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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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sie quer durch den Raum. Dann versetzte ich meinem Computer einen Schlag. Meine feste goldene Haut riss auf, schloss sich aber fast sofort wieder, als das schwarze Blut herausquoll und die Wunde versiegelte. Funken stoben aus dem Monitor, der leise, quietschende Töne von sich gab, während meine Wut die Schaltkreise zerstörte.
    Meine schwieligen Dämonenfüße traten auf Plasglasscherben – ich hatte die Duschtür und die Spiegel zerbrochen. Ich zog mich an: ein Mikrofaserhemd, Jeans, trockene Socken. Meine Stiefel waren noch feucht, aber ich schlüpfte trotzdem hinein. Dann hängte ich mir die Botentasche um, schob mir den Riemen quer über die Brust und legte die Kette an, die ich im Haus des Schmerzes getragen hatte. Summend schmiegte sie sich gegen mein Brustbein.
    Ich nahm die beiden Halsketten mit dem Pik aus meiner blutigen Jacke und steckte sie in die Tasche. Mein Zopf hatte sich gelöst, und das Haar hing mir schwer und weich über die Schultern herab.
    Dann ging ich zum Ende des Flurs. An der rechten Wand hing das Holoporträt von Doreen, die ihr liebevolles Lächeln lächelte. Es fiel herunter, und der Plasrahmen zersprang in tausend Stücke. Mit der flachen Hand versetzte ich der Tür am Ende des Flurs einen Schlag. Sie sprang auf.
    Jace’ Zimmer wurde von den letzten Sonnenstrahlen des Tages erhellt. Das Licht, das durchs Fenster fiel, malte ein goldenes Viereck auf Doreens blaue Steppdecke, die über seinem Bett lag. Ich roch die süßlichen Ausdünstungen eines Psions, dessen Körper Alkohol abbaut, gemischt mit den Ausdünstungen eines männlichen Menschen. Mein Herz zog sich zusammen. Die Lampe neben dem Bett – eine Antiquität aus der merikanischen Epoche mit einem Fuß aus Bernsteinglas – klapperte. Ich brachte es nicht über mich, das Zimmer zu betreten.
    Ein ordentlich gemachtes Doppelbett, eine Kommode aus unbehandeltem Kiefernholz, auf der leere Chivas-Red-Flaschen standen, die eine Collage aus gedämpft glänzendem Plasglas bildeten. Sie waren alle gut verschlossen und untereinander mit einem kleinen Lichtzauber verbunden. In der Nacht glühten die Flaschen, die alle in Gold oder Blau beschriftet waren, sanft vor sich hin – ein Trick, den man aus Akademie-Schlafsälen kennt, wo Trinken zu einer Kunstform erhoben wird. Die Schranktür war halb offen, sodass man die sorgfältig aufgehängten schwarzen Kleidungsstücke sehen konnte. An der Wand stand die lange, niedrige Bank, auf der er seine Kugeln und Amulette hergestellt und seine Zauber vorbereitet hatte und auf der wohlgeordnet unterschiedlich weit fertiggestellte Amulette lagen. Außerdem standen dort Gläser mit getrockneten Kräutern und interessanten Knochen-, Fell- und Federteilchen. Genau in der Mitte vor der Bank lag ein abgenutztes rotes Samtkissen. Auf seinem Nachttisch türmte sich ein Stapel Musik-CDs neben einem CD-Player, dessen Kopfhörer im Gerät verstaut war. Außerdem lagen dort ein kurzes, gefährlich gebogenes Messer und eine Glockstryke-R4-Projektilwaffe, die matt im goldenen Licht glänzte. Keine Bilder oder Holoaufnahmen an der Wand. Seine Ausrüstung hing an einem Haken neben der Tür, genau wie sein alter Mantel mit den vielen Taschen und den Lederflicken.
    Vorsichtig nahm ich den Mantel herunter und zog ihn mir über. In ihm hing noch der Geruch von gepfeffertem Honig, unter den sich die Erinnerung an dornenspitze Schamanenaura mischte.
    Ich füllte meine Lungen mit diesem Geruch und dem meiner eigenen Psinergie, dem Duftgemisch aus Teildämonin und Schamane. Der bittere Geschmack meines Versagens entstellte jeden Atemzug, jedes einzelne Sauerstoffmolekül. Dann drehte ich mich um und schloss so leise die Tür, als würde in dem Zimmer jemand schlafen.
    Es wurde Zeit, den Toten meinen Tribut zu entrichten.
    Ich ging den Flur entlang und die Treppe hinunter. Vor der Nische blieb ich stehen. Ich wickelte die Anubisstatue in das schwarze Seidentuch, auf dem sie gestanden hatte, entschuldigte mich leise bei meinem Gott und tat sie in meine Tasche. Dann nahm ich die lackierte Urne, deren Gewicht mich jedes Mal aufs Neue erstaunte. Oh Japhrimel. Es tut mir leid. Götter, vergebt mir, was ich getan habe. Vergebt mir, was ich tun werde.
    Wieder waren meine Wangen nass. Ich zog die Nase hoch und spuckte aus. Meine Ringe sprühten goldene Funken.
    In der einen Hand die Urne, in der anderen das Schwert, ging ich den Rest der Treppe hinunter. Ich warf einen Blick in die Küche, dann auf den Tisch im Esszimmer, auf dem

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