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Dante Valentine 01 - Teufelsbraut

Dante Valentine 01 - Teufelsbraut

Titel: Dante Valentine 01 - Teufelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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in die Schulter. Ich trug mein Schwert und klopfte mit den Fingern auf dem Knauf herum.
    Diesmal hätte ich mich vielleicht nicht zurückgehalten, dachte ich, als wir in den Rotlichtbezirk einbogen.
    Im rauchigen Kessel von Nuevo Rio fand ich eine Taqueria und bestellte mir in leidlichem Pidgin unter Zuhilfenahme der Hände etwas zu essen. Der Dämon stand unangenehm dicht neben mir, und die Wärme, die von ihm ausging, vermischte sich mit der, die das Pflaster nach der Hitze des Tages abstrahlte. Er schwieg, während wir Seite an Seite zwischen einer Bodega und einem geschlossenen Tabakladen standen. Menschenmassen strömten vorbei, bunt gekleidete Einheimische, von denen die meisten Gesims-Beutel trugen. Voodoo und Santeria hatten sich hier durchgesetzt, nachdem damals, in den düsteren Zeiten zwischen dem Parapsychogesetz und dem Großen Erwachen, die römisch-katholische Kirche an dem riesigen Skandal um die Vatikanbank zerbrochen war; die Enthüllung, dass die Kirche Terrororganisationen und die Evangelikalen von Gilead finanziert hatte, hatte sogar die Protestanten mit hinweggefegt, die traditionell Gegner der Katholiken gewesen waren. Und der Siebzigtagekrieg hatte dann den letzten Nagel in den Sarg der Christus-Überlieferung geschlagen.
    Die Bewohner von Nuevo Rio verstanden ein bisschen mehr von Psinergie als diejenigen anderer Städte. Ohne Schutz vor dem bösen Blick oder vor einem sie zufällig treffenden Fluch gingen sie genauso wenig auf die Straße wie ohne Kleidung. Nuevo Rio, das hieß: Hitze, der Geruch von Tamales und Blut, braunäugige, portugueso sprechende Normalos mit glänzenden, dunklen Augen, alte, verfallende, prunkvolle Gemäuer in unmittelbarer Nähe zu neuen Wolkenkratzern aus Plasstahl, Velotaxis und Wheelbikes, die in den Straßen für Verkehrschaos sorgten. Schweiß, Hitze und noch mehr Hitze. Ich verstand jetzt, warum in dieser Stadt alles so verdammt schnell und gleichzeitig so unsagbar langsam ging. Langsam, weil man das Gefühl hatte, in der Hitze für alles ewig zu brauchen; schnell, weil die Einheimischen völlig unbeeindruckt von dem dünnen Schweißfilm zu sein schienen, der alles überzog.
    Ich schlang das Essen hinunter und hoffte, dass mir davon nicht schlecht werden würde. Ich hatte eine Packung Tazapram in der Tasche, brauchte aber nur selten eine Tablette. Wir Nekromanten haben in der Regel einen Magen wie ein Pferd. Eigentlich sollte man ja annehmen, dass ein Haufen neurotischer Freaks wie wir einen empfindlichen Magen haben müssten, aber ich habe noch nie einen Nekromanten mit Magenproblemen getroffen.
    Als ich zu Ende gegessen und mir die scharfe Soße von den Fingern geleckt hatte, fragte der Dämon: „Hat er dich verletzt?“ Es klang gleichgültig, aber seine Schultern waren angespannt. Warum bloß? Natürlich, wenn mir etwas passierte, war Jaf auch dran … aber glaubte er wirklich, Jace wäre so gefährlich?
    „Eigentlich nicht.“ Jedenfalls nicht physisch, fügte ich für mich hinzu und wandte den Blick ab.
    Er reichte mir eine Flasche kalte Limonada und sah zu, wie ich sie mit einer oft geübten Handgelenksdrehung öffnete. Dann stürzten wir uns wieder in das Gewühl der Straße. Obwohl der Dämon immer noch unangenehm dicht neben mir ging, bewegte er sich so graziös, dass er mich kein einziges Mal anrempelte. „Warum hatte er dich am Arm gepackt?“, hörte ich seine Stimme dicht an meinem Ohr.
    „Keine Ahnung. Ich glaube, er ist sauer auf mich.“
    „Glaubst du?“ Die Straßen waren zwar überfüllt, trotzdem blieb uns genügend Platz. Mein Smaragd glänzte im Licht der Straßenlaternen, meine Ringe strahlten farbenfroh, und meine Schutzschilde sogen die andersartige Psinergie auf, die von den Leuten und vom Pflaster abstrahlte. „Warum hat er dich verlassen?“
    „Keinen blassen Schimmer. Ich kam von einem Auftrag nach Hause, und er war weg. Ein paar Wochen habe ich gewartet, und dann …“ Ich warf einen Blick auf die Slicboards, die über uns dahinrasten. Der Gleiterverkehr hier war – abgesehen von ein paar wenigen Luftkorridoren – völlig chaotisch, Taxis kurvten herum wie Kamikazeflieger, Gruppen von Slicboardern schwangen sich jauchzend durch die verräucherte Luft. „Ich bin drüber hinweggekommen.“
    „Wahrhaftig.“ Der Dämon berührte leicht meine Schulter. Ich wünschte, ich hätte dran gedacht, mir die Haare zu einem Zopf zu flechten, immer wieder blies mir der Wind ein paar Strähnen ins Gesicht. „Er scheint dir sehr

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