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Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Frau, die die Spinne
trinkt, auf einer Ebene, die nichts mit ihrem Charakter zu tun
hat; wir identifizieren uns mit ihr einzig und allein als menschlichem Wesen in einer Situation, die plötzlich beschissen geworden ist - mit anderen Worten, das »Niederknüppeln« füngiert als eine Art letzte Möglichkeit der Identifikation, wenn
die konventionelleren und nobleren Versuche der Charakterisierung versagt haben. Wenn sie ihrenTrunk leertrinkt, dann
erschauern wir - und bestätigen unsere eigene Menschlichkeit.*
    Nachdem das alles gesagt ist, wollen wir uns X- The Man
With the X-Ray Eyes zuwenden, einem der interessantesten
und außergewöhnlichsten kleinen Horror-Filme, die je gedreht worden sind, und der mit einer der schauerlichsten
»Niederknüppel-Szenen« endet, die je gefilmt worden ist.
    Dieser Film von 1963 wurde von Roger Corman produziert, der auch Regie führte und der gerade dabei war, sich
von der langweiligen Raupe, die Knalltüten wieAttack ofthe
Crab Monsters und The Little Shop of Horrors (dt: Kleiner
Laden voller Schrecken), der nicht einmal als einer der ersten
Filme mit Jack Nicholson erwähnenswert ist, produzierte, in
den Schmetterling zu verwandeln, der für so schöne und interessante Horror-Filme wie Masque of the Red Death (dt: Satanas - Das Schloß der blutigen Bestie) und The Terror (dt: The
Terror — Schloß des Schreckens) verantwortlich zeichnete. The Man With the X-Ray Eyes bildet den Punkt, als dieses
    * Das könnte zu dem Vorwurf führen, daß meine Definition des HorrorFilms als Kunst viel zu breit ist - daß ich einfach alles zulasse. Das
stimmt nun überhaupt nicht - Filme wie Massacre at Central High und Bloody Mutilators funktionieren auf gar keiner Ebene. Und wenn
meine Vorstellung von den Grenzen der Kunst sehr fließend zu sein
scheint, zu dumm. Ich bin kein Snob, und wenn Sie einer sind, dann ist
das Ihr Problem. Wenn man in meiner Branche den Sinn für guten
Quatsch verliert, dann wird es Zeit, sich eine andere Arbeit zu suchen.
    seltsame zweite Geschöpf aus seinem Kokon schlüpfte, finde
ich. Das Drehbuch schrieb Ray Rüssel, der Autor von Sardonicus und einer Reihe anderer Kurzgeschichten und Romane
- darunter das überreife Incubus und den wesentlich erfolgreicheren Princess Pamela.
    In The Man With the X-Ray Eyes spielt Ray Milland einen
Wissenschaftler, der Augentropfen entwickelt, welche es ihm
ermöglichen, durch Mauern, Kleidung, Spielkarten, was Sie
wollen, hindurchzusehen; wenn Sie so wollen, eine Art
Super-Murine. Aber nachdem der Prozeß erst einmal begonnen hat, kann ihn nichts mehr aufhalten. MillandsAugen machen eine Veränderung durch, zuerst werden sie blutunterlaufen und nehmen dann eine gelbe Färbung an. An diesem
Punkt fangen wir bereits an, uns recht nervös zu fühlen - vielleicht spüren wir, daß das »Niederknüppeln« bevorsteht, und
es ist in einem sehr realen Sinne bereits da. Unsere Augen
sind die verwundbaren Stellen im Panzer, die Stellen, wo man
uns erwischen kann. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, Sie stoßen jemandem den Daumen ins offeneAuge, spüren das Flutschen und sehen, wie es herausquillt. Übel, was? Es ist unmoralisch, so etwas auch nur zu denken. Aber sicher erinnern Sie
sich noch an das alte, von der Zeit geheiligte Halloween-Spiel
»Toter Mann«, wo im Dunkeln geschälte Trauben herumgereicht werden, dazu intoniert man feierlich: »Das sind die
Augen des toten Mannes.« Schluck, richtig? Würg, richtig?
Oder wie meine Kinder sagen, Eee-KELL!
    Augen sind etwas, das wir - wie die anderen Eigenheiten
des Gesichts - alle gemeinsam haben - sogar der alte Furz
Ayatollah Khomeini hat ein Paar. Aber meines Wissens ist
noch nie ein Horror-Film über eine außer Kontrolle geratene
Nase gedreht worden, und es hat auch noch keinen Film mit
dem Titel The Crawling Ear »Das kriechende Ohr« - gegeben, wohl aber einen mit demTitel The Crawling Eye. Wir wissen alle, daß die Augen die verwundbarsten unserer Sinnesorgane sind, das Verwundbarste in unserem Gesicht, und sie
sind (igitt!) weich. Das ist vielleicht das Schlimmste …
    Wenn Milland die ganze zweite Hälfte des Films über eine
dunkle Brille aufhat, dann fragen wir uns mit zunehmender
Nervosität, was hinter dieser Brille vor sich gehen mag. Außerdem geschieht noch etwas - etwas, das The Man With the
X-Ray Eyes auf eine höhere Stufe der Kunst emporhebt. Er
wird zu einer Art lovecraftschem Horror-Film, aber dennoch
in gewissem Sinne anders - und reiner- als das Lovecraftsche in

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