Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
Fürst einen Menschen anheuern würde.
Luzifer hatte gespielt, um die Kontrolle über die Hölle zu behalten. Eve war als künstlich erschaffene Androgyne eine weitere, möglicherweise wertvolle Spielfigur. Für Luzifer wäre es ein Kinderspiel, den Erschaffungsprozess zurückzuverfolgen, Vardimals „leuchtenden Genpfad“ zu finden und sich so den Zugriff auf die Herstellung weiterer Dämonen zu sichern. Außerdem musste es Luzifer teuflisch gekränkt haben, dass Vardimal etwas gelungen war, was ihm verwehrt blieb.
Vardimal hatte ebenfalls um die Kontrolle über die Hölle gespielt. Japhrimel hatte um seine Freiheit gespielt, und genau in dem Augenblick, als es aussah, er könne lebend aus diesem Spiel herauskommen, hatte Luzifer ihn getötet, weil er Vardimal hatte entwischen lassen – auch wenn Luzifer dies erlaubt und wahrscheinlich noch unterstützt hatte.
Jetzt, da ich endlich Zeit hatte, darüber nachzudenken, schien mir das alles sehr logisch. Und ganz einfach.
Und ich? Ich war nur ein menschliches Werkzeug gewesen. Ich hatte um mein Leben gespielt. Und ich war am Leben, während der Dämon, der mich angelogen hatte, tot war. Zwar hatte ich schließlich Santino getötet, Luzifer jedoch hatte Doreens Tochter. Auch wenn wir nun quitt waren, so war ich doch gleichzeitig die Unterlegene.
Vielleicht hatte Luzifer nicht damit gerechnet, dass mich Japhrimel in das verwandelte, was ich jetzt war. Und das war die große Frage – was zum Teufel war ich eigentlich? Japhrimel war davon ausgegangen, dass er lange genug am Leben bleiben würde, um es mir erklären zu können, wenn alles andere gesagt und getan war. Vielleicht hatte er unterschätzt, wie sehr es Luzifer missfiel, irgendetwas zu verlieren – auch wenn es nur sein Auftragsmörder war, den er ohnehin schon abgeschrieben hatte.
Endlich landeten wir. Ich wartete, bis alle anderen von Bord gegangen waren, ehe ich mich auf den Weg in den Gleiterhafen machte und den Gestank von Saint City einatmete. Das kalte Glühen der Psinergie meiner Heimat schabte mir über die Haut. Ich brauchte nur wenige Sekunden, um mich anzupassen, da ich ja kein … Mensch mehr war.
Ich nahm mir ein Taxi nach Hause und hielt die Urne an den Bauch gedrückt, bis ich unter dem angenehm bewölkten Himmel von Saint City in meinem Garten stand. Ein leichter Nieselregen ging nieder und verzierte meinen Garten mit Wassertröpfchen. Ich müsste bald mal wieder Unkraut jäten und die Hälfte des Baldrians ausreißen, die Wurzeln trocknen und daraus meinen Schlaftee zubereiten.
Das hieß, falls ich jemals wieder Schlaf finden würde.
Ich sperrte meine Haustür auf und trat mir die Schuhe an der Matte ab. Mein trautes Heim umfing mich.
Ich trug die Urne in die abgestandene, ruhige Düsterkeit meines Hauses. Im Flur lag dieser eigenartige Geruch eines Orts in der Luft, an dem schon seit Längerem niemand mehr geatmet hat, eines Orts, der zu lange sich selbst überlassen geblieben war.
Die Nische mit der kleinen Anubisstatue war verstaubt, aber unverändert. Mein Haus stand noch. Nur mein Leben war bis auf die Grundmauern abgebrannt.
Ich stellte die Urne zwischen zwei schlanke Vasen mit toten Blumen – ich hatte vergessen, sie vor meiner Abreise rauszuwerfen – und zündete zwei dünne schwarze Kerzen in Kristallhaltern an. Dann trottete ich die restlichen Stufen hinauf, eine nach der anderen. Ich legte die Jacke über das Geländer, knöpfte mein Hemd auf und löste meinen schmutzstarrenden Zopf. Den ganzen Dreck abzuwaschen, hatte ich nicht der Mühe wert befunden.
Mein Computer stand im Arbeitszimmer im ersten Stock auf einem Tisch neben dem Aktenschrank, in dem sich Santinos Akte befunden hatte. Ich schaltete ihn ein und tippte ein paar Minuten auf der Tastatur herum.
Nachdem ich mich fürs Onlinebanking angemeldet hatte, saß ich eine ganze Weile nur da und starrte auf den Monitor.
Ich war nicht mehr die Danny Valentine, die sich als Söldnerin und Nekromantin abrackern musste.
Ich war reich. Nicht einfach nur reich – unbeschreiblich reich. Mein Atem zischte nur so aus mir heraus, während ich so dasaß und auf den flackernden Bildschirm starrte. Ich würde nie wieder Geldsorgen haben -jedenfalls sehr, sehr lange nicht mehr.
Aber wie lange würde ich überhaupt noch leben? Ich verfluchte mich selbst, weil ich mich vom Teufel in einem Spiel hatte an die Wand spielen lassen, von dem ich nicht einmal den Anpfiff mitbekommen hatte. Alles in allem konnte ich wirklich von
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