Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
schloss ich die Augen, atmete tief ein und aus und versuchte, meine Wut unter Kontrolle zu bringen. Wenn ich die Beherrschung verlöre und meine Wut physikalische Form annähme, würden das alle um mich herum zu spüren bekommen – und das wollte ich nicht.
Noch nicht.
„Du lädst dich also selbst auf meine Jagd ein“, sagte ich langsam und jedes Wort betonend. „Du machst mir Ärger wegen der Technik, um die ich dich bitte, und schließlich lädst du noch jemanden auf diese Jagd ein, jemanden, dem man vielleicht trauen kann, vielleicht aber auch nicht. Kein guter Ausgangspunkt für eine weitere Zusammenarbeit, Gabe.“
„Wer hat denn hier diesen Scheißdämon angeschleppt?“, keifte Gabe los. „Außerdem hat er recht: je mehr Kanonenfutter, desto größer deine Chancen, deinen unvorsichtigen Arsch heil nach Hause zu bringen. Du hast jegliches Gespür verloren, Valentine. Du bringst mich noch so weit, dass ich dir ein bisschen Verstand in deinen Sturkopf prügle. Außerdem wird es dir guttun, mit Monroe die Klingen zu kreuzen. Du hast schon ewig keinen adäquaten Schwertkampfpartner mehr gehabt, und ihn kannst du nicht in Grund und Boden fighten wie alle anderen. Wenn ich mich recht erinnere, ist er immer sein Geld wert gewesen – im Bett und auch sonst. Ich habe dich nie wieder so ausgeglichen erlebt.“
„Lass meine sexuelle Vergangenheit aus dem Spiel, sonst ziehe ich dich mit in den Dreck.“
Stille. Das Taxi setzte schwankend zur Landung an. Meine Ohren gingen zu.
„Brauchst du den Kampf, um deine Nerven zu beruhigen?“, fragte der Dämon.
Ich schloss fest die Augen und schwieg. Mein Magen rebellierte.
„Hades“, flüsterte Gabe. „Da wohnt er?“
Ich öffnete die Augen und wünschte sofort, ich hätte es nicht getan.
Entweder hatte Jace selbst das große Geld gemacht, oder er hatte das Haus von einem Nuevo-Rio-Drogenbaron gemietet. Es war riesig, mit einem offenen Vorplatz aus weißem Marmor, mit Grünpflanzen, die die Steinwände hinaufwuchsen, und einem Dach aus roten Ziegeln, über dem das Schutzsystem glitzerte.
Das Schutzsystem glitt flüchtig über das Taxi hinweg und funkelte schwach. Der Dämon verhielt sich vollkommen ruhig, aber das Mal an meiner Schulter flammte schmerzhaft auf.
„Das Mal tut weh“, sagte ich, und der Dämon richtete seine Aufmerksamkeit auf mich.
„Tut mir leid.“
„Was ist los?“, fragte Gabe.
„Sprich mich ja nicht an“, sagte ich, aber es klang nicht sehr überzeugend. Meine Wut war größtenteils verraucht. „Jedenfalls nicht vorm Essen, Gabe. Scheiße.“
Sic starrte wieder aus dem Fenster.
„Den Göttern sei Dank“, murmelte Eddie.
Ich überlegte mir gerade ernsthaft, ob ich eins meiner Messer ziehen sollte, als das Taxi endlich aufsetzte und wir auf dem glitzernden, aufgeheizten, weißen Marmorvorplatz aussteigen konnten – oberhalb des Smoggestanks der Stadt, aber immer noch in der flirrenden, drückenden Hitze von Nuevo Rio.
23
Jace Monroe war nicht nur ein gemachter Mann, er war abartig, grauenhaft, fantastisch stinkreich.
Ich aalte mich in der Wanne des luxuriösen, blau gefliesten Badezimmers, während der Dämon die Sicherungssysteme der Wände und Fenster der Suite, die uns ein Butler mit scharf geschnittenen Gesichtszügen zugeteilt hatte, mit seinem eigenen Schutz verstärkte. Gabe und Eddie hatten gleich nebenan eine Zimmerflucht in sanften Gelbtönen, während unsere blau und cremefarben gehalten war. Ich fragte mich, ob Jace die Möbel selbst ausgesucht oder dafür jemanden engagiert hatte.
Und ich fragte mich auch, von wem er das Haus gekauft und woher er das ganze Geld hatte. Die Handlanger der Mafia werden normalerweise nicht reich – meistens sterben sie jung, sogar die Psione.
Ich schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen den Wannenrand. Das Wasser war heiß, und die Seife roch nach Sandelholz – Jace musste sich daran erinnert haben, dass ich immer Sandelholzseife benutze –, und ich fühlte mich so beschützt, wie man sich nur fühlen kann, wenn man sich in der Villa eines Schamanen befindet, zusammen mit einem Dämon, der alles sorgfältig sichert.
Wie würde Jace wohl über Japhrimel denken? Es hatte ausgesehen, als hätte er nicht die geringste Notiz von dem Dämon genommen. Was Gabe ihm wohl erzählt hatte?
Ich streckte die Zehen aus dem heißen, weichen Wasser und untersuchte den blutroten Molekulartropfenlack auf meinen Fußnägeln. Die köstliche Hitze löste die Verkrampfungen in meinen
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