Dann muss es Liebe sein
keine Häme in seiner Stimme, aber auch keine Wärme.
»Wie geht es Petra?« Sie liegt an Robbies altem Platz auf einem großen Hundebett aus Wildlederimitat und hat einen frischen Markknochen neben sich. So was von verwöhnt!
»Sie hat noch nicht vergessen, dass Sie sie aufgeschnitten haben«, bemerkt Clive, als Petra einmal kurz aufbellt. »Es hat ewig gedauert, bis sie die Operation verkraftet hatte, aber jetzt ist sie wieder ganz die Alte. Sehen Sie nur, sie lächelt.«
Für mich sieht das eher nach Zähnefletschen als nach einem Lächeln aus, doch ich lasse mich nicht auf eine Diskussion ein. Petra steht auf und starrt mich an, woraufhin ich einfach wegschaue, etwas Geld aus meinem Portemonnaie nehme und es Clive über die Theke reiche.
Ich weiß nicht, was Petra daran provoziert. Interpretiert sie die Tatsache, dass ich Clive berühre, fälschlicherweise als Bedrohung, oder ist sie krankhaft eifersüchtig? Was auch immer es ist, sie macht einen Satz auf uns zu, Edie steht im Weg, und Petra verbeißt sich in ihren Arm. Knurrend zerrt sie an Edies Bluse, während diese schreiend versucht, sie abzuschütteln.
»Petra! Aus!« Clive packt Petra im Nacken, aber sie lässt nicht locker.
Ich nehme einen Barhocker, um ihn entweder als Waffe oder als Schutzschild zu benutzen, vielleicht auch beides, und will gerade durch die Lücke in der Theke gehen, als Alex mir zuvorkommt. Er springt über die Theke, packt im Schwung ein Glas und schlägt es dem Hund mit aller Kraft auf den Kopf.
Benommen lässt Petra Edies Arm los und fällt jaulend hin. Alex wirft sich wie ein Rugbyspieler auf sie und presst sie auf den Boden. Mit beiden Händen umklammert er ihre Wangen, sodass sie sich nicht umdrehen und ihn beißen kann.
Im Gastraum herrscht schockiertes Schweigen, als könne niemand glauben, was er gerade gesehen hat.
»Okay, Maz«, sagt Alex ruhig. »Ich habe sie. Du kannst dich jetzt um Edie kümmern.«
Ich nehme den Barhocker mit hinter die Theke und sorge dafür, dass Edie sich hinsetzt.
Sie beteuert immer wieder, dass es ihr gut gehe, aber sie ist kalkweiß und drückt zitternd den Arm gegen ihre Brust.
Ich bitte eine der Aushilfen, die aussieht, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen, den Erste-Hilfe-Kasten zu holen. Ich versichere Edie, dass alles gut wird, während Clive eine Leine holt und Alex sie fest um Petras Schnauze bindet. Dann zieht er sie am Halsband hoch, schleift sie durch die Lücke in der Theke und schiebt sie durch die Tür, die in die Hinterräume des Pubs führt.
»I-ich k-könnte einen B-Brandy vertragen«, stammelt Edie.
»Vielleicht später.« Ich bedecke den tiefen Riss an ihrem Unterarm mit Kompressen und einem Verband. »Erst müssen Sie zum Arzt.«
»Ich b-brauche keinen Arzt. Das muss doch nur desinfiziert werden.«
»Das wird nicht reichen«, entgegne ich sanft. »Ihre Wunde muss gründlich gereinigt werden, und Sie brauchen Antibiotika.«
Clive steht mittlerweile neben Edie, ich spüre seinen Atem in meinem Nacken.
»Geht es dir gut, Schatz?«, fragt er mit unnatürlich hoher Stimme.
Edie stöhnt leise auf, als Blut durch ihren Verband zu sickern beginnt.
»Sie müssen sie sofort ins Krankenhaus bringen, Clive«, sage ich.
»Natürlich«, murmelt er. »Wird gemacht.«
Alex tritt vor ihn und legt die Hände auf seine Schultern.
»Clive, mein Bester, Sie wissen, was ich nun sagen werde.«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, entgegnet Clive, aber an seinem Tonfall erkenne ich, dass er lügt. Er weiß ganz genau, worauf Alex hinauswill. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass dieses Thema zu Sprache kommt. Ich weiß noch genau, wie Clive reagiert hat, als ich vorgeschlagen habe, er solle Petra zu einem Verhaltenstherapeuten bringen.
»Das war ein ziemlich ernster Angriff«, sagt Alex. »Ich glaube kaum, dass Sie diesem Hund jemals wieder trauen können. Petra ist unberechenbar. Um mich ganz unmissverständlich auszudrücken: Sie ist gefährlich.«
Clive starrt Alex an, sein Mund ist halb geöffnet, und er atmet schwer.
Sieht er wirklich nicht, was jetzt getan werden muss?
»Clive, Sie können Petra nicht noch eine Chance geben«, fährt Alex fort. »Das nächste Mal bringt sie womöglich jemanden um, und wie wollen Sie mit dieser Schuld leben? Sie müssen sie gehen lassen, ehe noch Schlimmeres passiert.«
»Vielleicht ist das Leben in einem Pub einfach nur zu stressig für sie«, antwortet Clive. »Vielleicht kann ich ein neues Zuhause für sie
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