Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
aufrechtzuerhalten. „Stellen Sie … Ihre Fragen“, sagte ich in die gespannte Stille hinein.
Als Erstes fingen meine Zehen und Finger an zu frieren. Ich hörte die Stimme der Ehefrau, dann die des Anwalts. Fragen. Das Rascheln von Papier. Die raue Stimme der Geliebten. Einen Schrei – der ältere der beiden Jungs. Geduldig hielt ich die Psinergie aufrecht, während mir die Kälte von den Fingern in die Handgelenke kroch. Meine Füße waren bereits ganz taub.
Weitere Fragen von Seiten des Anwalts, die Antworten des Geists. Douglas Shantern hatte eine Stimme wie Schmirgelpapier, flach und tonlos wie alle Toten … nichts als ein Sprachrohr des Gehirns, das in den Tiefen des Todes treibt, eines Herzens, das seinen Dienst versagt hat.
Eine andere Stimme – männlich, leicht nasal. Einer der Bullen. Das Taubheitsgefühl dehnte sich zu meinen Ellbogen aus. Das Schwert brannte, brannte auf meinen Knien. Meine linke Schulter stand in Flammen.
Der Geist antwortete ausführlich, er erklärte etwas. Meine Augenlider zuckten, die Psinergie lief wie ein kaltes Rasiermesser meine Arme hinauf.
Plötzlich Bewegung, ein Handgemenge. Die erhobene Stimme des Anwalts. Ich hielt den Geist weiter aufrecht. Dann hörte ich den Anwalt meinen Namen sagen. „Ms. Valentine. Wir sind so weit.“ Seine Stimme klang angestrengt und nicht mehr so weltmännisch wie vorher.
Ich nickte, atmete tief ein und ließ den Atem durch meine aufeinandergepressten Zähne entweichen. Mit einem schrillen Pfeifen schnitt er durch die dröhnende Psinergie.
Die Kälte ließ nach.
Die blauen Kristallwände hallten wider, als der Gott das blasse, eiförmige Glühen umklammerte, das die Seele darstellte, und an Seine nackte Brust drückte. Sein Hundekopf verharrte still und unbeweglich. Seine weißen Zähne glänzten. Ausdrucksvolle, dunkle Augen … der Gott betrachtete mich voller Ernst.
War der Zeitpunkt gekommen, an dem Er auch mich holen würde? Etwas in mir – vielleicht meine Seele – machte bei dem Gedanken einen Satz. Der Trost dieser Arme, mein Kopf an Seiner breiten Schulter … einfach loslassen …
„Dante?“ Eine Stimme wie schwarzer Karamell. Immerhin berührte er mich nicht. „Dante?“
Meine Augen öffneten sich. Das Schwert schnellte zwischen mir und dem blassen, ovalen Flecken empor. Bei dem klingenden Geräusch zog sich das Licht in den Stahlbehälter zurück, flimmerte dabei kurz über der glatten Oberfläche, sodass die scharfen Konturen der Kiste aufleuchteten.
Ich sackte in mich zusammen und musste mich mit der Hand auf dem glänzenden Mahagonitisch abstützen. Der Geruch meiner eigenen Psinergie drang mir unangenehm in die Nase. Ich konnte die Wachsamkeit des Dämons spüren.
Schließlich sah ich mich in dem dunklen Raum um. Einer der Bullen hatte dem jüngeren der beiden Brüder, dem mit den Aknenarben und dem fettigen Haar, Plasstahl-Handschellen angelegt. Sein Fischmaul öffnete und schloss sich, und er blinzelte ungläubig. Verdammt noch mal, dachte ich ärgerlich, wenn ich gewusst hätte, dass es hier um ein Verbrechen geht, hätte ich das Doppelte verlangt. Ich muss Trina sagen, sie soll sich eine Notiz zu diesem Anwalt machen.
Die Witwe saß da, als hätte sie einen Stock verschluckt, aber ihre Augen waren vor Schock weit aufgerissen, und auf ihren Wangen glühten rote Flecken. Die Geliebte blieb völlig gelassen. Der ältere Junge starrte seinen Bruder an, als hätte er zum ersten Mal eine Schlange gesehen.
Noch eher unsicher glitt ich vom Tisch hinunter und steckte mein Schwert in die Scheide. Zu meiner Überraschung packte mich der Dämon an den Schultern und stützte mich. Meine Finger waren völlig taub. Wie lange?, dachte ich wie betäubt.
„Wie lange?“, presste ich mühsam heraus.
„Etwa eine Stunde“, antwortete Jaf. „Du … deine Lippen sind ganz blau.“
Ich fühlte mich immer noch unsicher auf den Beinen. „Das geht bald vorbei, ich werde schon wieder. Was war hier los?“ Ich hatte bewusst die Stimme gesenkt. Jaf lehnte sich näher zu mir herüber und grub mir die Finger in die Schultern.
„Die Geliebte stand im Verdacht, den Mann umgebracht zu haben“, sagte er leise. „Der Geist sagte, sein Sohn habe ihn mit einem Golfschläger zu Tode geprügelt.“
„Ms. Valentine?“, unterbrach uns der Anwalt, der jetzt wieder ganz weltmännisch klang. Die Bullen schleppten gerade den in sich zusammengesunkenen Jungen aus dem Zimmer. Er starrte mich an. Der kleinere der beiden Bullen, der
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