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Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Titel: Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Josephine Chaos
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nun ebenfalls interessiert zu mir herüberschielt, freundlich grüßend nickt und dann tatsächlich meint: »Na – Kollegin?«
    Ich glaub’s ja nicht – das ist mein Glückstag heute!
    »Ja! JA! Und wissen Sie – ich habe noch meine drei Kinder dabei. Okay, eigentlich VIER …«, stolz recke ich den Chaos-Bauch ein wenig vor, »… es wäre ganz toll, wenn Sie vielleicht …!«
    Doch dieser Kerl ist offensichtlich Chirurg. Augenblicklich ersetzt er nämlich das freundliche Lächeln durch eine geschäftsmäßige Miene und fällt mir, deutlich abgekühlt, ins Wort: »Lassen Sie uns doch erst einmal sehen, was wir dort haben. Vielleicht brauch ich Sie ja noch!«
    HÄH? Wie jetzt? Du bist doch schon groß und kannst bestimmt alleine praktizieren. Soll ich mitkommen zum Stirntupfen, oder was?
    Leidlich angefressen hopse ich nun neben Doofnase her, der auf Höhe des Eierregals schon ordentlich außer Puste ist.
    Nee, Chirurg kann der nicht sein – die laufen alle Marathon. Wahrscheinlich Internist – Caddy-Fahren ist ja bekanntermaßen tödlich für die Kondition …
    Nach der Backabteilung sind wir auch schon da. Inmitten einer Traube schaulustiger Einkäufer sitzt eine ältere Dame mit hochrotem Kopf und reichlich Schweiß auf der Stirn auf dem Boden, gegen einen Karton mit Milka-Schokolade gelehnt, während ihr eine Angestellte mit einer Monster-Tafel Noisette fürsorglich Frischluft zufächelt. Mein dynamischer Laufpartner schaut – nun schwer schnaufend – zuerst die offensichtlich blutdruckproblematische Kundin, dann mich an – und ein Leuchten zieht über sein Gesicht.
    »Fachrichtung?«, fragt er mich ganz unvermittelt mit verdächtigem Pokerface.
    »Gynäkologie.« Ahnungslos starre ich den Kerl an. Ich meine – sollten wir vielleicht erst nach der Patientin sehen und dann ein bisschen fachsimpeln?
    Noch bevor ich erneut zu einer Ansage ausholen kann, verdichtet sich das Leuchten im Gesicht des Mannes zu einem ausgewachsenen Strahlen. Und dann, mit einem triumphierenden »HAH! Dermatologe!« dreht er sich auf dem Absatz herum und ist schon fast hinter dem Cerealien-Regal verschwunden, als ich ihn von Ferne noch rufen höre: »Ihre Patientin, Frau Kollegin!«
    So ein Vollpfosten, so ein dämlicher …!

    Als die Freunde des Rettungsdienstes endlich auftauchen, um das alte Mädchen mitsamt entgleistem Blutdruck einzupacken und mitzunehmen, ist es bereits später Nachmittag. Meine armen Kinder finde ich auf der Bank vor der Wurstbude sitzend wieder, wo die beiden Älteren gerade mit mittelprächtigem Erfolg versuchen, ihren kleinen Bruder vom Aufessen des Inhaltes von Einkaufswagen Nummer eins abzuhalten.
    »Aber ich stääääärbe vor Hunger!«
    »Du hast gerade eine doppelte Currywurst gegessen!« Routiniert entwindet K1m seinem kleinen Bruder die Chipstüte und wirft sie zurück auf den Lebensmittelberg.
    »Mooom! Ist alles gut? Hast du die Patientin gerettet? Hat sie dich vollgekotzt?«
    Hat sie dich vollgekotzt ist im Hause Chaos ein Synonym für Erste-Hilfe-Leisten , seitdem ich bei einem meiner zahlreichen Supermarkteinsätze tatsächlich mal den gesamten Mageninhalt eines magenkranken Herrn abbekommen habe.
    »Nein, alles gut. Die Frau hat ihr Essen freundlicherweise bei sich behalten!«
    Erleichtert schlingt die kleine Tochter ihre Arme um meine voluminöse Taille und drückt mich herzhaft an sich.
    »Du bist sooo cool! Immer hilfst du anderen Menschen!«
    »Ja – und immer hab ich meine Abrechnungsmaschine nicht dabei!«, brumme ich mäßig begeistert vor mich hin.
    »Musstest eben nur noch schnell die Welt retten, was?« Mein Großer grinst freundlich und hält mir die Reste seiner Currywurst hin. »Magst du?«
    Nein. Ich muss jetzt dringend für werdende Mamas. Und dann nach Hause. Anschließend auf die Couch. Für immer. Oder so. Und in den Supermarkt gehe ich erst dann wieder, wenn ich mir ein mobiles Abrechnungsgerät besorgt habe. Ich schwöre!

Warum früher alles besser und Medizin noch ehrenvoll war
    Wer noch nie an einer Assistenzarzt-Dienstplanung teilgenommen hat, weiß nicht, wie gut das Leben es eigentlich mit ihm meint. Denn diese Verteilung der täglichen 24-Stunden-Dienste unter den jeweiligen Assistenzärzten ist neben Ausbeutung, Schlafmangel und chronischer Unterbezahlung die mit Abstand größte Geisel medizinischer Klinikberufe.
    Und sie beginnt heute – wie auch in jedem anderen Monat des Jahres – damit, dass der Dienstplanassistent mit dem völlig

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