.« Ich finde, er könnte ruhig etwas mitteilsamer sein – der erste Gips, den er dem armen Tierchen angelegt hat, ist zum Entsetzen seiner Besitzerin schon eine halbe Stunde, nachdem es zu Hause angekommen war, wieder abgefallen. Ich höre noch immer das Erstaunen und die ehrfürchtige Scheu in ihrer Stimme, als sie mit dem Kätzchen zurückkam, um das Bein neu eingipsen zu lassen. »Ich habe mich so furchtbar erschreckt, Maz. Ich dachte, das ganze Bein wäre abgefallen.«
    »Und das Hauskaninchen? Ernest?«
    »Der ist wieder auf dem Damm, hoppelt herum und knabbert jedes Kabel an, das ihm zwischen die Zähne kommt«, informiert mich Drew. »Ich habe seiner Besitzerin geraten, ihn in Zukunft draußen zu halten. Wenn sie nicht besser auf ihn aufpasst, wird er noch irgendwann gegrillt.«
    Ich freue mich, dass sich Drew hier offenbar wohlfühlt und sich mit der gleichen Sorgfalt um unsere Patienten kümmert wie Emma und ich, und wende mich persönlicheren Themen zu.
    »Sie haben sich bestimmt auch schon hier eingelebt, oder? Wahrscheinlich haben Sie mittlerweile alles gesehen, was Talyton an Sehenswürdigkeiten zu bieten hat«, sage ich, und mir ist bewusst, dass Drew mich mit leicht hochgezogenen Augenbrauen mustert.
    »Noch nicht«, erwidert er und schaut den Flur hinunter, wo Shannon gerade aus dem Umkleideraum kommt und sich das Haar mit einem Papiertuch trocknet.
    »Wo zieht es Sie denn hin, wenn Ihr Vertrag hier ausläuft?«, fahre ich fort.
    »Erst Talyton St. George, dann der Rest der Welt«, entgegnet Drew selbstsicher, und ich beneide ihn um seine Freiheit.
    »Und was hat Sie dazu bewogen, einfach durch die Welt zu reisen?«
    »Gleich nach dem Studium habe ich in einer Praxis in Sydney angefangen. Ein paar Monate später hatte ich so einen ›Ist das wirklich alles im Leben‹-Moment und habe gekündigt.«
    Ich löse die Spritze von der Magensonde, und Drew setzt Snowy zurück in den Käfig unter der Treppe.
    »Haben Sie nicht manchmal Heimweh?« Ich bin nicht grundlos neugierig, ich denke nur an Shannon – wenigstens ist das meine Ausrede. »Nach Ihrer Familie? Freunden? Einer Freundin?«
    Drew dreht sich zu mir um, reißt sich die Plastikschürze vom Leib und zieht sein Hemd aus.
    Ich weiche zwei Schritte zurück.
    »Baggern Sie mich gerade an, Maz?«, fragt er ruhig.
    »Ich? Nein! Auf keinen Fall!«
    »Dann habe ich wohl etwas missverstanden. Aber Sie kreisen ständig um mich herum, beobachten mich, und jetzt fragen Sie mich nach meinem Liebesleben aus …« Er macht eine Pause. »Schon in Ordnung. Diese Wirkung habe ich auf alle Frauen.«
    »Drew!« Wie eingebildet kann ein Mann denn sein? »Das haben Sie gründlich missverstanden.«
    »Alles klar. Sie wollen mich also nur im Auge behalten, um die Ehre der Talytoner Damenwelt zu retten.« Drew grinst. »Das dachte ich mir schon.«
    Ich erröte und beharre nicht auf einer Auskunft – bezüglich der Freundin –, denn Shannon ist wieder zurück in Hörweite.
    »Du wirst dir ein dickeres Fell zulegen müssen«, sage ich zu ihr, während sie Drew nachschaut, der in Richtung Wäschekammer schlendert, um sich saubere Kleider zu holen. »Und dich mehr auf die Arbeit konzentrieren«, füge ich hinzu, doch ich sehe ihr an, dass sie nicht auf eine alte Schachtel wie mich hören wird, auf der jede Menge Verantwortung lastet, nicht zuletzt eine drohende ungeplante Schwangerschaft.
    Bleiches Licht dringt am nächsten Morgen durch die Badezimmerjalousie und fällt auf das Teststäbchen in meiner Hand. Positiv. Da steht es blau auf weiß. Ich lasse es in den Abfalleimer fallen und wasche mir das Gesicht, dann schaue ich auf und starre in den Spiegel. Ich erkenne mich kaum wieder. Vor Erschöpfung habe ich dunkle Ringe unter den Augen, und mein Gesichtsausdruck gleicht dem eines Kaninchens, das im Scheinwerferlicht eines heranrasenden Autos erstarrt. Das hatte ich nicht geplant. Aber das tut man ja nie, oder? Ich hatte in der Vergangenheit bereits den einen oder anderen verhütungstechnischen Ausrutscher, allerdings ist nie etwas passiert, und irgendwie

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