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Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Titel: Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Josephine Chaos
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übergeben, und jetzt ist ihr Bett schon wieder vergeben. Retour ist nicht. Sorry!«
    Sorry ? HAH – dir wird es gleich leid tun, du falscher Fuffziger!
    »Lieber Kollege«, ätze ich süffisant in die Sprechmuschel. »Ich werde Frau Alt, wenn nötig, höchstpersönlich zu euch rübertragen, denn bei uns ist sie aktuell leider völlig fehl am Platz!«
    Der kleine Schlagabtausch geht über weitere fünf Minuten lustig hin und her. Notfall feuert mich derweil enthusiastisch aus dem Hintergrund an, indem sie wild zwei Moltex-Pompons durch die Luft wirbelt. Das Schwestern-Cheerleading erfüllt seinen Zweck: Süßholz legt mit einem letzten, mauligen Gegrummel beleidigt auf.
    Hurray – SIEG!!!
    Chefarzt Böhnlein nickt mir grinsend zu und wendet sich gerade zum Gehen, als mein Handy klingelt und fröhlich blinkend die eben gewählte Nummer der internistischen Intensivstation auf dem Display erscheint.
    Okay – jetzt wird es wohl spannend.
    »Gynäkologie – Dr. Chaos am Apparat?«
    Männliche Stimme, angefressen.
    »Oberarzt Dr. Eierloch hier – was FÄLLT Ihnen eigentlich ein, diese Patientin zu uns verlegen zu wollen?«
    Ähm – hallo? Falscher Film? Das war vielleicht schon immer EURE Patientin? Was fällt euch eigentlich ein, sie so hinterhältig bei uns loswerden zu wollen?
    »Hören Sie, Dr. Eierloch, diese Patientin befindet sich in einem echt miesen, nicht operablen Allgemeinzustand. Wenn Sie die alte Dame so weit hinbekommen, dass wir sie, ohne Leib und Leben akut zu gefährden, schlafen legen und operieren können, sind wir im Gegenzug gerne zu einer erneuten Übernahme bereit!«
    Dr. Eierloch ist jetzt mächtig angefressen. Offensichtlich ist er es nicht gewohnt, Ansagen rangniederer Personen entgegennehmen zu müssen.
    »Hören Sie – Frau …?«
    »Dr. Chaos …!«
    »Hören Sie, FRAU Chaos, WIR WERDEN DEN TEUFEL TUN, UND WER SIND SIE ÜBERHAUPT, DASS SIE MIR SAGEN WOLLEN, WAS ICH ZU TUN HABE? VIELLEICHT SOLLTE ICH LIEBER MAL MIT IHREM CHEF REDEN?!«
    Eierloch brüllt jetzt so laut in den Hörer, dass ich ihn vorsichtshalber ein gutes Stück vom Ohr weghalte. Hören kann ich ihn so immer noch problemlos.
    »Oh, dass trifft sich ja hervorragend – Chefarzt Dr. Böhnlein steht genau neben mir. Einen Augenblick bitte, ich reiche Sie umgehend weiter!«
    Ich höre es noch trocken schlucken am anderen Ende der Leitung, bevor Chef und Eierloch-im-Telefon gemeinsam nach nebenan verschwinden. Zwei Minuten später befindet sich Frau Alt hübsch verpackt und mit ungebrochen strahlender Laune auf dem Rückweg nach Internisten-Hausen. Aber erst, nachdem Eierloch sich explizit und höchst persönlich für seine telefonische Entgleisung bei mir entschuldigt hat.
    Tja – so ist das mit den Abschiebungen –, sie sind wie Drehtüren. Kaum glaubt man, man hätte sie hinter sich, stehen sie schwuppdiwupp auch schon wieder vor einem. Schnell wie der Wind.

    »Was macht IHR denn hier?!«
    Vor dem Eingang zur Kreißsaalküche, in der jetzt eigentlich die Nachmittagsübergabe stattfinden soll, bietet sich mir ein – sagen wir mal – ungewöhnlicher Anblick. Zusammengepfercht stehen da Dr. Malucci, Gloria-Victoria, Frau von Sinnen und O-Helga und drücken sich gleichzeitig die Ohren an der weißen Hochglanztür platt.
    »SSSssschh!«, zischt es mir gleichzeitig aus vier Mündern entgegen, und ich halte betreten die Luft an.
    »… UNFASSBAR …«, tönt es dumpf durch die geschlossene Tür. »… UNGLAUBLICH …« und »… CHEF BESCHWEREN! …«
    »Das ist doch Sandmann! Wen brüllt der denn da drin nur so an?«
    »SSSChhhhh!« Böse Blicke aus vier Augenpaaren. Ich schweige folgsam.
    »… VERSTANDEN?«
    Ganz klar – ICH habe verstanden. Und wer auch immer sich gerade mit Anästhesist Dr. Sandmann hinter diesen geschlossenen vier Wänden befindet, hat ganz sicher auch verstanden. Das war selbst im Leichenkeller des Krankenhauses noch einwandfrei zu vernehmen – und der befindet sich immerhin drei Stockwerke tiefer auf der komplett entgegengesetzten Seite der Klinik.
    Ich versuche mir gerade vergeblich vorzustellen, wen der Anästhesist da gerade zur Minna macht – dieser Mann ist normalerweise ein absolutes Goldstück und kann mit Sicherheit nicht einmal einer Fliege etwas zuleide tun –, als die Tür abrupt von innen aufgerissen wird. Ein bisschen zu abrupt für die davorstehenden Lauscher, und so fallen dem wutschnaubenden Sandmann polternd drei Hebammen und ein Arzt direkt vor die

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