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Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Titel: Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Josephine Chaos
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Meter. So häufig gar, dass meine Kinder nur noch genervt die Augen verdrehen, wenn es mal wieder so weit ist. Und dann auch schon mal gerne unmotiviert, aber durchaus berechtigt jammern:
    »Och, nöööö, Mama, ich muss doch dringend zum
    – Klavierunterricht!«
    – Kieferchirurgen!«
    – Karate-Training!«
    – Weihnachtsessen!«
    – Weltretten! Kann da nicht wer anders als du hingehen?«
    Nun, offensichtlich nicht. Denn wann immer die Durchsage ertönt: »Sollte sich ein Arzt im Kaufhaus/Zug/Flugzeug befinden, möchte er bitte gaaaaanz dringend nach hier und da kommen!«, bin ich offensichtlich weit und breit die einzige Person mit gültiger Approbation. Und somit auch der einzige Hansel, der sich um verknackste Füße, dehydrierte Omas, blutende Kinder und Angina-Pectoris-geplagte Männer kümmern muss. Immer! Ächt jetzt!
    Selbstverständlich höre ich diese vermaledeite Ansage ausschließlich dann, wenn ich mich am komplett entgegengesetzten Ende von »hier und da« befinde. Oder nach stundenlanger Warterei an der Fleischtheke auch mal an der Reihe wäre. Oder gerade den kompletten Inhalt meines Einkaufswagens aufs Band packen will, nachdem ich selbstredend eine Ewigkeit gewartet habe, überhaupt bis zur Kasse vorzudringen …
    Komme ich dann nach langwierigem Einsatz zurück zu Wursttheke oder Kassenband, kann sich plötzlich niemand mehr an mich und meinen heroischen Einsatz erinnern, und das Warten geht von vorne los. Saudämlich ist das! Und danke sagt auch keiner – im Leben nicht! Aber warte – es ist ja alles ohnehin nur eine Frage der Ehre.

    So auch heute. Mutter Chaos mit allen Küken unterwegs im Mega-Supermarkt. Einkaufswagen Nummer eins, geschoben von Sohn, dem Großen, platzt schon aus allen Nähten. Eine Familien-XXL-Packung Cornflakes, ein 20-Kilo-Paket Waschmittel, eine halbe Hühnerfarm, fünfzehn Liter Milch, (die hochprozentige, versteht sich!), kiloweise Obst und Gemüse sowie ein Sack Kartoffeln mit dem Gegengewicht meiner halbwüchsigen Tochter.
    In Einkaufswagen Nummer zwei, geschoben von Sohn klein, dem Hungrigen, wird gleich noch die halbe Kühltheke untergebracht, etliche Kilos Wurst und Käse sowie ein Jahresvorrat Joghurt, alles zusammen zu vernichten in weniger als einer Woche. Wer das biblische Kapitel über die Heuschreckenplage schrieb, hatte garantiert auch mehrere pubertierende Jungs durchzufüttern.
    »Okay, Kinder, ihr teilt euch auf: K3m zieht das Käsethekenticket, du nimmst die Wursttheke, und K2w geht zur Fleischtheke. Ich brauche …« Professionell überfliege ich den Din-A4-großen Einkaufszettel, als plötzlich wohlbekannte Worte scheppernd aus dem Lautsprecher dröhnen: »Wenn sich zufällig ein Arzt im Haus befindet …!«
    Och nöööö, oder?
    Ich ziehe einen Flunsch. Warum um alles in der Welt immer ich ? Es ist Freitagnachmittag, und hier ist die Hölle los. Ich habe Hunger. Ich muss pinkeln. Ich bin schwanger. Und – wann sind wir endlich da?
    »Mom? Hast du nicht gehört? Du musst looohooos!« Alle meine Kinder haben ein gutes Herz, aber unsere Mittlere ist die personifizierte, kombinierte Reinkarnation aus Mutter Teresa, Florence Nightingale und Ghandi.
    »Aber ich bin doch eigentlich schon fast im Mutterschutz. Bestimmt ist schon ein anderer Kollege unterwegs!« Hoffnungsfroh schaue ich mich um.
    »Schau, WIR können doch den Rest einkaufen und DU siehst nach, was los ist. Und dann treffen wir uns alle an der Kasse!«
    Der Große hat wie immer alles im Griff.
    »Oder wir treffen uns an der Wurstbude!«
    Der Kleine hat wie immer Hunger.
    Also watschele ich, wenig motiviert, los zum genannten »Bedürftige-Person-Auffinde-Punkt«. Und weil Hunger, Harndrang und die Lust auf meine Couch zu Hause sehr groß sind, wage ich gar einen kleinen Kurzsprint durch den Großmarkt. Mit Babybauch! Baby Chaos findet es lustig und trommelt fröhlich gegen Blase und innere Bauchdecke. Ich muss ein bisschen schnaufen, aber alles in allem bin ich noch ganz schön gut in Form für ein in der Schwangerschaft recht fortgeschrittenes Mama-Walross.
    Während ich da so durch die Gänge zockele, gesellt sich plötzlich von links kommend ein durchaus sportlich anmutender Kerl in weißer Hose zu mir, ein Mega-Paket Luxuskaffee elegant unter den Arm geklemmt. Friedlich vereint joggen wir die nächsten fünf Regale gemeinschaftlich weiter in Richtung Erste-Hilfe-Stelle.
    Hm – das wird doch wohl nicht …?
    Interessiert betrachte ich den Kerl von der Seite, der

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