Dann muss es Liebe sein
finden.«
»Das wäre nicht nur Petra, sondern auch ihrem ahnungslosen neuen Besitzer gegenüber grausam.« Alex senkt die Stimme. »Sie würden das Problem nur an jemand anders weiterreichen.«
»Petra ist kein Problem«, widerspricht Clive mit brechender Stimme. »Sie ist meine Hündin, meine wunderschöne, treue Prinzessin.«
Es schnürt mir die Kehle zu, und ich kann Clives Schmerz nachvollziehen, als Alex fortfährt: »Ich rate Ihnen dringend, sie einschläfern zu lassen.«
»Nein, nicht das. Ich kann nicht …« Clive deutet mit zitterndem Finger auf mich. »Das ist alles ihre Schuld. Sie hat Petra …«
»Hören Sie mir gut zu. Es hätte jeder sein können, einer Ihrer Gäste, ein Kind.« Clive schluchzt auf. »Sie muss gehen, Clive. Maz und ich werden es ihr so leicht wie möglich machen. Verstehen Sie mich?«
Clive nickt, das Gesicht von Kummer gezeichnet.
»Gut so«, sagt Alex sanft. »Jetzt holen Sie Ihren Wagen und kümmern sich um Ihre Frau.«
Als Clive mit Edie hinausgeht und Petra hinter der Tür zu winseln beginnt, zerstreuen sich die Umstehenden wieder. Ihre Gespräche drehen sich um Hunde und Hundebesitzer im Allgemeinen. Ich sehe Alex fragend an. Er nickt.
»Ich habe alles Nötige im Kofferraum.«
Fünf Minuten später kommt er mit seiner Arzttasche, einem großen schwarzen Plastiksack und dem Fangstab, einer Drahtschlinge an einem langen Metallstab, zurück.
»Wir können sie nach hinten in den Garten bringen«, schlage ich vor, als mir der kleine eingezäunte Garten neben der öffentlichen Rasenfläche einfällt, wo ich im vergangenen Jahr auch Robbie eingeschläfert habe. »Da sind wir ungestört.«
»Ich kann Ihnen helfen«, bietet eine der Aushilfen an. »Petra mag mich.«
»Edie mochte sie auch«, erwidert Alex. »Danke für das Angebot, aber das überlassen Sie lieber Maz und mir.« Er öffnet die Tür, zwängt sich durch den Spalt und schlägt sie mir vor der Nase wieder zu.
»Hey, Alex.« Manchmal macht mich seine Ritterlichkeit wahnsinnig.
»Du kannst reinkommen, Maz«, ruft er. Ich folge ihm in einen kleinen Flur und schließe die Tür hinter mir. Er zieht mit einer Spritze etwas Betäubungsmittel aus einer Flasche. Petra sitzt neben ihm. Die Leine ist noch immer um ihre Schnauze gebunden, doch sie ist nun viel ruhiger als vorhin.
»Braves Mädchen.« Alex klemmt sie zwischen seinen Beinen ein und injiziert ihr das Mittel so schnell und ruhig, dass sie es nicht einmal zu merken scheint. Er streichelt ihren Kopf. »Was bist du doch für ein dummer Hund. Beißt die Hand, die dich füttert.« Er sieht mich an. »Komm, wir bringen sie nach draußen. Hier ist nicht gerade viel Platz.«
Er packt sie beim Halsband und führt sie durch die Hintertür hinaus in den strahlenden Sonnenschein. Ich folge ihnen mit seiner Ausrüstung. Alex wählt eine Stelle im feuchten Gras und überredet Petra, sich mit ihm hinzusetzen, während das Betäubungsmittel allmählich zu wirken beginnt. Petra legt die Schnauze auf sein Knie. Ich beobachte die beiden und denke dabei, wie nett Alex doch ist. Er gestaltet ihre letzten Minuten so friedlich und macht ihr keine Vorwürfe.
»Ich wünschte, es gäbe eine andere Möglichkeit«, sage ich.
»Ich auch«, entgegnet Alex, »allerdings gibt es die nicht. Ich habe einmal einem Hund eine Chance gegeben. Das ist lange her, aber ich weiß es noch heute. Es war ein roter Cocker Spaniel.«
»Was ist passiert?«
»Die Besitzerin entschied, dem Hund jedes Mal einen Maulkorb anzulegen, wenn jemand zu Besuch kam, und ich hielt das für eine vernünftige Idee, doch eines Tages kam ihre Enkelin unangekündigt vorbei. Als die Besitzerin die Tür öffnete, schoss der Hund an ihr vorbei und biss dem Kind ein Stück aus dem Gesicht.« Alex seufzt. »Nie wieder. Okay, Maz«, meint er schließlich. »Wir sind so weit.«
Mit Schere, Tupfer und Barbituratspritze knie ich neben Petra nieder und bemühe mich, das Zittern in meinen Händen zu unterdrücken. Als ich leise ihren Namen sage, versteift sich ihr Körper. Sie mag mich nicht. Es erscheint mir nicht richtig, dass ich, ihre Nemesis, das Letzte sein soll, was sie in ihrem Leben sieht.
»Alex, können wir tauschen?«
Wir tauschen die Plätze, und Petra ist völlig entspannt, als ich die Vene in ihrem Vorderbein staue, sodass Alex die Kanüle hineinstechen und ein wenig Blut in den Spritzenkörper ziehen kann. Er drückt den Kolben, und Petra seufzt noch ein letztes Mal, ehe sie zu atmen aufhört.
»Das
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