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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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Becher am Boden entdeckt. Meine Wut und Furcht hatten die Scherben zu Keramikstaub zermahlen und so noch zusätzlich Salz in die Wunde gestreut. Es war der blaue Baustoh-Becher.
    Der, den Jace so gemocht hatte und den Japhrimel das eine Mal benutzt hatte, als er in meinem Haus Kaffee getrunken hatte.
    Anubis et’her ka. Daran wollte ich jetzt lieber nicht denken.
    „Was hast du denn gefunden?“ Vorsichtig rieb ich mir den Hals; meine Fingernägel prickelten, die Klauen standen kurz davor, sich selbst auszufahren. Meine rechte Hand juckte es buchstäblich, nach dem Schwert zu greifen. Was für ein schauriges Gefühl.
    „Ich habe mir gedacht, ich könnte mal einen Blick in das letzte Jahrbuch werfen, in dem Mirovitch noch als Direktor geführt ist. Sein Todesjahr also. Rate mal, wer da in der Redaktion saß.“ Jace’ Blick glitt von den glänzenden Keramikscherben zu mir. Die Frage in seinen Augen blieb unausgesprochen, wofür ich ihm außerordentlich dankbar war.
    „Wer?“
    „Christabel Moorcock.“

22
     
     
     
    Irgendetwas mussten wir den Reportern wohl bieten; außerdem konnte man sich, wenn einen der Wind umtoste, auf dem Slicboard nur schlecht unterhalten, also nahmen wir den Gleiter. Die Blitzlichter der Kameras badeten die Unterseite des Fahrzeugs in hellem Licht. Ich warf einen Blick aus dem Fenster, froh, dass die Scheiben dunkel gefärbt waren. Jace flog, während ich das Jahrbuch der achten Klasse durchblätterte. „Schlag mal Seite 56 auf“, sagte er. Ich blätterte das dicke Pergamentpapier um. „Und jetzt sieh dir Moorcocks Foto an.“
    Christabel Moorcock, Spitzname Bohnenstange. Sie grinste mir von der Seite mit Holovidaufnahmen der Schülerinnen der zehnten Klasse entgegen: hübsch, wenn auch besorgniserregend dünn, weit aufgerissene Augen, hervortretende Wangenknochen, ein etwas zu längliches, herzförmiges Gesicht, volle, schön geschwungene Lippen, Augenbrauen, die einen perfekten Bogen bildeten. Es handelte sich um eine Porträtaufnahme, auf der nur der Ansatz ihres Halsbands zu sehen war.
    Darunter waren wie üblich ihre Hobbys aufgelistet, unter anderem Magik der Feen-Zeremonialen. Außerdem war dort ein kleiner schwarzer Fleck, der die Form eines Spielkartenpiks hatte. Ich nahm an, es sei ein Tintenspritzer, und versuchte, ihn wegzurubbeln, aber ohne Erfolg. „Der schwarze Fleck?“
    „Und jetzt blättere weiter zu Seite 58. Steven Sebastiano.“ Jace’ Finger tanzten über die Konsole, und die KI-Navigation übernahm es, uns in den Gleiterverkehr einzufädeln. Ich musste mehrmals schlucken, um das unangenehme Gefühl zu überwinden, das mir der schnelle Aufstieg bereitete. Kann es sein, dass du ihn noch nicht wieder zum Leben erweckt hast? Luzifers sanfte Stimme ging mir nicht aus dem Kopf.
    Einen Dämon wieder zum Leben erwecken? Unmöglich. Andererseits hatte ich mit meinen Nachforschungen bisher vor allem herauszufinden versucht, wie Japhrimel mich verändert hatte. Ich hatte nie auch nur daran gedacht, dass… Es war doch nicht möglich, dass ich ihn zurückholte – oder etwa doch?
    Oder etwa doch?
    Ich will ihn zurückhaben. Wie das Jammern eines Kindes. Ich wollte alle Toten zurückhaben, vor allem aber die, die ich geliebt hatte.
    Und dabei sollte gerade ich um die Endgültigkeit des Todes wissen.
    „Danny?“
    Mit einem Ruck kehrte ich in die Gegenwart zurück. Ich schlug das Jahrbuch zu, ohne mir die Mühe zu machen, Sebastianos Foto anzusehen. „Du bist wirklich ein schlaues Bürschchen.“ Ich versuchte, Bewunderung in meine Stimme zu legen. „Gute Arbeit, Jace. Darauf wäre ich nicht gekommen. Hast du nachgeprüft, ob…“
    „Eine Liste habe ich noch nicht erstellt. Aber ich dachte, wir sollten das genauer untersuchen, zumal das die einzige Verbindung ist, die ich in dem Jahrbuch zwischen Christabel und Polyamour finden konnte.“
    In dem Jahr, als Mirovitch starb, saß Christabel in der Redaktion. Wieso sollte sie eine Markierung hineinschmuggeln? Falls sie das überhaupt getan hatte. Es wäre ziemlich blöd gewesen. Andererseits war Mirovitch zu dem Zeitpunkt, als sie die Endfassung des Buches erstellten, schon tot, denn es war erst zum Jahresende herausgekommen, nach der Untersuchung. Vermutlich hat das nichts zu bedeuten, ist nur irgendein Schulscherz.
    Trotzdem – es ist der einzige Hinweis. „Ich frage mich, wer da auf der Trivisidero wohnt.“ Aus dem Fenster sah ich die Stadt unter uns dahingleiten, graue Betongebäude, auf denen mit reaktiver

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