Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
einen brauchbaren Zielsucher zustande zu bringen? Über die Schulter hinweg warf ich einen Blick auf den Dämon. Japhrimels grüne Augen glühten. „Pass auf, dass er sich nicht von der Stelle rührt“, sagte ich.
Auf der Ebene unterhalb des Bewusstseins sah ich, wie sich der wirbelnde Strudel aus Dunkelheit, der den Dämon ausmachte, auf einen rostbraunen, pulsierenden Fleck konzentrierte. Dake.
Meine eigene Aura behielt unter dem Schutz, den der Dämon auf mich ausgeweitet hatte, ihr typisch nekromantisches Glitzern, aber sie wirbelte unruhig hin und her, als Reaktion auf die Gegenwart des Dämons und die nervösen rostbraunen Funken, die Dake absonderte. Auf dieser Ebene waren Dakes Probleme unübersehbar: In seiner Aura klafften riesige Löcher, seine Psinergie zuckte und bebte, ohne dass er sie noch hätte kontrollieren können. Je mehr das Chill sein Nervensystem zerstörte, desto mehr Psinergie würde er verlieren. Aber noch war es nicht so weit – noch nicht.
Ich kehrte auf die Ebene des Bewusstseins zurück. Der Dämon verhielt sich völlig ruhig. Seine Schultern stießen leicht gegen meine, und sein Blick war starr auf den zitternden Dake gerichtet.
Ich hielt das Papier hoch. „Ich brauche einen Zielsucher, Dake. Hol dein Zeugs, und beeil dich. Ich muss heute Nacht noch ein paar andere Sachen erledigen.“
Der Zielsucher sah aus wie ein Globus aus geblasenem Glas und Silberdraht. Im Inneren drehte sich ein schwach pulsierender, glänzender, rötlicher Pfeil. „Welche Reichweite hat das Ding?“, fragte ich und vergaß beinahe, dass Dake inzwischen ein Chillfreak war. Wenn er motiviert war, leistete er gute Arbeit, und ich fand es immer faszinierend zu erleben, wie ein magitechnisches Wunderwerk entstand.
„Unbegrenzt, Schatz, das ist hochklassige Arbeit. Lass ihn sich vierundzwanzig Stunden verfestigen, dann gibst du das Schlüsselwort ein, und schon erwacht er zum Leben. Aber setz ihn sparsam ein.“ Dake hustete, hielt sich die Hand vor den Mund und zog sich hastig zum Schreibtisch zurück. Der Geruch von brennendem Blut, der in der Luft hing, hatte mich die ersten zehn Minuten massiv gestört, aber inzwischen hatte ich mich daran gewöhnt.
Wie jemand einen Frosch zermahlt, habe ich auch noch nicht gesehen, dachte ich und schauderte. Ich legte den Zielsucher vorsichtig in einen kleinen Lederbeutel, den ich mir um den Hals hängte. „Prima, Dake. Danke.“
Ich fügte nicht hinzu, dass er was bei mir gut habe.
„Du bringst mich nicht um?“, fragte er in jammerndem Ton.
Die aus dem Erdgeschoss heraufdröhnenden Bässe machten mich allmählich nervös. „Nein“, antwortete ich. „Natürlich nicht, du Idiot. Warum sollte ich dich umbringen?“
Als wäre er ein gottverdammter Normalo und kein Magi, der es besser wissen sollte.
„Ich weiß … was du von Chill hältst“, stotterte er, „und wenn du glaubst, ich …“
Na so was, du weißt, was ich von Chill halte, als ob das nicht allgemein bekannt wäre. „Ich glaube nicht, Dake.“ Ich drehte mich um und ging auf die Tür zu. „Ich weiß. Und es dauert nicht mehr lange, dann bist du fällig. Das Chill frisst dich auf, Dacon. Und es gibt keine Entgiftungsmethode. Du bist ein dummes Arschloch.“
„Es ist nicht meine Schuld“, schrie er mir nach, als ich schon aus der Tür war. „Wirklich nicht“
„Ach ja,“ sagte ich, als ich in die gebärmutterartige, sternenübersäte Dunkelheit des Klubs eintauchte. „Natürlich nicht, Dacon. Ist es ja nie.“
Heißes Salz floss meine Wangen hinab, während ich mich durch die Menge nach draußen an die kühle Luft boxte. Einer der Türsteher – vermutlich der Chillfreak – rief mir kichernd etwas hinterher, und eine Sekunde lang war ich in Versuchung, kehrtzumachen und ihn die Freuden eines zahnlosen Kiefers zu lehren.
Ich riss mich zusammen und stapfte weiter über das rissige Pflaster. Erst nachdem ich um die nächste Ecke gebogen war, blieb ich mit gesenktem Kopf und schwer atmend stehen. Das Schwert hatte ich in die Schlaufe an meinem Gürtel eingehängt, weil ich mir gerade mit dem scharfen Metall selbst nicht über den Weg traute.
„Bist du verletzt?“, fragte der Dämon.
Die harte, undurchdringliche Dunkelheit seiner Aura drehte sich einmal entgegen dem Uhrzeigersinn und strich über meine glänzende Aura. Er tastete mich nach Verletzungen ab. Ich zitterte und verstärkte automatisch meinen Schutzschild, um die Berührung abzuwehren. Schlimm genug, dass ich wie ein Dämon
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