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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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um mich darum zu kümmern.
    Etwa zwanzig Schritte vor meinem Haus blieb ich stehen und betrachtete es kritisch. Gekauft hatte ich es zusammen mit Doreen. Es war eine verlassene Bruchbude gewesen, doch damals war Grundbesitz in diesem Viertel wegen der Bandenkriege und der vielen Obdachlosen billig zu bekommen. Ich hatte es komplett mit Blutgeld bezahlt, es war mein Heim und meine Zuflucht, dieses Haus, das jetzt in einem der letzten Sonnenstrahlen erglühte.
    Mit einem Fußtritt öffnete ich die Tür, und der Rahmen barst und verstreute überall im Flur kleine Splitter. Halb erstickt schluckte ich kaltes Eisen. Tränen und Kummer. Und etwas, das so riesig war, dass ich Angst hatte, es würde mich vollends ersticken.
    Die Abschirmung erzitterte, jede einzelne Energieschicht vibrierte. Die Schichten, die Jace hinzugefügt hatte, begannen bereits zu verblassen, aber es würde noch lange dauern, bis sie sich ganz auflösten. Vielleicht sogar Monate, wenn ich keine Ableitungslinie legte und sie selbst abbaute. Aber so viel Zeit hatte ich nicht, oder?
    Ich trat in den Flur, dann ins Wohnzimmer.
    Die Kerzen auf Jace’ Altar waren erloschen, der Geruch von verbranntem Wachs hing noch in der Luft. Das Taubenblut war aus der Messingschüssel herausgespritzt, das Bildnis von Saint Barbara zerrissen und zerfetzt.
    Also weiß Jace’ Loa Bescheid. Natürlich. Die Geister wissen immer Bescheid.
    Ich blickte zu dem Teppich, der an der Wand nach Westen hing. Isis hatte das Gesicht zur Seite gedreht, und Horus’ Flügel raschelten beunruhigend. Die Fäden raschelten leise und traurig.
    Plötzlich fiel mir etwas Cremefarbenes auf meinem Feldsteinaltar ins Auge. Vorsichtig näherte ich mich. Es schien, als würde ich für jeden Schritt eine Ewigkeit brauchen.
    Gegen das mit Intarsien verzierte Kästchen, in dem ich Holoaufnahmen von Lewis und Doreen aufbewahrte, lehnte ein pergamentener Briefumschlag, dessen schreiend purpurrotes Siegel mich angrinste. Ich widersetzte mich dem Bedürfnis, rasch über die Schulter zu schauen – es war niemand im Haus. Jedenfalls jetzt nicht mehr.
    Überrascht registrierte ich den Ton, ein tiefes, klagendes Summen, das in meiner Brust vibrierte. Meine Backenzähne schlugen aufeinander, und meine Kehle schwoll an, als ich versuchte, einen Schrei zu unterdrücken.
    Luzifer. Hatte er mal wieder seine eleganten kleinen Finger nach mir ausgestreckt, um mich zu verhöhnen? Sogar meinen Kummer musste er beschmutzen. Er konnte mich einfach nicht in Ruhe lassen. Japhrimel war tot, Jace war tot, und der Höllenfürst hatte sich soeben einmal zu viel in meine Angelegenheiten eingemischt.
    Das geht zu weit. Eine neue Stimme, die sich wie ein Stilett aus stählern kalter Wut in mein Hirn bohrte. Ich starrte das purpurrote Siegel an. Das Haus knirschte vor Erregung, als sich meine Wut meiner Umgebung mitteilte und gegen die Wände drückte, die Wandteppiche berührte und die Tapeten kräuselte. In der Küche flogen Schranktüren auf und zu, im Esszimmer fiel irgendetwas zu Boden, und im oberen Stockwerk hörte ich Glas splittern. Meine Kehle schwoll an, als hätte ich einen Stein verschluckt, während ich mit starrem Blick versuchte, meine Wut unter Kontrolle zu bringen.
    Aber es gelang mir nicht. In meiner Brust hallte ein fast schon hörbares, schnappendes Geräusch wider, wie eine geschlossene Tür, die aufbirst und steriles Licht herausfließen lässt. Der Kreis meiner Wut schloss sich, und ein Summen machte sich in meinem Gehirn breit.
    Jetzt. Reicht. Es.
    Der erstickende Zorn ebbte ab und verwandelte sich in glasklare Zielstrebigkeit. Es gab Dinge, die ich tun, Orte, an die ich mich begeben musste.
    Menschen und Nichtmenschen, die ich töten musste.
    Ich drehte mich auf dem Absatz um und ging die Treppe hoch. Meine Fingernägel hatten sich in Dämonenklauen verwandelt. Auf den Stufen riss ich mir die geborgten Kleider vom Leib, zerfetzte das Hemd in Stücke und fuhr durch den dicken Stoff der Jeans. Auf halber Höhe stürzte ich, weil sich mir die Jeans um die Füße gewickelt hatte, und schlug mit voller Wucht mit dem Kopf gegen das Geländer. Holz splitterte. Das Geräusch, das ich von mir gab, ließ den Putz von der Wand rieseln, verbrannte den Anstrich und ließ das Glas jedes einzelnen Bildes splittern, das ich aufgehängt hatte. Das Bersten übertönte beinahe meinen schmerzlichen Schluchzer.
    Im Schlafzimmer riss ich die Laken vom Bett, die immer noch Jace’ und meinen Geruch verströmten, und warf

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