Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
Gleiter zu, versuchte, meine Schultern gerade zu halten, und wünschte mir, ich wäre nicht so dreckig, blutverschmiert, zerrauft und den Tränen so nahe, dass mir der Rachen schmerzte, weil ich mir diese Schwäche jetzt nicht leisten konnte.
52
Das Innere des Limo-Gleiters war in allen möglichen Rotschattierungen gehalten. Purpur, Kardinal, Burgund, Dunkel, Karmin, Hummer – ich musste blinzeln, als ich von der Leiter auf einen Plüschteppich trat. Durch die Luft wirbelte der rauchige Moschusgeruch von Dämon, und ich atmete tief ein. Es war, als hätte ich bis dahin noch nie eingeatmet. Was immer auch die Dämonen als Luft verwenden mochten, der Gleiter war voll davon.
Deshalb kommt mir ihr Geruch so bekannt vor. Diese Erkenntnis überraschte mich nur wenig. Sie riecht wie er. Wie Luzifer.
Der Fürst der Hölle lag elegant auf einer riesigen, runden, roten Samtcouch. Seine Stiefel zerknitterten den Bezug. Müde warf ich einen Blick auf die Inneneinrichtung – eine Bar, getönte Fensterscheiben, Türen, die wahrscheinlich in ein Bad und ein Schlafzimmer führten. In einer Ecke befand sich eine eingelassene Wanne, in der eine zähe Flüssigkeit, die nicht einmal entfernt wie Wasser aussah, vor sich hin blubberte und schäumte.
Luzifers goldenes Haar loderte hell zwischen all diesen Rottönen. Selbstverständlich war er ganz in schwarze Seide gekleidet, in eine weite elegante Hose und ein langärmeliges Hemd mit Stehkragen. Die Wände sahen aus wie mit teurer roter Damasttapete verkleidet, und schwere Samtvorhänge dämpften jedes Geräusch.
Ich schluckte. „Hier sieht’s ja echt Scheiße aus.“ Zum Katzbuckeln war ich zu müde. Ich umfasste die rechte Hand mit der linken – jetzt, wo das Adrenalin nachließ, begann sie richtig zu schmerzen.
„Dir auch einen schönen Nachmittag“, entgegnete Luzifer. Seine Stimme schlug und klopfte gegen meine Ohren. Ein Schauder wie altes, abgebranntes Feuer durchlief meinen Körper – ich war zu erledigt, um ihm darauf die passende Antwort zu geben. Hätte ich noch mehr Kraft gehabt, dann hätte ich mir deswegen vielleicht Sorgen gemacht. „Hast du mir das Ei mitgebracht?“
„Nein“, antwortete ich. „Aber Santino ist tot. Und im Grunde genommen sollte ich das Ei doch gar nicht holen, das war Japhrimels Aufgabe. Sieht aus, als hätte er sie erfüllt, nachdem du die Hölle verlassen hast und zu Spielchen aufgelegt bist.“
Luzifer hielt eine goldene Hand hoch. Jetzt, wo ich nicht mehr dauernd blinzeln musste und mir die Augen nicht mehr tränten, konnte ich auch sein Gesicht sehen. Sein Geruch hüllte mich ein, zupfte an meinen Haaren, durchdrang meine Kleidung. Meine Knochen hallten von seiner Nähe wider, eine vibrierende Spannung, die in mir den Wunsch auslöste, mich niederzuknien. Ich kämpfte gegen den Drang an.
Ein zartes Goldkettchen war um seine wunderschön gepflegten Finger gewickelt. „Ex-Dämon Japhrimel hat mir dies hier gebracht“, sagte er und zwirbelte ein mit Diamanten übersätes Oval an der Kette. Das Summen von Psinergie erfüllte den Raum. Ich konnte das funkelnde Ding nicht direkt ansehen, es tat meinen Augen weh.
Mein Rachen war staubtrocken. „Das war es also.“ Santino hatte das Ei auf Japhrimel geworfen, um ihn auszuschalten.
„Allerdings. Vardimal ist es gelungen, einen Bruchteil der Macht des Eis freizusetzen und es auf Tierce Japhrimel zu schleudern. Das einzige Ding, das meinen Ältesten verletzen konnte – weil es mir gehört und deshalb meinem Geschlecht gefährlich werden kann. Jeder Dämon würde damit ernstlich verletzt. Abgesehen von mir, selbstverständlich. Ich bin der Fürst.“ Luzifer warf amüsiert den goldenen Kopf zurück. „Wo ist das Kind, Dante Valentine?“
Ich zuckte mit den Schultern. „In Wirklichkeit warst du die ganze Zeit hinter ihm her, stimmt’s? Hinter Doreens Kind. Die Andrognye. Du hast Santino so lange in Ruhe gelassen, wie er getan hat, was du ihm gesagt hast. Und jetzt hast du alles.“
„Die Sedayeen war nie mehr als nur eine Matrize, Dante. Das Ei enthält meinen genetischen Code und reine Psinergie. Es ist das Zeichen meiner Regentschaft und ein nützliches Werkzeug.“
„Du hast es die ganze Zeit gewusst. Du hast es gewusst. Du konntest nur nicht zulassen, dass jemand anders erfuhr, dass Santino das geschafft hatte, woran du gescheitert bist. Deshalb brauchtest du einen Menschen, der für dich die Drecksarbeit erledigt. Und der ganze Stuss von wegen, wenn das Ei
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