Dante Valentine 02 - Hoellenritt
um. Ihr schönes Gesicht wirkte jetzt strenger, aber auch zerbrechlicher. Ihre Augen waren nur noch dunkle Löcher. „Ich habe früh gelernt, dass ich stark sein will. Oder zumindest einen starken Beschützer haben möchte. Also habe ich mir dies hier aufgebaut. Können Sie sich vorstellen, dass ich immer noch Albträume habe?“
„Klar.“ Mein Blick schweifte zum Kaminsims hinüber, über dem ein schlichter, unbezahlbarer Mobian hing, das berühmte Schwarz-Weiß-Gemälde eines Frauenrückens, auf dem ein sich aufbäumender Drache eintätowiert ist. Ich hätte gewettet, dass es sich um das Original handelte. Meine dämonische Sehfähigkeit schien den zarten Grauschattierungen und dem getupften Schwarz Leben einzuhauchen. Ich hätte das Bild stundenlang anschauen können. „Und wie.“ Ich hatte Anubis, und du hattest niemanden. Soll ich mich deswegen jetzt schuldig fühlen? Oder froh sein? Oder mich schuldig fühlen, weil ich froh bin?
„Können Sie sich vorstellen, dass ich mich wahrhaftig schuldig gefühlt habe?“ Ihre raue, kehlige Stimme versagte fast bei dem Wort „schuldig“. Ich spürte, wie meine eigenen Schuldgefühle hochkamen und mir die Luft abschnürten. Auch ihre Angstausdünstungen bedrängten mich immer noch, und es kostete mich enorme Anstrengung, meinen rasenden Puls wieder zu beruhigen.
Wenn ich könnte, Poly, würde ich auf der Stelle gehen, damit du weiter versuchen kannst, alles zu vergessen. Denn sobald ich dies hier hinter mich gebracht habe, will auch ich alles, was mit Rigger Hall zu tun hat, so schnell wie möglich wieder vergessen. „Poly, ich muss wissen, wer es war. Ich muss wissen, was Sie getan haben. Und warum die Schmarotzerglyphen Sie dagegen schützen sollen.“
Sie ließ den Kopf sinken, und die sorgfältig gelockten Haare verbargen ihr Gesicht. Wenig später merkte ich, dass die Geräusche im Zimmer von ihr stammten: Sie atmete wie ein Pferd, das man zu scharf geritten hat. Ihre Angst stieg in Wellen auf wie Hitze vom Asphalt, und ihre Aura wirbelte blau und violett durcheinander.
Bevor mir klar wurde, was ich tat, war ich schon vom Sofa aufgesprungen und vorsichtig auf sie zugegangen. Mein Schwert hatte ich liegen lassen. Als meine golden glühende Aura die Ränder ihrer Aura berührte, geschah etwas, das mich aufwühlte: Ihr Licht wandte sich mir sehnsuchtsvoll zu, die klassische Reaktion einer Sexhexe. Sie müssen sich ernähren, entweder von Sex oder von der Energie, die beim Sex entsteht. Reine Psinergie erweckt in ihnen immer eine sexuelle Reaktion. Das ist es, was sie so verletzlich macht; ihr Körper bettelt darum, sie sind Sklavinnen der grundlegendsten körperlichen Bedürfnisse. Der Geruch ihrer Angst drohte mich zu ersticken, aber meine eigenen dämonischen Ausdünstungen überlagerten ihn, diesen feurigen und zugleich sanften Wirbel, der wie Brandy meinen Unterleib in Brand setzte.
Götter im Himmel, daran könnte ich mich ewig berauschen.
Ich hatte vergessen, wie viel mehr ich jetzt war, zu wie viel mehr Japhrimel mich gemacht hatte. Die äußeren Schichten meiner Abwehr fielen ab, und ein dünner, singender Psinergieton hallte durch den Raum. Sie warf den Kopf zurück. Obwohl sie größer war als ich, konnte ich sie mit den im täglichen Messerkampftraining erworbenen dämonenharten Schwielen meiner goldenen Hände an Nacken und Handgelenk packen. Dann schloss sich meine Aura um ihre, und eine Energieladung, die der einer vollen Plaswaffe entsprach, drang in ihre Venen ein. Ihre Augenlider flatterten und schlossen sich dann, und sie stöhnte, der Flutwelle wehrlos ausgeliefert.
Ob ich wohl so ausgesehen habe, als Japhrimel mich verändert hat? Ich schüttelte den Gedanken ab. Lust kratzte an meinen Nerven und funkte durch meine Knochen. Es war, als hätte man Alkohol getrunken, es erzeugte eine dornige, elektrische Mattheit wie der beste Rausch, den ich je hatte. Dennoch hatte ich mich unter Kontrolle, war dem Rausch nicht hilflos ausgeliefert. Sehr, sehr sanft fuhr ich Polyamours Rückgrat mit einer federleichten Psinergieberührung entlang. Wieder stöhnte sie, ihre Hüften schoben sich vor und brachten ihr seidenes Kleid zum Rascheln. Eine Hand ließ ich die ganze Zeit auf ihrem Nacken liegen, während meine Haut sich leicht aufraute als Antwort auf die Welle ihrer Lust, die mich umwogte. Mit der anderen Hand berührte ich die erstaunlich zarte Haut ihres Kinns. Mit den Fingernägeln fuhr ich den Umriss der Narbe auf ihrem Kieferknochen nach.
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