Dann muss es Liebe sein
nach Leder, Wachs und einem Hauch von Alex’ Aftershave.
Vielleicht bin ich auch einfach nur paranoid, denke ich, als wir zusammen durch den Laden gehen und Delphi Vorschläge macht und Kleidungsstücke heraussucht, die ich in einer winzigen Umkleidekabine, in der lediglich ein Vorhang für etwas Privatsphäre sorgt, anprobieren soll. Ich bin heute eindeutig nicht ich selbst. Mir ist übel, und ich bin müde. Ich bin Gefangene dieses Außerirdischen, der meinen Körper überfallen und mich als Geisel genommen hat.
»Soll ich Ihnen eine größere Größe holen?«, fragt Delphi auf der anderen Seite des Vorhangs.
»Ja, bitte«, gebe ich zurück, etwas gedemütigt, weil ich nicht in die Sechsunddreißig passe. Ich trage immer Größe sechsunddreißig. Die nächste Reithose, die sie mir bringt, ziehe ich hastig wieder aus – sie ist lila mit einem schwarzen Hosenboden, und mein Hintern sieht darin nicht riesig, sondern regelrecht gewaltig aus. Während ich sie zur Seite lege, höre ich von draußen einige Gesprächsfetzen.
»Lady ist wieder ganz die Alte«, sagt Delphi.
»Hast du meine SMS bekommen? Mit dem Ergebnis der Blutanalyse?«, fragt Alex.
»Ach, Alex«, erwidert Delphi flirtend, »ich dachte, du wüsstest, dass ich keine SMS -Beziehung will.« Dann lacht sie, und es klingt wie ein Wiehern. (Warum werde ich in ihrer Gegenwart jedes Mal zum gehässigen Biest?)
Ich schlüpfe in eine schlichte dunkelblaue Reithose und ziehe den Vorhang zurück.
»Was hältst du davon, Alex?«
»Die ist perfekt«, meint er mit einem zustimmenden Lächeln.
»Langweilig«, entgegnet Lucie. »Die in Lila war viel schöner.«
Nachdem ich schließlich fertig eingekleidet bin, finde ich mich ziemlich sexy. Reitkleidung hat durchaus etwas für sich: Die Lycra-Reithose hält alles schön fest, kniehohe Stiefel lassen meine Beine noch länger wirken, und der grüne Reithelm passt fantastisch zu meinem blonden Haar.
Ich lehne dankend ab, als Lucie mir noch ein Haarnetz aufdrängen will. Was hat sie vor? Will sie mich wie Ena Sharples ausstaffieren, damit ihr Vater mich nicht mehr attraktiv findet?
»Die Reithose sieht toll aus.« Alex berührt meinen Hintern. »Und der Helm auch.«
»Es fühlt sich irgendwie an, als hätte man Kopfschmerzen über dem Kopf«, antworte ich und versuche ihn abzunehmen, doch er ist fest auf meinem Schädel verkeilt.
»Du brauchst einen Helm – Reiten ist ein gefährlicher Sport. Na ja, so gefährlich nun auch wieder nicht«, korrigiert er sich schnell, aber es ist zu spät – ich habe es gehört. Er grinst. »Sonst wären die Fox-Giffords längst ausgestorben.«
»Wenn ich ehrlich sein soll, würde ich heute lieber noch aussetzen, Alex. Kann ich nicht einfach nur dir und den Kindern beim Reiten zusehen …?«
»Du bist ja ganz blass um die Nase.« Er tippt gegen den Knopf oben auf meinem Helm. »Komm schon, Maz, die frische Luft wird dir guttun. So, haben wir alles? Dann gehe ich jetzt zur Kasse.«
»Ich zahle«, erwidere ich hastig.
»Nein, du bist eingeladen – außerdem braucht Lucie noch einen neuen Striegel.«
»Der ist dann nur für Tinky, mein Pony«, erklärt Lucie, während Sebastian verkündet: »Ich will auch einen Striegel.«
»Also gut«, seufzt Alex. »Geh und such dir einen aus.« Ist er immer so nachgiebig? Verlegen sieht er mich an. »Seb entwickelt sich zu einem echten Shopaholic – das hat er von seiner Mutter.«
»Maz, du brauchst noch eine Peitsche.« Lucie zieht einen glänzenden lilafarbenen Stab aus einer Auslage, in der Reitgerten in allen möglichen Größen und Farben versammelt sind, und ich frage mich, was für ein Mensch man sein muss, um ein Geschäft aus dem Schlagen von Pferden zu machen. »Wenn dein Pferd böse ist, dann haust du es damit. Siehst du, so.« Sie schlägt sich gegen das Bein. »Autsch.«
»Das ist aber ziemlich gemein, findest du nicht?«, sage ich und verbeiße mir ein Lachen über Lucies selbstverschuldeten Schmerz, doch sie lässt sich nicht beirren. Sie stemmt die Hände in die Hüften und blinzelt durch ein paar lose Haarsträhnen hindurch. »Du musst ihnen zeigen, wer der Herr ist.«
»Lucie hat recht«, wirft Alex ein.
»Daddy hat ganz viele Peitschen zu Hause«, verkündet Lucie.
»Ich wusste gar nicht, dass du auf SM stehst«, scherze ich, ehe ich erschrocken eine Hand vor den Mund halte. Die Kinder! Nicht vor den Kindern!
»Was ist SM , Daddy?«, fragt Lucie.
»So etwas Ähnliches wie M&Ms, aber nur für Erwachsene.«
Alex
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