Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
ballte ich so fest zur Faust, dass sie schmerzte. Luzifer reagierte nicht. Nur seine Augen funkelten, das war alles. Kein Wunder, dass er Angst hatte – wenn ihm Santino mit Eve als Druckmittel die Stirn bieten konnte, dachte er wahrscheinlich, das könnte ich auch, wenn er mir allzu sehr auf den Senkel ging.
„Mit was willst du sie denn ernähren, Dante? Wie willst du ihr beibringen, in der Welt der Menschen zu leben? Die Hölle ist nicht ohne Grund von der Erde abgetrennt. Du kannst keine Androgyne großziehen.“ Seine sanfte, seidenweiche Stimme umschmeichelte meine Ohren, flüsterte in meinen Adern, bebte in meiner Brust.
„Ich habe es versprochen“, sagte ich. „Ich habe versprochen, mich um sie zu kümmern. Die Hölle oder irgendwelche unsauberen Geschäfte können mir gestohlen bleiben. Du hättest mir von Anfang an reinen Wein einschenken sollen, Luzifer. Sie war nicht Teil unserer Abmachung. Lass Japhrimel gehen.“
Ich wartete. Die Luft wurde brennend heiß. Ich rührte mich nicht, sah ihm nur in die Augen, musste jedoch feststellen, dass ich zu müde war, um ein Blickduell mit dem Teufel zu gewinnen.
„Japhrimel ist kein Dämon mehr“, sagte er schließlich mit ruhiger Stimme. „Jede Vereinbarung, die ich mit ihm getroffen habe, ist hinfällig. Ich behalte ihn in der Hölle, werfe ihn in Ketten und foltere ihn bis ans Ende seiner Tage. Und eines werde ich ihm brühwarm auftischen: dass du ihn vor seinem Schicksal hättest bewahren können und es nicht getan hast.“
„Du bist echt ein Scheißkerl.“ Meine linke Hand schob sich langsam in Richtung Messergriff. Die linke? Mit der Linken konnte ich den Teufel nicht töten. „Dir liefere ich kein Kind aus, du Missgeburt. Und wenn du jetzt losmarschierst und Japhrimel folterst – was ich dir übrigens nicht empfehlen würde –, dann bist du nichts weiter als ein kleiner, beschissener Gauner. Was wird das wohl für einen Eindruck machen? Der Fürst der Hölle hat es nötig, seine Geschäftspartner zu hintergehen. Als Lügner hast du deinen Ruf ja schon weg, jetzt auch noch als Betrüger …“
Ich sah nicht einmal, wie er sich bewegte. Im einen Moment stand ich da, die Hände in die Hüften gestemmt, und riskierte eine dicke Lippe, im nächsten hatte mich der Fürst der Hölle schon mit eisernem Griff an der Gurgel gepackt und drückte mich an die Seitenwand des Gleiters, so beiläufig, als hielte er ein Kätzchen am Nacken. „Ich war sehr nachsichtig“, sagte er sanft, freundlich, „weil du mir nützlich warst. Das hat dich offenbar zu der Illusion verleitet …“ – an dieser Stelle wurde sein Griff noch fester, und ich versuchte erfolglos, nach ihm zu treten – „… dass du eine Wahl hast. Lass die Finger von dem Kind, und ich lass dich und Japhrimel euer jämmerliches Leben ohne weitere Belästigung genießen.“
Was ist eigentlich aus unserer Freundschaft geworden? Ich kämpfte, schwarze Punkte tauchten vor meinen Augen auf. Selbst für meine neue Dämonenstärke waren seine Finger wie Eisenklammern. Irgendetwas knackste in meinem Hals, und er lockerte seinen Griff ein wenig. Ich schaffte es, ein bisschen Luft zu schnappen. „Leck … mich …“ Ich brachte nur ein Krächzen zustande, und seine Augen loderten. Wütend sah er nicht mehr so hübsch aus.
Meine linke Schulter begann zu brennen. Erst nur schwach, aber beständig. Die schwarzen Punkte vor meinen Augen tanzten hin und her. Ich trat zu, schwach nur, einmal, zweimal.
„Ah.“ Über meine Schulter hinweg sah er aus dem Fenster und ließ mich fallen wie einen Haufen Müll. Ich hustete, rollte mich zur Seite und rieb mir den Hals. Begierig sog ich Luft in meine Lungen. Ich benötigte zwei Versuche, um auf die Beine zu kommen. Die Seitenluke des Limo-Gleiters stand offen. Das helle Sonnenlicht von Nuevo Rio drang herein und formte ein Quadrat an der Decke.
Ich stürzte aus dem Gleiter und die Leiter hinunter. Scharfe Kanten gruben sich mir in die Hüften, an einer Stufe schlug ich mir den Kopf an. Die Haut platzte auf, und Blut tropfte mir ins Gesicht. Ich sackte auf dem heißen, glatten Stein zusammen und rappelte mich mühsam wieder auf.
Das Kind – Eve – stand neben dem Müllprahm. Im gleißenden Sonnenlicht sah ihr Haar noch bleicher aus. Ihre Augen strahlten leuchtend blau.
Und Luzifer stand vor ihr.
„Nein …“, würgte ich und schleppte mich über den Marmor. „Nein!“
Langsam kniete der Fürst der Hölle sich hin, ein schwarzer Klecks auf dem
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