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Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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angesprochen. Vielleicht liegt das
daran, daß ein Haus für eine Frau viel mehr als nur das ist: Es
ist ein Königreich, Verantwortung, Trost, eine vollkommene
Welt für sie …, für die meisten von uns jedenfalls, ob uns das
bewußt ist oder nicht. Es ist eine Verlängerung unserer selbst;
es erklingt als Antwort auf den allergrundlegendsten Akkord,
den die Menschheit jemals hören wird. Mein Schutz. Mein
Boden. Meine zweite Haut. Mein. Das ist so tief verwurzelt,
daß seine Entweihung durch etwas Fremdes ein eigentümliches und tiefes Gefühl von Entsetzen und Abscheu auslöst.
Es ist furchteinflößend und … vergewaltigend wie ein listiger, schrecklicher Einbrecher. Ein Haus, das nicht in Ordnung ist, ist eines der unrichtigsten Dinge auf der Welt, und es
steht für seine Bewohner selbst in absolut keinem Verhältnis …
    Ich kam dazu, über ein neues Haus zu schreiben, das …,
sagen wir einmal, böse … ist, weil ich schlicht und einfach
herausfinden wollte, ob ich eine gute Gespenstergeschichte
schreiben konnte … Ich war müde und ausgelaugt, nachdem
ich zwei Jahre lang schwer und ernsthaft >literarisch< geschrieben hatte, dennoch wollte ich arbeiten und dachte, es würde
Spaß machen, eine Gespenstergeschichte zu versuchen …,
und während ich noch nach einem guten Aufhänger suchte,
kaufte ein junger Architekt das herrliche bewaldete Grundstück neben unserem Haus und fing an, ein modernes Haus
darauf zu bauen. Mein Arbeitszimmer unter dem Dach unseres alten Hauses überblickt diesen Platz genau, und ic h saß
manchmal verträumt am Fenster und sah zu, wie der wilde
Wald und der Hügel verschwanden und das Haus wuchs, und
eines Tages erblühte das unweigerliche >Was wäre, wenn …<,
mit dem sämtliches Schreiben anfängt, in meinem Verstand,
und los ging es. >Was wäre, wenn<, überlegte ich mir, >es sich
statt um einen uralten Landsitz an der Küste von Cornwall
oder ein Farmhaus in der Grafschaft Bucks aus der Zeit vor der
Revolution mit einem oder zwei Besuchern oder selbst die
Ruinen einer Plantage, in der ein Geist mit Reifrock am verlassenen Kamin den alten Zeiten nachtrauert, um einen brandneuen, zeitgenössischen Schauplatz im Vorort einer großen
Stadt handeln würde? Bei dem Landsitz oder dem Farmhaus
oder der Plantage könnte man erwarten, daß es dort spukt.
Aber ein neues Haus? Wäre das nicht eine noch bösere, garstigere kleine Wendung? Die die Wirkung des Horrors durch den
Kontrast noch steigern würde? Ich fand schon …
    Ich bin immer noch nicht sicher, wie ich darauf kam, daß
das Haus seinen ureigenen Liebreiz dazu verwenden würde,
die Leute anzuziehen, um dann deren innerste Schwächen,
ihre schwachen Stellen, gegen sie einzusetzen. Mir schien, in
unseren pragmatischen und materialistischen Zeiten würde
ein konventionelles Gespenst fast lächerlich wirken; in dem
Vorort, den ich mir vorstellte, würden die Leute nicht an so
etwas glauben; es ist beinahe unangemessen. Ein traditioneller Spuk würde von den Nachbarn ausgelacht werden. Was
also würde meine gebildeten Vorortbewohner überzeugen?
Was würde Beziehungen kaputtmachen und Verteidigungen
schwächen und den vorstädtischen Panzer durchbrechen? Es
mußte in jedem Fall etwas anderes sein. Jede Person hat ihren
eigenen, eingebauten Horror-Knopf. Ich brauchte ein Haus,
das diesen herausfinden und drücken konnte, und dann hätte
ich wirklich einen Fall vorstädtischen Rappels.
    Das Handlungsgerüst fiel mir während einer Sitzung an der
Schreibmaschine fast vollständig und mit grenzenlosen Einzelheiten ein, als wäre es die ganze Zeit dagewesen und hätte
nur darauf gewartet, entdeckt zu werden … Die Handlung
von The House Next Door wurde praktisch an einem einzigen
Tag entworfen. Danach schien alles nur ein großer Spaß zu
sein, und ich machte mich leichten Herzens an die Arbeit,
weil ich dachte, es würde mir leichtfallen, dieses Buch zu
schreiben. In gewissem Sinne war es auch so: Es sind meine
Mitmenschen. Ich bin von dieser Welt. Ich kenne sie von
Grund auf. In den meisten Fällen waren sie natürlich Karikaturen; die meisten Leute, die ich kenne, sind glücklic herweise wesentlich exzentrischer und nicht so nachdrücklich
vorstädtisch wie diese Leute. Aber sie mußten so sein, wie sie
sind, damit ich meine Geschichte durchziehen konnte. Und
es ging mir wie ein geölter Blitz von der Hand, sie zu entwerfen.
    Denn das Wesentliche in dem Buch ist natürlich nicht das
Haus und seine schreckliche Macht, sondern die

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