Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
Kompromiss wir uns dann verständigen können.“
Ich schloss die Augen.
Du bist ja so scharfsinnig und kratzbürstig, nicht wahr? So zäh. Eines Tages wirst du auf jemanden treffen, den du nicht aufs Kreuz legen kannst, Danny. Doreens Stimme hallte durch meine Erinnerungen. Irgendjemand wird herausfinden, wie weichherzig du bist. Und was wirst du dann tun?
Ich bin nicht weichherzig, hatte ich geantwortet und das Thema gewechselt. Doreen hatte gekichert und ihre Fingerspitzen über meine Hüfte gleiten lassen, eine weiche, verständnisvolle Berührung.
Jace hatte ich bei unserer Hauseinweihungsparty kennengelernt. Nach Doreens Tod kam er andauernd vorbei, um irgendetwas zu reparieren, tauchte ein- oder zweimal als Rückendeckung bei meinen Aufträgen auf und ging während meiner Freemen-Tarks-Jagd ein hohes Risiko ein, die mich von allen Jagden am meisten Nerven gekostet hatte. Ich bekam immer noch Albträume davon, wie ich damals im Regen in die Falle getappt war und Tarks mit einem Stemmeisen auf mich eingeprügelt hatte, bis plötzlich Jace wie aus dem Nichts auftauchte und ihn erledigte. Auch als Jace schon sehr direkt um mich warb, hielt ich ihn noch auf Abstand. Alles zwischen uns lief auf Streit hinaus, und er genoss die Auseinandersetzungen offensichtlich ebenso wie ich. Eine scharfe Bemerkung folgte der anderen – endlich ein Sparringspartner, bei dem ich mich nicht zurückhalten musste.
Ich öffnete die Augen und betrachtete die Klinge, die zwischen Griff und Scheide sichtbar war. Dann schob ich das Schwert wieder ganz hinein. Was sollte ich tun? Versuchen, den Dämon zu töten, weil er mich stärker gemacht hatte? Falls Santino mich jetzt nicht mehr töten konnte, falls ich schneller und härter war wegen dem, was Japhrimel getan hatte …
Ich merkte gar nicht, dass ich auf ihn zuging, bis er die Stufen herunterkam, die Arme ausbreitete und mich in die Wärme einer dämonischen Umarmung schloss. Ich seufzte, ließ die Schultern sinken und spürte, wie die Last der Ungewissheit wich. In seinen Armen bekam ich wieder Atem. Als wäre er in die einzige Kugel atembarer Luft des ganzen Planeten gehüllt.
Sanft küsste er meine Stirn. Flammen schossen durch meine Adern, als sie die Berührung wiedererkannten. „Wenn du gegen mich kämpfen willst, Dante, dann tu es.“ Seine Lippen bewegten sich auf meiner neuen Haut. „Wenn es dir guttut, spiele ich das Spiel mit. Wir können uns aber auch etwas anderes ausdenken.“
Ich hätte nicht gedacht, dass ein Dämon mich verführen könnte. Aber das gehörte zum täglichen Geschäft der Dämonen.
Schmeicheln, verlocken, in Versuchung führen – sie machten sich einen Sport daraus und hatten viel Zeit zum Üben gehabt.
Er küsste mich auf die Wange, auf die Mundwinkel. Ich neigte den Kopf nach hinten, ein leiser, flehender Laut entwich mir, und sein Mund fand meinen. Dieser Kuss war anders als der erste – er war sanfter, weicher. Gegen einen gerissenen, habgierigen Dämon konnte ich kämpfen. Japhrimel war sanft und küsste mich, als wäre er ein Mensch – dagegen war ich wehrlos.
Er führte mich durch Jaces Haus, seine warmen Finger mit meinen verschränkt. Als er die Tür von einem der vielen Schlafzimmer hinter uns schloss, rannen lautlos Tränen meine Wangen hinab. Zärtlich wischte er sie ab, und als er mir sanft ins Ohr flüsterte, was ich schon immer hatte hören wollen, war mir längst nicht mehr nach Weinen zumute.
46
„Der Flug mit dem Gleiter dauert zehn Stunden“, sagte Jace. „Du hast doch gemeint, du brauchtest etwas, das für größere Strecken über Wasser tauglich ist.“
Ich beäugte den Frachtgleiter und schob mir eine widerspenstige Haarsträhne hinters Ohr. Er sah aus wie ein Müllprahm, dreckig und mit stumpfem Bug. Sein Name – Baby – war in Rosa auf den Rumpf gesprüht. „Gibt es irgendeinen besonderen Grund, dass du so einen Schrotthaufen ausgesucht hast?“
„Pass auf.“ Jace hob sein Handgelenk und deutete auf das Datband. Er grinste, was er normalerweise nur dann macht, wenn er beim Kartenspielen gewonnen hat.
Der Gleiter – fast so groß wie ein Frachter – verschwand. Mein Kiefer klappte nach unten. Ich sah den Marmorplatz, im Hintergrund wehte der Rauch von Nuevo Rio herauf, der Gleiter-Verkehr begann sich wieder durch die Stadt zu schlängeln; aber nirgendwo ein Müllprahm.
Ich hob mein eigenes Datband und scannte die Umgebung. Dann zog ich den Datpilot aus der Tasche und scannte noch einmal. Ich
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