Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
Glück reden, dass ich mit dem Leben davongekommen war.
Ich schaute mir die Ziffern an. Zumindest in diesem Punkt hatte mich Luzifer nicht aufs Kreuz gelegt.
Ich meldete mich ab und schaltete den Computer aus. Die angenehme Stille meines Hauses umfing mich. Dann betrachtete ich in der heraufziehenden Dämmerung meine Hände.
Sie lagen folgsam in meinem Schoß, golden und anmutig. Die Rechte war immer noch zu einer Klaue verzerrt, aber mit jedem Tag konnte ich die Finger etwas mehr bewegen. Meine Handgelenke waren schlank und wunderschön. Wenn ich mir den Schmutz vom Gesicht rubbelte, würde ich im Spiegel unter dem lang herabfallenden Haar die Schönheit einer Dämonin und den glühenden Smaragd auf meiner Wange erblicken.
War ich immer noch in der Lage, das Reich des Todes zu betreten? Ich war mir ziemlich sicher … aber ich hatte nicht den Mut, mich zu vergewissern. Noch nicht.
Leer. Ich war eine leere Puppe.
Lass mich diese Welt nicht allein durchstreifen. Hatte er das ehrlich gemeint?
War das Einzige, das Japhrimel nicht vorausgeplant hatte, ich gewesen? Oder war ich nur ein Teil seines Spiels gewesen?
Irgendwie glaubte ich das nicht. Haltet mich meinetwegen für dumm, aber … ich glaubte es nicht.
Ich atmete heftig aus und blinzelte. Eine Träne fiel auf meine rechte Hand.
Vielleicht hätte ich noch stundenlang so dagesessen, hätte nicht eine ganze Serie dumpfer Schläge gegen meine Haustür gedonnert.
Mein Herz machte einen Satz. Ich schmeckte Galle.
Langsam, wie eine alte Frau, stapfte ich die Treppe hinunter. Ohne erst durch den Spion zu gucken, drehte ich den Türknopf. Mein Sicherheitssystem – und Japhrimels – funktionierte noch perfekt und lag summend über dem ganzen Haus. Höchstens ein thermonuklearer Psychoangriff konnte meiner Einsamkeit jetzt noch gefährlich werden.
Ich wollte gar nicht wissen, wieso Japhrimels Sicherheitssysteme noch arbeiteten, obwohl er tot war. Vielleicht funktioniert Dämonen-Magik ja anders.
Ich riss die Tür auf und fand mich zwei blauen Augen und glattem, goldenem Haar gegenüber, das vom Nieselregen ganz dunkel war. Er stand auf meiner Türschwelle, lehnte an seinem Stab und sah mich an.
Ich sagte kein Wort. Die Stille lastete schwer zwischen uns.
Dann zwängte Jace sich an mir vorbei in den Flur. Ich schloss die Tür und drehte mich um. Jetzt stand er mir in meinem eigenen Haus gegenüber, in all der abgestandenen Düsterkeit.
Lange starrten wir einander an.
Schließlich fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen. „Hass mich, so viel du willst“, sagte er. „Nur zu. Ich mache dir keine Vorwürfe. Brüll mich an, schrei mich an, versuch, mich zu töten, egal was. Aber ich gehe hier nicht weg.“
Ich verschränkte die Arme. Starrte ihn weiter an.
Er starrte zurück.
Schließlich räusperte ich mich. „Ich bin kein Mensch mehr, Jace.“ Ich war immer noch heiser. Meine Stimme hatte unter dem Schreien gelitten – und unter der Hand des Teufels, der mir den Kehlkopf gequetscht hatte. Ich konnte von Glück sagen, dass er mich nicht umgebracht hatte. Oder hatte er mich absichtlich am Leben gelassen? Um die Welt zu durchstreifen. Allein.
„Es ist mir egal, was du bist. Ich verlasse dich nicht.“
„Und was, wenn ich gehe? Ich könnte überall hingehen.“
„Himmel, Arsch und Zwirn, Danny.“ Er hieb seinen Stab zweimal auf den Boden. „Hör endlich auf. Ich bleibe. Basta. Meinetwegen brüll mich an, aber ich lasse dich nicht allein. Der Dämon ist tot. Du brauchst jemanden, der auf dich achtgibt.“
„Ich liebe dich nicht“, sagte ich. „Und ich werde dich niemals lieben.“
„Wenn mich das interessieren würde, dann wäre ich immer noch in Rio bei meiner Mafia-Familie und einer süßen, kleinen, fettärschigen Kräuterhexe. Das hier ist meine Entscheidung. Nicht deine.“
Ich zuckte mit den Schultern, zwängte mich an ihm vorbei und stieg mühsam die Treppe hoch.
Vor meiner Abreise hatte ich mein Bett nicht mehr gemacht, deshalb ließ ich mich jetzt einfach in ein Gewirr von Laken und Decken fallen und schloss die Augen. Heiße Tränen glitten zwischen meinen Lidern hervor und tränkten das Kissen.
Ich hörte die Schritte, bedächtig und langsam. Er lehnte den Stab neben das Bett an die Wand, so wie er es immer getan hatte. Vollständig bekleidet legte er sich dann neben mich.
„Ich schlafe auf der Couch, wenn dir das lieber ist“, sagte er schließlich. Er lag auf dem Rücken und starrte an die Decke.
„Mir egal. Mach, was
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