Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dann muss es Liebe sein

Dann muss es Liebe sein

Titel: Dann muss es Liebe sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
Vom Netzwerk:
oder waren es doch Tierärzte? – kommt mir in den Sinn. Trotzdem war es richtig, dass ich mich eingemischt habe. Obwohl das Legen einer Drainage ein paar Minuten länger dauert, erspart es dem Kater vermutlich eine Wiederholung dieser Prozedur. Abszesse haben die unschöne Angewohnheit wiederzukommen. Das ist schmerzhaft und unangenehm für den Patienten und teuer für den Besitzer.
    »Rieche ich komisch?« Shannon packt ihr Praxishemd und schnüffelt daran. Drew geht um den Behandlungstisch herum und stellt sich hinter sie. Galant schnuppert er an ihrem Nacken, woraufhin sie errötet.
    »Shan, du riechst wie immer absolut umwerfend.«
    Izzy schaut mich an und verdreht die Augen.
    »Na, das kann ja Eiter werden«, flüstert sie mir zu, während Drew die Drainage legt.
    »Izzy!« Zum ersten Mal, seit ich von dem Baby erfahren habe, muss ich lachen. Es ist ein ekliges Wortspiel, ich weiß, aber Izzys trockene Art ist zum Schießen.
    »Sehen Sie sich Shannon doch bloß an. Sie hält ihn für den Größten.«
    Drew trägt den Kater zurück zu seinem Käfig, und Shannon trottet hinter ihm her.
    Was ist bloß aus dem guten alten Feminismus geworden?, frage ich mich, während ich zurück an den Empfang gehe, um eventuelle Nachrichten abzuholen und zu sehen, ob für später noch Hausbesuche anstehen. Das Telefon klingelt, und Frances hebt ab.
    Ich sehe ihr Gesicht – das einstudierte Lächeln, mit dem sie nach einem Stift greift, das besorgte Stirnrunzeln und dann abgrundtiefes Entsetzen. Schlechte Neuigkeiten. Mein Herz setzt einen Schlag aus.
    »O nein. Nicht das.« Der Stift fällt zurück auf den Tresen. Frances’ Blick schießt hektisch durch den Raum, im Sonnenlicht, das durch das Fenster hereinfällt, leuchtet ihr toupiertes Haar wie ein Heiligenschein. Als sie mich entdeckt, winkt sie mich mit dem Telefon heran. »Maz, es ist Doktor Mackie.«
    »Ben?« Meine Brust ist vor Angst wie zugeschnürt, als ich ihr das Telefon aus der Hand reiße. »Was ist los? Wo ist Emma?«
    »Maz.« Seine Stimme klingt sehr ruhig, und für einen Moment gelingt es mir beinahe zu glauben, es sei alles in Ordnung.
    »Ich wollte dir so schnell wie möglich Bescheid sagen. Emma ist im Krankenhaus – sie hat das Baby verloren.«
    »O Ben.« Meine Brust fühlt sich an, als steckte sie in einer Schraubzwinge. Jeder Atemzug schmerzt. »Es tut mir so leid.« Ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll. Und als Antwort höre ich nur sein von Verzweiflung erfülltes Schweigen. »Grüß Emma ganz lieb von mir, ja?«
    Er legt auf. Arme Emma, armer Ben. Ich lasse den Blick durch den Empfang schweifen, über die Anzeigen am Schwarzen Brett, die Mitteilungen über gefundene oder entlaufene Haustiere. Was ist das alles jetzt noch wert? Emma hat ihr kostbares Baby verloren. Der große Traum meiner besten Freundin ist ausgeträumt.
    »Wie schrecklich«, schluchzt Frances.
    »Das Baby …« Ich sehe, wie das Bild des kleinen Mädchens mit dem fliegenden Haar auf Emmas Arm verblasst und sie vor Kummer zusammenbricht. Es ist einfach grauenvoll.
    »Ich wusste es. Ich wusste schon die ganze Zeit, dass etwas nicht in Ordnung war. O Gott …« Frances zerrt eine Handvoll Papiertaschentücher aus der Box, die sie für Notfälle am Empfang bereithält, und presst sie sich vor den Mund. Nun ist nicht der passende Moment, sie darauf hinzuweisen, dass sie diejenige war, die mir immer versichert hat, alles würde gut gehen und Emmas Sorge um ihr Baby wäre vollkommen normal. Frances weiß alles über Verlust. Sie hat einen erwachsenen Sohn, der inzwischen selbst eine Tochter hat, aber sie hatte auch eine Tochter, die drei Wochen nach ihrer Geburt gestorben ist. Sie spricht nie darüber. Erst als wir einen Wurf Katzenjunge hier hatten, die immer schwächer und schwächer wurden und eines nach dem anderen starben, hat sie mir davon erzählt.
    »Wir müssen doch etwas tun, Maz«, sagt Frances. »Was können wir bloß tun?«
    »Ich weiß es nicht, Frances. Es ist so ein furchtbarer Schock, damit hätte ich niemals gerechnet.« Nach all dem Warten und Hoffen bin ich, als Emma dann endlich schwanger wurde, einfach davon ausgegangen, dass alles reibungslos verlaufen würde. Es erscheint mir so unfair, dass es anders gekommen ist. So grausam.
    »Ich mache Teewasser heiß«, beschließt Frances.
    »Lassen Sie nur, das mache ich.« Ich nutze diesen Vorwand, um mich im Personalraum zu verkriechen, und bemühe mich, nicht allzu viele Taschentücher zu verbrauchen, während ich

Weitere Kostenlose Bücher