Dann muss es Liebe sein
schon.«
»Ja«, sagt Alex.
»Ben hat sie für zwei weitere Wochen krankgeschrieben. Ich frage mich allmählich, ob sie überhaupt noch einmal zurückkommt.«
»Natürlich kommt sie zurück.« Alex drückt kurz meine Hand. »Es bleibt ihr ja gar nichts anderes übrig, wenn Drews Vertrag ausläuft. Es sei denn, ihr stellt einen neuen Tierarzt ein.«
Ich antworte nicht und wünschte, es wäre nicht alles so unsicher. Im Otter House arbeiten alle hart, um mir zu helfen, die Praxis auch ohne Emma über Wasser zu halten, aber das ist nicht das Gleiche.
Als die erste Ente die Ziellinie überquert, fischt ein Feuerwehrmann sie aus dem Wasser, wischt sie mit einem Handtuch trocken und reicht sie Fifi Green, der Frau des Talytoner Bürgermeisters, die sich bemüht, mit ihren High Heels nicht im Rasen einzusinken, der von einem früheren Regenschauer noch feucht ist. Sie liest die auf die Unterseite der Ente aufgemalte Nummer so feierlich vor, als wären es die BBC -Nachrichten.
»Nummer siebenundzwanzig. Gewonnen hat die Nummer siebenundzwanzig.«
»Das ist meine«, kreischt Lucie und hüpft vor Aufregung auf der Stelle. »Daddy, das ist meine.«
»Nein, meine«, widerspricht Seb. »Ich habe gewonnen.«
Alex sieht mich an und zieht die Augenbrauen hoch. Ich begleite Lucie, die ihren Preis abholt, und überlasse es ihm, seinem Sohn zu erklären, dass man nicht immer gewinnen kann.
»Lucie sagt, sie will nicht mehr mit mir ausreiten«, erzähle ich Alex später. (Wir sind nach drinnen umgezogen, da es zu tröpfeln anfing, und sitzen bei einem Glas zusammen.) Sie hat mich zwischen der Stelle, wo der Mühlenbach vom Fluss abzweigt, und dem Anhänger, auf dem eine der örtlichen Bands gerade ihr Schlagzeug und ihre Gitarren aufbaute, in die Enge getrieben. »Sie sagt, Jumbo sei zu langsam. Also für meinen Geschmack waren wir ganz schön schnell, als wir die alte Eisenbahnlinie entlanggaloppiert sind.«
»Das waren wir auch. Wenn ich gewusst hätte, dass du schwanger bist, hätte ich dich etwas schonender behandelt.«
»Du brauchst mich nicht in Watte zu packen«, antworte ich lächelnd.
»O doch, das muss ich«, entgegnet er bestimmt. »Ich will mich um dich kümmern.«
»Ich bin durchaus in der Lage, mich um mich selbst zu kümmern«, erwidere ich, aber insgeheim bin ich doch gerührt. »Du hast selbst genug um die Ohren, vor allem, wenn du wirklich der Meinung bist, dass sich deine Eltern nicht länger um Seb und Lucie kümmern sollen.« Im Moment sind die beiden draußen und spielen mit einem Teil von Lynseys und Stewarts Nachwuchs auf dem Klettergerüst. Ich weiß nicht, wo die alten Fox-Giffords sind, und es ist mir auch egal. »Aber wo wir gerade von deinen Eltern reden. Es tut mir wirklich leid, dass ihr euch meinetwegen gestritten habt. Ich fühle mich irgendwie dafür verantwortlich.«
»Mach dir darüber keine Gedanken, Maz«, sagt Alex. »Das ist nur eine vorübergehende Maßnahme – es wäre nicht richtig, Lucie und Seb von ihren Großeltern fernzuhalten. Sie hatten immer eine sehr enge Beziehung zueinander. Es geht nur um den Rest des Wochenendes. Lucie und Seb waren so durcheinander wegen des Babys, deshalb kann ich die beiden nicht zu ihnen lassen. Jetzt gebe ich erst einmal allen die Gelegenheit, sich wieder etwas zu beruhigen, und dann sehen wir weiter.« Alex trinkt sein Glas aus. »Möchtest du noch eins?«
»Die nächste Runde geht auf mich.« Ich kann Clive nicht für immer aus dem Weg gehen. »Ich besorge uns Nachschub.«
»Du brauchst niemandem etwas zu beweisen, Maz.«
Doch, das muss ich. Ich will nicht, dass irgendjemand – und am allerwenigsten Alex – glaubt, ich sei ihm nicht ebenbürtig. Und ich will auch kein anonymer Behälter für das Baby sein, wie Emma es geworden ist. Als einige unserer Kunden anfingen, von ihr nur noch als die Schwangere zu reden, bin ich jedes Mal zusammengezuckt, auch wenn es sie selbst gar nicht zu stören schien.
Ich gehe an die Theke, wo Clive zusammen mit seiner Frau Edie, einer großen, schlanken Frau mit Hakennase, dunklen Augen und langem schwarzem Haar mit breiten silbernen Strähnen, und zwei Aushilfen bedient. Er versucht mich zu ignorieren und nickt auffordernd zu Edie hinüber, damit sie sich um mich kümmert, doch Edie denkt gar nicht daran und entfernt sich zur anderen Seite.
»Hallo, Clive«, sage ich. »Eine Cola light und einen Apfelsaft, bitte.«
»Sie lassen’s ja heute richtig krachen, was?« Er greift nach einem Glas. Es liegt
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