Dann muss es Liebe sein
dir wegnehmen könnten?«
»Ein Teil davon gehört mir schon. Immerhin bin ich Juniorpartner.« Er betont das Wort »Junior«. »Ich muss der älteste Juniorpartner im ganzen Land sein.«
Wie immer nimmt Alex das Thema auf die leichte Schulter, aber das sollte er nicht. Er leistet die ganze Arbeit. Ich finde, er hat etwas Besseres verdient.
»Aber was wird aus dir, wenn dein Vater seinen Anteil an der Praxis Seb vererbt?«
»Das wird nicht passieren – mein Vater ist unverwüstlich.« Alex zuckt mit den Schultern. »Der stirbt nicht. Mach dir keine Sorgen um mich, Maz. Wenn er vor meiner Mutter stirbt, wird sie dafür sorgen, dass doch alles an mich geht. Und wenn es andersherum kommt, muss ich eben einen Anwalt einschalten.«
»Habt ihr einen Gesellschaftervertrag?«, frage ich und denke an all die juristischen Dokumente, die Emma und ich unterschreiben mussten, als ich in die Praxis eingestiegen bin.
»Rate mal«, entgegnet Alex seufzend.
»Also nicht. Okay.«
Wir holen die Kinder ein. Lucie versucht gerade, mit der Kreditkarte ihres Vaters zu bezahlen. Alex regelt das Problem und kümmert sich anschließend um Seb, der traurig ist, weil der Feuerwehrmann ihn aufgefordert hat, seine Ente zu den anderen ins Netz zu legen, damit sie im Löschfahrzeug hoch zur Alten Brücke gebracht und ins Wasser geschüttet werden können, um das Rennen zu starten.
»Aber ich will sie behalten.« Seb drückt sie an seine Brust. »Ich hab meine Ente gern.«
Mein erster Impuls ist, sie ihm wegzunehmen und ihn brüllen zu lassen – das hat er ohnehin bald wieder vergessen –, doch Alex, der alte Softie, gibt dem Feuerwehrmann eine großzügige Spende, damit Seb seine Ente behalten darf und zusätzlich noch eine zweite bekommt, die beim Rennen mitschwimmt. Angesichts des Familienstreits, den sie miterleben mussten, ist es wahrscheinlich nicht überraschend, dass er mit allen Mitteln versucht, sie wieder aufzuheitern.
»Welche Nummer willst du haben, Maz?«, fragt Alex.
Ich suche zwei Enten aus – eine für mich und eine für das Baby –, während Alex mit Lucie und Seb plaudert.
»Das Baby wird euer Halbbruder oder eure Halbschwester sein«, erklärt er. »Ist das nicht aufregend?«
Seb mustert skeptisch meinen Bauch, während Lucie besorgt dreinschaut, und ich frage mich, wie ich mich gefühlt hätte, wenn meine Mutter, nachdem mein Vater sie verlassen hatte, plötzlich angekommen wäre und mir gesagt hätte, dass sie von einem anderen Mann schwanger sei. Ich glaube, ich wäre ziemlich durcheinander gewesen und hätte große Angst gehabt, das neue Baby könnte meinen Platz einnehmen.
»Wenigstens scheinen sie etwas begeisterter von dem Baby zu sein als deine Eltern«, sage ich später, als wir zusehen, wie der Entenpulk den Fluss hinunter in Richtung Pub schwimmt. Lautstark einen Haufen Plastikenten anzufeuern, die auf dem Wasser herumhüpfen, mag vielleicht ein seltsamer Zeitvertreib sein, aber – ich erwische Seb gerade noch am Arm, bevor er ins Wasser fällt – es macht unglaublich viel Spaß.
»Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, ein Kindermädchen einzustellen«, sage ich, nachdem ich Seb heil und gesund vom Flussufer weggelotst habe.
»Du kannst ein Baby schließlich nicht in einen Käfig stecken wie deine Patienten. Und ich kann es auch nicht einfach im Kofferraum lassen wie einen Hund.« Alex greift nach meiner Hand und verschränkt die Finger mit meinen. »Ich bin froh, dass du endlich Interesse für das Baby entwickelst. Offen gestanden habe ich mir anfangs ein wenig Sorgen gemacht. Sobald Astra erfahren hatte, dass sie mit Lucie schwanger war, ist sie auf Shoppingtour gegangen. Nicht, dass sie dafür einen Vorwand gebraucht hätte …«
Wieder durchzuckt mich leiser Groll, weil Alex das Ganze schon mit einer anderen Frau erlebt hat.
»Du willst mich hoffentlich nicht mit Astra vergleichen«, erwidere ich schnippisch.
»So war das doch nicht gemeint. Ich will damit nur sagen, dass sie eine gute Mutter ist – trotz ihrer Fehler. Sie liebt die Kinder über alles.«
Soll ich mich dadurch etwa besser fühlen? Jetzt muss ich mich zusätzlich an Astra, der Übermutter, messen lassen.
»Es gibt noch eine Menge zu klären, und wir haben nicht mehr sehr viel Zeit.« Alex nickt zu einer Frau hinüber, die einen Kinderwagen übers Gras schiebt. »Bald wirst du auch so einen brauchen.«
»Du klingst fast wie Emma … Wie Emma früher«, korrigiere ich mich, »als sie noch … du weißt
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