Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
Vollspektrallicht. Jace stand in Abwehrposition, das Gewicht ausbalanciert, kampfbereit, die Zähne zusammengebissen, in den Augen blaues Feuer. Feuer – aber menschliches Feuer.
Ich legte Japhrimel die Hand auf die Schulter. Das unterschwellige Summen von derart viel Psinergie in einem geschlossenen Raum jagte ungestüm kreischend durch meinen Körper, ähnlich dem Gefühl im Magen, wenn man auf einem Slicboard durch die Luft rast. „Es ist gut. Wirklich. Beruhige dich, Jaf, es ist alles in Ordnung.“ Ich musste mich zwingen, nicht seinen vollen Namen auszusprechen. Wann hatte ich eigentlich angefangen, ihn als Menschen zu betrachten?
Japhrimel starrte Jace noch ein paar Sekunden lang an, dann sicherte er die Waffe, die silbern glitzerte. „Alles in Ordnung?“, wiederholte er.
„Ich denke schon“, antwortete ich und holte tief Luft. „Wo warst du?“
„Beim Essen.“ Sein Blick war immer noch auf Jace gerichtet. „Ich habe deine Bedrängnis gespürt.“
„Ich bin nicht in Bedrängnis. Nur stinksauer und müde und hungrig. Wenn ich diesen ganzen Mist doch bloß schon hinter mir hätte.“ Ich ließ die Hand auf seiner Schulter ruhen. Was würde ich tun, falls er sich auf Jace stürzte? Ihm das Schwert in den Rückenjagen? „Alles klar? Danke, Jaf. Wirklich. Beruhige dich, ja?“
Die Waffe verschwand. Japhrimel drehte sich etwas zur Seite, sodass eines seiner lasergrünen Augen auf mich gerichtet war.
Seine Mundwinkel sanken herab. „Du hast keine weitere Verwendung für mich?“
Meine Brust zog sich zusammen. „Danke“, sagte ich, und ich meinte es auch. „Ich werde mich jetzt ein bisschen draußen umsehen.“
Japhrimels Schultern versteiften sich. Wenn ich nicht gerade auf seine Kehle gestarrt hätte, hätte ich es gar nicht bemerkt. Was hat er bloß? Er sieht aus, als würde er gleich explodieren. „Dann werde ich dich begleiten, wie es meine Pflicht ist.“
Ich hielt es für vernünftiger, mich nicht dagegen zu wehren, also biss ich die Zähne zusammen. Mein Kopf schwirrte von der Spannung und der Psinergie, mit der die Luft aufgeladen war. Falls Jace auf Japhrimel losging, oder falls Japhrimel den Eindruck gewann, Jace wolle mir wehtun …
„Danny.“ Jaces Schwert glitt in die Scheide zurück. „Nimm dir was zu essen. Und lass uns morgen einen Schwertkampf austragen. Dann kannst du’s mir so richtig geben, falls dir das hilft, die Situation besser zu ertragen.“
„Gut.“ Ich ließ die Hand zu Jafs Ellbogen hinabgleiten. „Das machen wir. In ein paar Stunden bin ich wieder da.“
„He, Dämon. Pass auf sie auf.“
Japhrimel starrte ihn den Bruchteil einer Sekunde lang an, dann nickte er einmal kurz.
Ich brauche niemanden, der auf mich aufpasst, Jace, also halt deine blöde Klappe. Ich zog Japhrimel am Ärmel. „Halt den Mund, Jace. Halt einfach nur den Mund. Genießt euer Scheißabendessen. Morgen sehen wir weiter, okay?“
Er antwortete nicht. Japhrimel folgte mir gehorsam in den Flur und zeigte nach rechts. „Die Haustür ist da vorne.“
„Ich brauche erst noch meine Stiefel“, entgegnete ich mit rauer Stimme. Aus irgendeinem Grund tat mir die Kehle weh, als ob ein großer, stacheliger Klumpen darin feststecken würde.
„Die Treppe.“ Wieder wies Japhrimel mir den Weg, und ich war ihm dankbar, obwohl ich mich bereits ziemlich gut in Jaces Haus auskannte. Ich hatte mich schon oft genug in städtischem Straßengewirr zurechtgefunden, da war so eine aufgedonnerte Nuevo-Rio-Villa geradezu ein Klacks.
Ich nickte, und wir machten uns auf den Weg. Zur Sicherheit ließ ich die Hand auf seinem Ellbogen liegen. Er schüttelte sie nicht ab.
25
Nachdem wir aus dem Gleitertaxi ausgestiegen waren, das Japhrimel aus irgendeinem Grund vor Jaces Haustür hatte warten lassen, lief ich aufs Geratewohl ein paar Straßen entlang. Ich spürte, wie meine Schutzschilde sich zusammenzogen und ausdehnten, als sie die Atmosphäre in sich aufnahmen. Sich an eine Stadt zu gewöhnen, ist ein seltsamer Vorgang – normale Leute brauchen dafür Monate. Bei Psionen dauert der Anpassungsprozess nur wenige Tage, oder, wenn wir bewusst in den Psinergie-Brunnen einer Stadt eintauchen, sogar nur ein paar Stunden.
Der Dämon und ich schlenderten nebeneinander her, und gelegentlich streifte mich sein schwerer Mantel. In den Straßen staute sich die Hitze. Ich schwitzte, und die Kevlarstreifen in meiner Jacke drückten mir unangenehm gegen den Rücken. Der Riemen meiner Tasche schnitt mir
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