Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
immer schwach, aber immerhin wieder einigermaßen klar im Kopf.
Eddie hielt Jace die meiste Zeit über mit einer Plaspistole in Schach. Gabe flog den Gleiter. Sie war kreidebleich vor Erschöpfung und von Kopf bis Fuß mit Blut bedeckt, hauptsächlich meinem. Ich fragte nicht, wo sie den Flieger hergezaubert hatten – wenn er Jace gehörte, schön, wenn nicht, wollte ich es gar nicht wissen. Alle drei – Gabe, Eddie, Jace – sahen aus, als hätte man sie durch den Fleischwolf gedreht. Eddies linker Arm hing schlaff herab. Jace hatte eine Kopfverletzung, sein Gesicht war voller Blut, und der größte Teil seines Hemds war nur noch Fetzen. Darunter war die Haut von gezackten Kratzern übersät. Gabes Klamotten sahen aus wie Lumpen, waren dreckig und stanken nach Rauch, Blut und etwas, das verdächtig nach Innereien roch.
Japhrimel trug mich auf den Armen. Sein Gesicht war verschlossen, seine Augen dunkel, und auf seiner Wange war ein Spritzer von meinem Blut – immerhin hatte mich Santino in die Brust geschossen. Doch Japhrimels dunkler Mantel war makellos. Ab und zu streichelte er mir über die Wange und blickte dabei manchmal zu Jace.
Ich wollte gar nicht wissen, was da ablief. Mich überkam das ungute Gefühl, dass ich es noch bald genug erfahren würde.
Zum Denken war ich viel zu müde. Mein Hirn torkelte wie ein Betrunkener von einem Gedanken zum nächsten, ohne jede Logik, ganz und gar unter Schock.
Die Stadt lag unter einer Decke aus Rauch. Man konnte fast den Eindruck bekommen, dass eine ausgewachsene Revolte stattgefunden hatte. Mehrere Krater waren zu sehen. Der Regen war mittlerweile stärker geworden und löschte die Feuer. In der Luft hing Brandgeruch, sogar im Innern des Gleiters. Ich war erleichtert, als wir endlich bei Jace ankamen und landeten.
Drinnen trieb uns Gabe alle in ein Wohnzimmer, das in hellem Blau und Cremetönen gehalten war. Eddie drückte Jace auf eine geschmackvolle Couch. Hoffentlich hat er den Raum hier durchsucht, dachte ich müde. Jace hat vielleicht irgendwo eine Waffe gebunkert.
Ich zitterte. Es würde wohl eine Weile dauern, bis ich das nächste Mal einen Nekromantenjob annehmen konnte. Wenn ich die Grenzen zum Reich des Todes zu früh wieder aufsuchte, würde es mir vielleicht nicht gelingen zurückzukehren, Training hin oder her.
„Na schön“, sagte Gabe. Sie schritt quer durch den Raum, hinüber zu einem alten Sekretär aus Walnussholz, öffnete ihn schwungvoll und brachte eine Reihe Schnapsflaschen zum Vorschein. „Ich brauche was zu trinken.“
Ich räusperte mich. „Ich auch.“ Das waren die ersten Worte, die mir über die Lippen kamen, seit wir Santinos Versteck verlassen hatten. „Wir müssen jetzt schnell sein“, fuhr ich fort, als mich Japhrimel zu der Couch gegenüber von Jace trug. Anstatt mich abzusetzen, ließ er sich einfach selbst elegant auf die Polster fallen, und ich fand mich an ihn geschmiegt auf seinem Schoß wieder. Wie ein Kind kuschelte ich mich in seine Wärme.
Ein Kind. Bei dem Gedanken lief es mir kalt den Rücken hinunter. Doch die Hitze, die der Dämon ausstrahlte, und sein Geruch trösteten mich.
Gabe stöhnte. „Gönn mir eine Minute, Danny. Ich habe gerade erst herausfinden müssen, dass einer meiner Freunde ein beschissener Verräter ist – und dich ganz nebenbei den Fängen des Todes entrissen. Lass mich wenigstens in Ruhe einen Bourbon trinken.“
Ich räusperte mich noch einmal. „Schenk mir einen Doppelten ein.“ Meine Stimme war heiser und drohte, mir nicht zu gehorchen. „Wir stecken wirklich in großen Schwierigkeiten.“
„Darauf wäre ich nie gekommen“, grummelte Eddie. „Du wirst noch mehr Scheißschwierigkeiten bekommen, Dante. Das Ding hier hat auf der Suche nach dir fast die ganze gottverdammte Stadt niedergebrannt.“
Beinahe fehlte mir der Mut, Japhrimel ins Gesicht zu blicken. „Du warst das?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich musste dich finden.“
Ich ließ das Thema fallen. Stattdessen fing ich an, meine Geschichte zu erzählen, begleitet vom Regen, der gegen die Fensterscheiben prasselte. Gabe kannte mich gut genug, um mich nicht zu unterbrechen, und Eddie war vollauf damit beschäftigt, Jace im Auge zu behalten. Mittendrin reichte mir Gabe ein Glas Bourbon und setzte sich dann steif auf einen Stuhl. Mit ihrer aufgeplatzten Lippe und den Veilchen sah sie nicht nur nachdenklich, sondern auch tieftraurig aus. Ich kippte den Whiskey hinunter und hustete, als er mir in der Kehle brannte.
Weitere Kostenlose Bücher